Klar und ohne Gebrüll

Kommentar

Wer leiser tönt, dem hört man zu. So oder ähnlich lautet die Lehre aus den SP-Wahlen 2002. Es gab einen kurzen, friedlichen Wahlkampf, in dem schrille Töne "gegen Rechts", "gegen die Roten" oder sonstwen völlig fehlten - und die Umworbenen zeigten ihren Dank mit spürbar höherer Bereitschaft zum Urnengang. Großer Gewinner ist damit nicht irgendeine Partei, sondern das Studierendenparlament als Institution.

Großer Verlierer ist hingegen der RCDS. Zum dritten Mal in Folge büßte er Stimmen ein, die Zahl der Sitze hat sich seit der vorletzten Wahl halbiert. Dass das kein Schaden für das konservative Lager sein muss, zeigt der Von-Null-auf-Vier-Erfolg der Jungen Union: Sie war unter anderem angetreten, ein linkes Klischee auszuräumen und zu zeigen, dass CDU-nah nicht "rechtsextrem" bedeutet.

Wenn RCDS-Fraktionschef Malte Cordes von einer kommenden "Fraktionsgemeinschaft" beider Gruppen spricht, ist das zunächst nicht mehr als ein Wunschtraum - denn die Vorwürfe gegen seine Hochschulgruppe wiegen schwer, und sie sind restlos aufzuklären.

Das muss um so schneller geschehen, als es wahrlich genug drängende Problemen an der Uni gibt: Lehrerausbildung, Studiengebühren, Bausubstanz. Die Studentenvertretung kann dazu jetzt wieder mit mehr Autorität sprechen. Gut so. Ebenso gut, dass die Wähler ihr gezeigt haben, wie das gehen soll: klar und bestimmt, aber ohne Gebrüll.

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