"Ich wollte da gar nicht mehr weg"

In einem Workshop berichten Bonner ERASMUS-Studenten von ihren Erfahrungen zwischen Belfast und Warschau

Bonn. "Ich wurde am Bahnhof abgeholt, und zur Begrüßung gab es ein Bankett." So angenehm wie das Auslandsstudium von Jan-Peter Manz an der Queens University von Belfast begann, so ging es auch die gesamten zehn Monate über weiter: "Eine Uni in Großbritannien ist ein Dienstleistungsbetrieb. Und der funktioniert", berichtet der Bonner Englisch-und Germanistik-Student rund 20 Kommilitonen. Sie waren der Einladung des Dezernats für internationale Angelegenheiten zum Workshop "Studieren und Arbeiten in Europa" in den Senatssaal gefolgt. Petra Berkner, die im Dezernat für die Auslandsstudienberatung und den Studierendenaustausch (Europa) zuständig ist, stellt das SOKRATES-ERASMUS-Programm der EU vor, das seit Jahren an der Bonner Universität boomt: Gut 600 000 Mark wirbt sie jährlich darin ein.

Der Studierendenaustausch vollzieht sich im Rahmen von Einzelvereinbarungen, den so genannten Hochschulkooperationsprogrammen (HKP), die jeweils Professoren aus mindestens drei europäischen Ländern vereinbaren. In Bonn sind laut Berkner 30 Fachbereiche beteiligt, die Verträge mit über 220 Partnerhochschulen in ganz Europa abgeschlossen haben, etwa für die Politischen Wissenschaften unter anderem mit Fribourg, dem IEP Grenoble, dem IEP Paris und der Universität Oxford. So können im ERASMUS-Programm jährlich etwa 300 Bonner Studierende für ein paar Monate ins Ausland gehen.

Der Clou dabei ist weniger die Mobilitätsbeihilfe von rund 200 Mark pro Monat, sondern vielmehr die Tatsache, dass die Austauschstudierenden an ihren Hochschulen gut betreut werden. So hilft ein Koordinator bei der Zusammenstellung des Stundenplans. Und die spätere Anrechnung der im Ausland erworbenen "Scheine" wird vielfach erleichtert durch das Kreditpunktsystem ECTS, den "Bildungs-Euro".

Allerdings empfiehlt Manz, vor Antritt des Auslandsaufenthalts mit den Bonner Professoren abzuklären, was später anerkannt werden kann. Die Qualität des Studiums in Belfast lobt Manz: "Solch ein Bachelor-Studiengang ist sehr auf Überblick angelegt. Man liest da etwa zehn bis 15 Romane pro Semester. So habe ich bei der englischen Literatur des 20. Jahrhunderts meine Lücken aufgefüllt." Sehr hilfreich sei gewesen, "dass man die Dozenten jederzeit ansprechen konnte".

Die "vorzügliche Betreuung" lobt auch Violeta Ziaja, die im vergangenen Wintersemester ihr Studium der Katholischen Theologie als ERASMUS-Studentin in Warschau fortsetzte. Die Sprachkurse seien dort für Programm-Studenten kostenlos, außerdem gebe es inzwischen ein großes Angebot an englisch-oder deutschsprachigen Kursen. Abgesehen von dem fachlichen Profit stellten die ERASMUS-Stipendiaten ihren Erfahrungsgewinn heraus. So berichtet Manz, dass es lehrreich gewesen sei, Deutschland einmal von außen zu betrachten. Und Gudrun Pradier, die in Rom studiert hat, betont, dass das Zurechtfinden im fremden Land das eigene Selbstbewusstsein stärke.

"Man darf nicht mit der Erwartung ins Ausland gehen, dort funktioniere alles genau so wie zuhause", schreibt sie den Kommilitonen ins Stammbuch. Sie selbst habe sich in Italien, "der Wiege der europäischen Kultur" so wohl gefühlt, dass sie dort gar nicht mehr weggewollt habe. Natürlich können Bonner Studenten, die jetzt einen Auslandsaufenthalt planen, von den Erfahrungen ihrer Vorgänger profitieren: Im Dezernat für internationale Angelegenheiten (Poppelsdorfer Allee 53) steht ein dicker Ordner mit Erfahrungsberichten.

Die Verfasser sind die idealen Ansprechpartner. Und Petra Berkner empfiehlt: Zur Vorbereitung eines Auslandsstudiums sollte man an vielen Hochschulen Sommersprachkurse besuchen. Für Trient, Salamanca, Prag und Warschau gibt es dazu sogar Stipendien.

Mehr Informationen im Internet unter www.verwaltung.uni-bonn.de/Internationales

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