In Remagen herrscht babylonisches Sprachgewirr

Eine internationale Studentengruppe der Fachhochschule hat eine Plattform entwickelt, die ausländischen Kommilitonen die ersten Schritte im Ausland erleichtert

In Remagen herrscht babylonisches Sprachgewirr
Foto: Gausmann

Remagen. Ungarisch, Spanisch, Deutsch, Schwedisch, aber vor allem Englisch: Am Campus herrscht wieder einmal ein geradezu babylonisches Sprachgewirr.

Anlass: Im Fachbereich Sprachen und Internationales sind gut 20 Studenten von fünf verschiedenen Universitäten zusammengekommen, um ein erfolgreich abgeschlossenes Projekt zu feiern.

International heißt das Projekt "BI - Borrowed Identities - European Student Now". Ziel ist es, die studentischen Identitäten in einem zusammenwachsenden Europa unter die Lupe zu nehmen und Hilfen für ein Leben und Studieren im Ausland zu geben. Zu diesem Zweck ist unter Leitung des Fachbereichschefs Laurent Borgmann wieder eine virtuelle Firma eingerichtet worden, deren Präsident Simon Zell und Vizepräsident Karsten Kneese sind.

In den "Firmen" üben die Studenten alles, was sie später im wirklichen Berufsleben brauchen. Das beginnt mit dem Verfassen von Lebensläufen in englischer Sprache, geht über Marketingpläne bis hin zur Finanzwirtschaft. In den Partneruniversitäten Leon (Spanien), Umea (Schweden), Budapest (Ungarn) und Brighton (England) des Remagener Campus arbeiten entsprechende Gruppen am gleichen Produkt, sie tauschen sich übers Internet aus.

Eines der Projekte heißt BinG - be in Germany. Es beschäftigt sich mit den Problemen, die Studenten bei ihrem Eintreffen in Deutschland haben könnten. Die Hilfe bietet die Remagener Studenten-Firma. Auf ihrer Internetplattform "Moodle" haben sie eine Bildserie eingestellt, die etwa die Ankunft am Flughafen Köln/Bonn visualisiert, den weiteren Verlauf einer Reise über Köln-Hauptbahnhof, Bonn bis Remagen im Bild festhält und auf mögliche Stolpersteine hinweist.

"Damit werden auch interkulturelle Schlüsselsituationen dargestellt und eine Lösung angeboten", erklärt Zell seinen Kommilitonen - auf Englisch natürlich. Und Laura Gonzales, die aus Mexiko stammt und über die USA nach Remagen gekommen ist, ergänzt, welche Probleme aus unterschiedlicher Interpretation der kulturellen Situation entstehen können. Pünktlichkeit, Hände schütteln und Begrüßungsküsschen sowie die Sprache sind Stichpunkte.

So ist der jungen Frau aufgefallen, dass Deutsche sofort ins Englische fallen, wenn sie ihnen langsam und Wörter suchend etwas auf Deutsch sagen will. Für sie wäre es selbstverständlich, das Gegenüber ausreden zu lassen.

Die deutsche Reaktion als freundliche Hilfe zur Überwindung von Sprachbrücken zu verstehen, fällt zunächst schwer. Auch mit der pesönlichen Nähe ist es so eine Sache - nicht jeder mag sofort mit Küsschen oder Schulterklopfen bedacht werden. Bei der Lösung solcher Probleme soll also BinG helfen.

Und wenn alles klappt, werden im kommenden Jahr ganz viele Remagener Studenten auf Achill Island, einer Insel bei Irland, bei einem internationalen Workshop ihre Erfahrungen zu dem Thema einbringen können. Das freut Borgmann besonders, denn sein Ziel heißt, möglichst vielen Studenten den Schritt ins Ausland zu erleichtern.

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