Imposante Blüte, aber ekelhafter "Duft"

"Aristolochia" ist Pflanze des Monats September im Botanischen Garten in Bonn

Bonn. (piw) Ihrer Blütenform verdanken sie phantasievolle Namen wie "Pfeifenblume" oder "Gespensterpflanze". Und sie gehören zu den auffälligsten und merkwürdigsten Pflanzen in den Gewächshäusern des Botanischen Gartens - auch, weil sie sich auf "anrüchige" Weise fortpflanzen.

Insgesamt gibt es weltweit, vor allem aber in den Tropen rund 120 Arten der sogenannten "Aristolochia". Besonders auffällig: die eindrucksvolle "Grandiflora" mit ihren bis zu 40 Zentimeter breiten und einen Meter langen Blüten.

Mit ihrer etwas bescheideneren Verwandten "Gigantea" ist sie im September für den Botanischen Garten die "Pflanze des Monats".

Wenn man das Gewächshaus mit der Riesenseerose Victoria betritt, sieht man sie sofort: Zwei große Lianen stehen links und rechts am Wasserbecken.

Wie gewaltige Lappen hängen riesige purpurfarbige Blüten mit blass-beigen Sprenkeln und langgezogenem Zipfel von der Gewächshausdecke herab - die prächtige Aristolochia grandiflora, weit verbreitet in Zentralamerika.

Auf der gegenüberliegenden Seite wächst die Aristolochia gigantea aus Panama: An ihren Blüten (sie sind etwas kleiner als die der Gigantea) fehlt der langausgezogene Zipfel. Ebenso düster wie die Blüten sind die leberartigen Knospen, die sich bereits in der Nacht öffnen. Die Blüte hält sich zwei Tage lang.

Aristolochia grandiflora und Aristolochia gigantea sind zwei typische Mitglieder der Pflanzenfamilie "Aristolochiaceae". Botaniker bezeichnen sie auch als Täuschblumen, weil sie mit einem Trick Insekten anlocken, um sie für ihre Fortpflanzung einzuspannen. Sie locken nämlich mit den trüben Farben, die Aristolochia grandiflora sogar mit einem ekelhaften Kot- und Aasgeruch.

Angelockte Schmeißfliegen fangen sich im Inneren der Blüten, werden dort mit Pollen "gepudert" und anschließend wieder freigelassen. Beim nächsten unfreiwilligen Aufenthalt in einer Aristolochia-Blüte kommt es dann zu Bestäubung.

Eine Verwandte der Pfeifenblumen ist mittlerweile auch bei uns heimisch geworden. Aristolochia clematitis, eine relativ unscheinbare kleine Pflanze, trifft man in der Umgebung von Bonn beispielsweise an der Siegmündung an. Die Römer haben sie vor rund 2 000 Jahren ins Rheinland mitgebracht.

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