Bernstein aus Ostasien und Nordeuropa Forscher finden die gleichen Insekten

BONN · Vor rund 50 Millionen Jahren lebten im Osten Asiens ganz ähnliche Insekten wie in Nordeuropa. Auf diese merkwürdige Tatsache weist Bernstein aus dem Braunkohleabbau in der Nähe der nordostchinesischen Stadt Fushun hin, der derzeit auch von Forschern des Steinmann-Instituts der Bonner Friedrich-Wilhelms-Universität analysiert wird.

 Konserviert in einem goldenen Sarg: Trauermücke in Fushun-Bernstein.

Konserviert in einem goldenen Sarg: Trauermücke in Fushun-Bernstein.

Foto: Bo Wang/Uni Bonn

In den fossilen Harzbrocken sind Gliederfüßer aus mehr als 80 verschiedenen Familien verewigt - ein einzigartiger Schnappschuss der damaligen Insektenwelt Ostasiens, über den Forscher aus China, Europa und den USA in der Fachzeitschrift "Current Biology" berichtet haben.

Auch wenn die Auswertung der rund 3000 Brocken noch am Anfang stehe, sei schon jetzt klar, dass es die Bernstein-Stücke in sich haben, sagt der Bonner Paläontologe Professor Jes Rust: "Im Fushun-Bernstein finden wir neben asiatischen Formen erstaunlich oft dieselben Insekten-Gattungen wie im baltischen Bernstein." Und das obwohl der baltische Bernstein aus der Ostsee-Region stammt - und seinen Ursprung damit fast 10.000 Kilometer von Fushun entfernt hat.

Baltischer Bernstein ist etwa 40 bis 50 Millionen Jahre alt. Damals waren Europa und Asien durch einen breiten Meeresarm getrennt, die Turgai-Straße. Viele Forscher gingen bislang davon aus, dass dieser Meeresarm Artenwanderungen zwischen den Kontinenten verhinderte - oder zumindest stark erschwerte. "Die große Ähnlichkeit der eingeschlossenen Insekten hat uns daher sehr überrascht", so Rust. "Wir wissen noch nicht, wie das zusammen passt."

Bisher waren die Bernstein-Stücke aus Fushun als Grundlage für Schmuckstücke beliebt gewesen, systematisch erforscht wurden sie noch nicht. Erst der chinesische Paläontologe Bo Wang habe das wissenschaftliche Potenzial erkannt, heißt es in einer Mitteilung der Bonner Uni.

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