Gerangel vor dem Start

Hochschulradio: Zwei konkurrierende Trägervereine haben sich gegründet und Lizenzanträge für Bonn gestellt

Bonn. Ein Studiengang Medienwissenschaften an der Universität Bonn, ein Studiengang Technikjournalismus an der Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg, eine Handvoll studentischer Radiogruppen mit mehreren Jahren Erfahrung im Hörfunkmachen: Die Voraussetzungen für ein gemeinsames Hochschulradio in der Region könnten eigentlich nicht besser sein. Noch vor Weihnachten deutete auch alles in Richtung Harmonie, doch jetzt stehen die Zeichen auf Sturm.

Zur Vorgeschichte: Die studentischen Radiogruppen hatten ihre jahrelangen Querelen untereinander beigelegt, und die geschäftsführende Direktorin des Zentrums für Kommunikations- und Medienwissenschaften Professor Caja Thimm hatte Mitte Dezember alle Radio-Interessierten zu einem Treffen eingeladen. Rund 100 Personen quer durch alle Fächer diskutierten damals in der Alten Sternwarte engagiert über ein uniweites gemeinsames und dauerhaftes Radioprogramm.

Doch die Initiative der Medienwissenschaftlerin trug nicht. In der vorigen Woche haben sich an einem Abend, zur gleichen Uhrzeit und gerade mal 600 Meter voneinander entfernt gleich zwei konkurrierende Trägervereine für ein Uniradio gegründet: Die einen trafen sich im Carl-Schurz-Haus des Studentenwerks, die anderen im Hörsaal des Instituts für Kommunikationsforschung und Phonetik (IKP) in der Alten Sternwarte.

Thimms "CampusRadio Bonn" fand Unterstützung von Studierenden verschiedener Fächer. Das "Hochschulradio Bonn/Sieg" brachten sechs studentische Radiogruppen, die ASten der beiden Hochschulen und weitere Studierende auf den Weg. Die AStA-Vorsitzende der Uni Bonn, Sonja Brachmann, leitete hier die ersten Vorstandswahlen.

"Ich habe mir das CampusRadio auf meine Fahnen geschrieben", betont Thimm, die vor knapp zwei Jahren nach Bonn kam. Und von dieser Vorreiterrolle lässt sie sich offenbar nicht abbringen. Die studentischen Radiogruppen werfen Thimm indes einen "Alleingang" vor: Sie würde die Fachhochschule ausschließen und ein "Professorenradio" machen wollen. Fakultät und Rektor stehen hinter ihrer Initiative - auch finanziell.

"Wir organisieren nur, Radio machen die Studenten", entgegnet Thimms Radiobeauftragter Bernd Rössle. Offenbar gebe es Leute an der Uni, "denen es nicht passt, dass woanders was entsteht". Die FH wiederum hält sich ob des Wirrwarrs bedeckt. "Wir sind nirgendwo drin, wir bilden uns erst unsere Meinung", sagt Sabine Lepper, für Technikjournalismus zuständige Dekanin.

Nun haben beide Trägervereine einen eigenen Antrag auf eine UKW-Sendelizenz gestellt. Thimms Initiative nur für Bonn, die anderen für Bonn und den Rhein-Sieg Kreis. Ganz außen vor will da auch die FH nicht bleiben. Sie werde sich "in Kürze" mit den Bonnern treffen, kündigt Lepper an. Dass aber doch noch Hoffnungen für ein Zusammengehen der beiden Radiogruppen bestehen, darauf deutet eine von vielen Beteiligten vorgebrachte Beschwichtigung hin: "Warten wir doch erst mal einige Wochen ab."

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