Verbundschule Bornheim Im Rahmen des MINT-Projekts bauten Schülerinnen Cajons

BORNHEIM-UEDORF · "Krrrr!" Der Akkuschrauber gibt sein Bestes, aber die Schraube will einfach nicht im Holz verschwinden. Alina stutzt: "Kann mir jemand helfen? Das hört sich komisch an." Joachim Kader, Techniklehrer an der Verbundschule Bornheim, eilt zur Hilfe, hütet sich aber, seiner Schülerin das Werkzeug aus der Hand zu nehmen. "Versuche es mal mit etwas mehr Druck", rät er. Und siehe da, es klappt!

 Die Mädchen unter sich auf den selbstgebauten Cajons.

Die Mädchen unter sich auf den selbstgebauten Cajons.

Foto: Wolfgang Henry

Nach wenigen Handgriffen ist Alinas Cajon, eine "Trommelkiste", fertig. Fünf Wochen lang haben sich sechs Mädchen der zehnten Klasse im Technikunterricht mit dem Bau des aus Südamerika stammenden Rhythmusinstruments beschäftigt. Ausmessen, Leimen, Bohren, Schrauben, und Abschleifen standen auf dem Programm. Sechs Mädchen in der Technikklasse? Da drängt sich die nächste Frage förmlich auf: Wo sind die Jungs? "Die mussten diesmal draußen bleiben", erklärt Kader, der neben Technik auch Naturwissenschaften unterrichtet.

"Denk Mint" heißt das Projekt zur Förderung des naturwissenschaftlich-technischen Interesses von Schülerinnen, an dem sich die Bornheimer Verbundschule im Ortsteil Uedorf bereits zum zweiten Mal beteiligt. Als MINT-Fächer bezeichnet man zusammenfassend die Unterrichtsfächer aus den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik, die traditionell als Männerdomänen gelten. Möglich wird das Projekt, das die Schülerinnen der Abschlussklasse ermutigen soll, MINT-Berufe stärker in ihre Ausbildungswahl einzubeziehen, durch Fördermittel der RWE Deutschland. 16 Schulen aus ganz NRW beteiligen sich an dem Projekt.

"Mit den 500 Euro, die wir aus den Fördermitteln erhalten haben, konnten wir das Material für den Bau der Cajons finanzieren", erklärt Kader. Das Holz für die Trommeln ließ er sich von einem befreundeten Kollegen passend zuschneiden. "Aber den Rest haben wir selbst gemacht", berichtet er stolz.

Einmal mehr konnte der 45-Jährige beobachten, dass sich Mädchen im Fach Technik ganz anders verhalten, wenn keine männlichen Mitschüler dabei sind. "Sie sind freier, weniger gehemmt, trauen sich viel mehr", beschreibt er seine Eindrücke. "Während die Jungs eher zeigen, wie toll sie etwas schon können, sind Mädchen mehr aufs Lernen ausgerichtet, fragen viel und helfen sich gegenseitig." Kichern können die Mädels allerdings auch ziemlich gut - und tun dies ausgiebig, als sie versuchen, ihren Cajons die ersten "Töne" zu entlocken. Da muss sich Michael Zonker, Cajon-Spieler und ehemaliger Lehrer an der Verbundschule, erst einmal Gehör verschaffen. "Wenn ich spreche, trommelt niemand."

Kompliziert wird es bei den ersten Rhythmen. "Zweimal Bumm, einmal zack", erklärt Zonker, der gekommen ist, um mit den Mädchen ein Medley aktueller Popsongs einzustudieren, die im jeweiligen Rhythmus mit dem Cajon begleitet werden. Dies soll dann im Rahmen der Schulabschlussfeier der Klasse 10 vor großem Publikum aufgeführt werden. "Es gab mal eine Rockgruppe, die ein bekanntes Lied geschrieben hat. Und das hatte genau diesen Rhythmus", führt Zonker aus - nicht ahnend, das sich unter den Schülerinnen eine Musikexpertin befindet. "Die Band heißt Queen", weiß Rebeca. Der Song "We will rock you" ist also schon mal gebongt. Der nächste Rhythmus wird einstudiert: Bumm und Zack gleichzeitig ist schon viel schwieriger.

Ein paar Wochen haben die Schülerinnen noch Zeit, für ihren großen Auftritt zu üben. Außerdem müssen die Cajons noch "hübsch" gemacht werden. Jedes Mädchen darf seine Trommel individuell gestalten. Monique möchte mit Hilfe einer Schablone zwei Hände auf ihre Kiste sprühen. Maike hat sich für ein chinesisches Schriftzeichen entschieden, Gjenesa für ein filigranes Ornament und Jessica für die Silhouette des Nürburgrings.

Uta Will, Leiterin der Verbundschule, begrüßt das Angebot zur MINT-Förderung an ihrer Schule: "Viele unserer Schülerinnen und Schüler wissen zunächst nicht, welche Möglichkeiten ihnen eine Ausbildung im Bereich der MINT- Branche bietet und welche spannenden beruflichen Tätigkeiten danach auf sie warten. Im Rahmen des Projekts kann man individuelle Stärken herausarbeiten und ausbauen."

Alina und ihren Mitschülerinnen trommeln jedenfalls begeistert. Nach "krrrr", "bumm" und "zack" macht es plötzlich "dingdong". Die Trommelstunde ist zu Ende. Schade!

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