"Alarmierender Rückgang" Feldlerche wird erneut "Vogel des Jahres"

Berlin/Hilpoltstein · Schon Shakespeares Romeo und Julia sprachen über die Lerche. Und Pop-Superstar Ed Sheeran verlegte wegen des seltenen Feldvogels im Ruhrgebiet ein Konzert. Nun wird die frühere Allerweltsart bereits zum zweiten Mal "Vogel des Jahres".

 Eine Feldlerche im Rekultivierunggebiet des Tagebaus Welzow-Süd.

Eine Feldlerche im Rekultivierunggebiet des Tagebaus Welzow-Süd.

Foto: Andreas Neuthe

Die Feldlerche ist bereits zum zweiten Mal zum "Vogel des Jahres" gekürt worden - weil die Zahl der Tiere immer weiter abnimmt.

Der "alarmierende Rückgang" der Bestände dieses früheren "Allerweltsvogels" habe sich seit der ersten Wahl vor 20 Jahren fortgesetzt, teilten der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) und der Landesbund für Vogelschutz (LBV/Bayern) am Freitag mit. Wegen der intensiven Landwirtschaft, Pestiziden und zu wenig Brachflächen fehlten den Vögeln Lebensräume und Nahrung.

Verbunden mit der Wahl der Feldlerche (Alauda arvensis) zum "Vogel des Jahres 2019" fordern die Verbände eine grundlegende Änderung der EU-Agrarpolitik: Die immer intensiver werdende Landwirtschaft sei zum Hauptgrund für das Artensterben in Europa geworden. Statt in Massenproduktion müsse in naturverträgliche Landwirtschaft investiert werden. Wegen der intensiven Bewirtschaftung stehe das Getreide auf den Feldern mittlerweile so dicht, dass für die Vögel kaum Platz zum Nestbau bleibe, erklärten die Naturschützer. Die Lerche stehe stellvertretend für andere Feldvögel wie Kiebitz und Rebhuhn, denen es zum Teil noch schlechter gehe.

Der aktuelle Bestand der Feldlerchen in Deutschland wird laut Nabu auf 1,3 bis 2,0 Millionen Brutpaare geschätzt. Mehr als ein Drittel der Vögel sei in den vergangenen 25 Jahren verschwunden - in vielen Gebieten gebe es sie gar nicht mehr. In den ostdeutschen Bundesländern seien Feldlerchen noch etwas häufiger anzutreffen als im Westen, sagte der Nabu-Vogelschutzexperte Lars Lachmann. Seit 2007 steht die einst extrem häufige Feldlerche deutschlandweit als gefährdet auf der Roten Liste der bedrohten Vögel. Der 16 bis 18 Zentimeter lange Bodenbrüter hat ein braunes Gefieder mit schwarzbrauner Strichelung und eine kleine Federhaube. Die Feldlerche ist eine von drei Lerchen-Arten in Mitteleuropa.

Männliche Feldlerchen singen meist im Flug in einer Höhe von 50 bis 200 Metern, wo sie mit bloßem Auge kaum zu erkennen sind. Ihr tirilierender Gesang sei früher typisch für unsere Agrarlandschaft gewesen - einen einzelnen Vogel herauszuhören, meist unmöglich. Heute dagegen sei es eine Freude, überhaupt eine Lerche zu hören, sagte LBV-Chef Norbert Schäffer. In manchen Gegenden sei der Gesang am Himmel über den Feldern bereits ganz verstummt.

Der Nabu und der Landesbund für Vogelschutz vergeben den Titel "Vogel des Jahres" seit 1971. Die Organisationen machen damit auf die Gefährdung bestimmter Arten und ihrer Lebensbedingungen aufmerksam.

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