Universität Bonn Eine Frage der Reputation

BONN · Ein bisschen stolz darf die Universität Bonn derzeit schon auf sich sein. In dem internationalen Hochschul-Ranking des Fachmagazins "Times Higher Education" (THE) hat sie es erstmals unter die Top 100 geschafft, nur sieben andere deutsche Hochschulen konnten eine bessere Platzierung erlangen.

Universität Bonn: Eine Frage der Reputation
Foto: Barbara Frommann

Ein beträchtlicher Imagegewinn - aber zugleich einer, der mit einer gewissen Vorsicht zu genießen ist. Denn auch wenn die Liste vor allem im englischen und amerikanischen Raum durchaus Gewicht hat, stecken hinter dem gewaltigen Sprung nach vorne (mehr als 100 Plätze hat die Uni Bonn im Vergleich zum Vorjahr gutgemacht) mehr als nur gestiegene Qualitätsstandards.

"Es gibt eine modifizierte Methodik, nach der bewertet wird und die für einige deutsche Hochschulen offenbar vorteilhaft ist", erklärt der Pressesprecher der Universität Bonn, Andreas Archut. Hintergrund sei ein Wechsel des Kooperationspartners von THE. "Deshalb sollte man ein einzelnes Ergebnis auch nicht überbewerten oder ein Ranking isoliert betrachten. Wir schneiden aber eigentlich bei allen weltweiten Hochschul-Vergleichen sehr gut ab und kamen jetzt etwa auch beim Shanghai-Ranking als eine von nur vier deutschen Hochschulen in die Top Ten. Das spricht schon für uns."

Interessant ist zudem, dass Bonn derartige Platzierungen erreicht, ohne im Rahmen der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder gefördert zu werden, so wie dies bei den laut THE sechs besten deutschen Unis der Fall ist. Derartige Elite-Siegel gewähren Hochschulen immerhin den Zugang zu enormen Geldmitteln, von 2007 bis 2017 fließen insgesamt 4,6 Milliarden Euro. Die Kritik, mit dieser Leuchtturm-Strategie anderen Universitäten das Wasser abzugraben, scheint das THE-Ranking in weiten Teilen zu bestätigen - dass es anders geht, zeigt etwa das Bonner Beispiel, auch wenn die Fokussierung auf bestimmte Fachbereiche mitunter zu Lasten kleinerer Fächer geht.

Doch auch wenn die Forschungsqualität von zentraler Bedeutung ist, spielen zudem andere Aspekte des universitären Lebens eine Rolle. Das THE-Ranking bewertet die Universitäten anhand einer Reihe verschiedener Kriterien: Wie häufig werden Veröffentlichungen der Uni-Forscher in der Wissenschaftsgemeinschaft zitiert (in der von Thomson Reuters veröffentlichten Liste der "Highly Cited Researchers 2015" sind übrigens fünf Bonner vertreten)? Wie viele Studenten betreut ein Dozent? Wie hoch ist der Anteil der ausländischen Studierenden?

Insgesamt 13 Merkmale werden so zusammengetragen und nach einem bestimmten Schlüssel aufaddiert. Die Daten liefern zum Teil die Hochschulen selbst, was mitunter schon zu Kritik am Verfahren geführt hat. Die Uni Bonn habe sich da allerdings nichts vorzuwerfen, sagt Archut selbstbewusst: "Wir betreiben kein Marketing mit Rankings."

Andererseits hat ein gutes Abschneiden bei derartigen Hochschul-Vergleichen durchaus Vorteile, wie auch Archut zugibt. "Der verbundene Imagegewinn hilft vor allem in der internationalen Zusammenarbeit und bei der Gewinnung von hochqualifizierten Kräften", erklärt er. "Wir werden so als starker Forschungspartner wahrgenommen. Klar ist allerdings auch, dass dies allenfalls ein Türöffner sein kann. Letztlich zählt nur die Leistung unserer Wissenschaftler, die für sich sprechen muss."

Was sie wohl auch tut. "Wir haben in der Tat einen sehr guten Ruf in vielen Fächern", sagt Archut, "unter anderem in Mathematik, Chemie, Physik oder Ökonomie finden Bonner Forscher weltweit viel Beachtung. Und das ist nur die Spitze des Eisbergs."

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