Patientenforum der Bonner Uniklinik In der Mitte des Auges

Bonn · Die Behandlung von Augenkrankheiten hat in den vergangenen Jahren erhebliche Fortschritte gemacht. Beim kommenden Patientenforum der Bonner Uniklinik stehen Experten Rede und Antwort.

 Das Zentrum des Sehens im Blick: Professor Frank G. Holz (links) und Karsten Paust sind die Experten beim Patientenforum zum Thema Augenkrankheiten.

Das Zentrum des Sehens im Blick: Professor Frank G. Holz (links) und Karsten Paust sind die Experten beim Patientenforum zum Thema Augenkrankheiten.

Foto: UKB/UKoM/Johann F. Saba und Julia Müller (Foto und Montage)

Wenn es um die Fortschritte bei der Behandlung von Augenkrankheiten geht, kommen Professor Frank G. Holz, Direktor der Universitäts-Augenklinik in Bonn, und Dr. Karsten Paust, Facharzt für Augenheilkunde, regelrecht ins Schwärmen. "Es gibt erhebliche Durchbrüche auf dem Gebiet der Diagnostik und Therapie", sagt Holz, zusammen mit Paust Experte beim kommenden Patientenforum der Bonner Uniklinik "Augenblick mal - Vorsorge, Früherkennung und Behandlung der wichtigsten Augenerkrankungen".

Dank der Optischen Kohärenztomographie (OCT), einer Methode der hochauflösenden Bildgebung für die Netzhaut, freuen sich Ärzte wie Patienten über eine "bis vor kurzem nicht für möglich gehaltene Früherkennung", erklärt Professor Holz. Sogar einzelne, lebendige Zellen an der Netzhaut seien darstellbar. Die zusätzlichen Vorteile, die besonders die Patienten freuen dürften: Das Verfahren zur Erkennung von Krankheiten ist weder schmerzhaft noch invasiv.

Das Problem in der Angelegenheit, so die beiden Ärzte, ist ein anderes: Zu wenige Menschen nutzen die Möglichkeiten der Krankheitserkennung. Sogar bei den Diabetikern, die um die Risiken für ihr Augenlicht wissen, betrage der Anteil der regelmäßigen Augenarzt-Besucher allenfalls etwa 50 Prozent.

Paust empfiehlt jedermann Kontrollen beim Augenarzt alle zwei bis drei Jahre, und zwar ab dem 40. Lebensjahr. Denn: Nervenzellen können sich nicht erneuern. "Bereits entstandene Schäden sind oft unumkehrbar", erklärt Holz. "Umso wichtiger ist es, irreversible Schäden zu verhindern."

Dabei gibt es zwischen den einzelnen Gewebsanteilen, die das Auge ausmachen, große Unterschiede. Eine Hornhaut können Ärzte beispielsweise ersetzen durch Transplantation, ebenso die Linse bei Grauem Star durch ein Kunstlinsenimplantat, die Nervenzellen der Netzhaut oder des Sehnervs sind bei Geburt aber einmalig angelegt und eben noch nicht ersetzbar.

"Zum Beispiel beim Grünen Star stirbt neuronales Gewebe ab, das merkt man aber nicht oder erst sehr spät", wirbt Paust für regelmäßige Kontrollen. Für die beiden Experten steht fest: "Die Makula zählt sicherlich zu den wichtigsten Organen des Menschen", so Holz. Und Paust erklärt: "Mit der Makula, also der Mitte der Netzhaut, erkennen wir die Dinge. Nur hier ist die Auflösung - quasi die Pixeldichte wie bei Digitalkameras - so hoch, dass wir lesen und Gesichter erkennen können."

Generell ist der Anspruch an gutes Sehen immens gewachsen, weiß Holz. Am Computer, beim Autofahren - die Dinge gut zu erkennen, ist Voraussetzung, um am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. "Wenn Sehkraft verloren geht, bedeutet das häufig auch soziale Isolation, Depression und nicht zuletzt Sturzgefahr mit weiteren potenziell gravierenden gesundheitlichen Folgen", so der Professor.

Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels hätten aber besonders Augenkrankheiten die höchsten Zuwachsraten, denn oft treten sie im Alter auf. Dazu gehören Grauer Star, Grüner Star und Makula-Degeneration. Bluthochdruck manifestiert sich am Auge, und zuckererkrankungsbedingte Sehbehinderung ist im Berufstätigenalter die häufigste Ursache für Erblindung, besagt die Statistik.

Die gute Nachricht: Augenärzte können heute handeln, bevor es zu spät, das Augenlicht verloren ist. Veränderungen der Gefäße beispielsweise im Rahmen von Bluthochdruck oder Zuckerkrankheit oder auch bei der Makula-Degeneration führen dazu, dass die Makula, also die Stelle des schärfsten Sehens, anschwillt, die zentrale Sehschärfe sich verschlechtert.

Früher hat man gesagt, da kann man nichts machen", erklärt Facharzt Paust. "Das hat sich erheblich geändert." Und Holz ergänzt: "Es gibt heute sehr wirksame Möglichkeiten, diese Prozesse aufzuhalten oder zumindest zu verlangsamen." VEGF-Hemmer, also Hemmer des Botenstoffes VEGF, sind das Geheimnis des Erfolgs, laut Holz "einer der großen medizinischen Durchbrüche der letzten Jahre".

Die Hemmer fangen den zentralen Botenstoff ein, damit der nicht Gefäße undicht macht und krankhafte wachsen lässt und damit die gefürchtete Schwellung der Makula verursacht. Mit einer sehr dünnen Spritze wird das Medikament seitlich ins Augeninnere injiziert. "Die Behandlung wird sehr gut toleriert", sagt Holz und meint damit, dass die Patienten sie generell gut er- und vertragen. "Es ist allerdings wichtig, dabei zu bleiben."

Denn wann und wie oft die Spritzen gesetzt werden müssen, ist individuell unterschiedlich und wird von den Ärzten vor allem über die OCT-Bildgebung festgestellt - mit einer einzigen Spritze ist es aber meistens nicht getan. Dass eine Behandlung am Auge schmerzhaft sein muss, ist ein Mythos, mit dem es die Fachärzte immer wieder zu tun haben. Es gibt auch noch andere, mit denen sie aufräumen möchten. Zum Beispiel, man solle seine Augen schonen, damit eine Krankheit sich nicht verschlimmere. "Im Gegenteil: Man sollte seine Augen trainieren, sie nutzen, das schadet ihnen nicht", sagt Holz.

Sicherlich sei eine ausreichende Beleuchtung sinnvoll, der Spruch "Verdirb dir nicht die Augen" entbehre aber einer medizinischen Grundlage. Nach einer Operation am Auge, die dank Mikrochirurgie meist wenig invasiv ist und deshalb wenig Narbenbildung an den Augenhüllen mit sich bringe, erholen sich Patienten meist schnell. Operationen der Netzhaut, des Glaskörpers und der Makula sind über winzige Zugänge mit sehr feinen Instrumenten möglich. Graue-Star-OPs werden beispielsweise zumeist ambulant durchgeführt; die Heilung erfolgt meist rasch.

Viele glauben, nach einer Operation am Auge dürfe man bestimmte Dinge nicht tun, etwa heben oder sich bücken. Auch diesen Mythos lässt Professor Holz nicht stehen: "Dem Auge macht das nach einer erfolgreichen Operation nichts. Auch das Partnerauge wird nicht überlastet, wenn das Sehen an einem Auge eingeschränkt ist."

Patientenforum

Donnerstag, 18. Juli, 18 Uhr

  • Thema: "Augenblick mal" - Vorsorge, Früherkennung und Behandlung der wichtigsten Augenerkrankungen
  • Experten: Professor Dr. Frank G. Holz, Direktor der Klinik für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Bonn; Dr. Karsten Paust, Facharzt für Augenheilkunde, Augenärztliche Gemeinschaftspraxis im Gesundheitszentrum Sankt-Johannes-Hospital
  • Veranstaltungsort: Campus Venusberg des Universitätsklinikums Bonn im Gebäude "Biomedizinisches Zentrum" (Gebäude 344, gegenüber dem Notfallzentrum)
  • Leserservice: Haben Sie Fragen, die im Forum auch behandelt werden sollen? Dann senden Sie diese an uni@ga.de.
  • Weitere Infos zum Thema: Die folgenden Seiten im Internet bieten seriöse Informationen zu Augenkrankheiten und Sehschwächen, basierend auf medizinischen Erkenntnissen und betreut von Fachleuten: www.dog.org, www.augeninfo.de, www.woche-des-sehens.de
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort