Universität Bonn Gorbatschow setzt sich für Slawistik ein

BONN · Hoffnung für die Slawistik an der Bonner Universität? "Aller Voraussicht nach wird das Fach in seiner bisherigen, stark philologisch orientierten Ausrichtung zwar nicht weitergeführt, jedoch soll die Osteuropa-Kompetenz in sinnvoller Ergänzung zu anderen Akteuren an der Uni selbst und an anderen Standorten im Land erhalten bleiben", sagte Uni-Sprecher Andreas Archut auf Anfrage.

 Michail Gorbatschow.

Michail Gorbatschow.

Foto: dpa

Die Forschung und Lehre zu osteuropäischer Geschichte und Kultur solle gebündelt und in Kombination mit dem breiten Lehrangebot osteuropäischer Sprachen und der bestehenden Bibliothek fortgeführt werden, so Archut, der eine gemeinsame Stellungnahme von Rektor und Dekan ankündigte.

Wie berichtet, muss die Philosophische Fakultät jährlich 1,5 Millionen Euro einsparen, eine Folge der Mittelkürzungen, die die Landesregierung den Hochschulen bereits vor fünf Jahren auferlegte. Der Fakultätsrat beschloss im Februar trotz Proteste von Studenten und Lehrkörper, die Begleitfächer Mongolistik und Lusitanistik einzustellen, die Arbeitsbereiche Slawistik sowie Sprache und Kommunikation aufzulösen.

Die aktuelle Entwicklung scheint mit einem Brief von Michail Gorbatschow an Ministerpräsidentin Hannelore Kraft zusammenzuhängen. In dem Schreiben, das dem GA vorliegt, appelliert ehemalige Staatspräsident der UdSSR an Kraft, die Bonner Slawistik zu retten. "Ich bitte Sie, die Entscheidung, welche sich negativ auf die Entwicklung der Beziehungen unserer beiden Länder im Bereich Wissenschaft und Bildung auswirken kann, zu überdenken", schreibt Gorbatschow.

"Die Lebensqualität in unserem gemeinsamen Haus Europa hängt von den guten Beziehungen in Politik, Wissenschaft und Kultur ab." Gerade viele slawische Länder seien Mitglied der EU geworden. "Es fällt schwer zu verstehen, dass sich die traditionsreiche Universität Bonn gewisser Maßen von einem bedeutenden Teil des europäischen Kulturraums abwendet."

In einem Antwortschreiben, das dem GA ebenfalls vorliegt, verweist Wissenschaftsministerin Svenja Schulze auf die Verantwortung der Uni Bonn. Nach dem derzeitigen Rechtsstand obliege die Entscheidung über das Angebot von Studiengängen und Fächern "allein der Hochschule, nicht dem Land NRW", so die ministerin.

Nun liegt der Ball wohl bei Rektor Jürgen Fohrmann. Archut deutete jedenfalls eine mögliche Zusammenarbeit mit "Akteuren" in der Bonner Uni und an anderen NRW-Standorten an. Man wolle zumindest die wertvolle slawistische Bibliothek erhalten.

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