Ein Stück United States in Bonner Hörsälen

Nordamerikaprogramm: Studiengang feiert Zehnjähriges - Breit gefächerte Ausrichtung mit den Schwerpunkten Sprache und Literatur

Bonn. Neue Wege in Forschung und Lehre einschlagen, indem Amerikanisten mit Wirtschaftswissenschaftlern oder Geographen kooperieren, und den Studierenden eine Ausbildung vermitteln, die klare Berufsperspektiven bieten - mit diesem Ziel wurde an der Bonner Universität vor zehn Jahren das Nordamerikaprogramm, kurz NAP, ins Leben gerufen: ein interdisziplinärer Magisterstudiengang, bei dem neun Wissenschaftler aus drei Fakultäten eng zusammen arbeiten. Jetzt wurde "das erste Jubiläum, das man feiern kann", so der "Vater des NAP", Professor Lothar Hönnighausen, mit einem Festakt im Uni-Club begangen.

Als Pilotprojekt war das Programm, das eigentlich mit vollem Namen "Regionalwissenschaften Nordamerika" heißt, zum Wintersemester 1990/91 am Englischen Seminar gestartet und ist inzwischen ein Markenzeichen der Universität: Während sich die Amerikanistik im herkömmlichen Sinn ausschließlich mit Literaturwissenschaft und Zivilisationsgeschichte beschäftigt, zeichnet sich das NAP durch seine breit gefächerte interdisziplinäre Ausrichtung aus.

Auch hier liegt der Schwerpunkt auf Sprache und Literatur Amerikas und Kanadas, aber der zweite Pflichtfachbereich Wirtschaftswissenschaften und das weite Spektrum im Wahlfachbereich - mit nordamerikabezogenen Lehrveranstaltungen von Politischer Wissenschaft bis zur Kirchengeschichte, von Geographie bis zu Rechtswissenschaften - sorgen für eine Erweiterung des Horizonts. Die Kurse werden mehrheitlich in englischer Sprache abgehalten, und häufig unterrichten amerikanische oder kanadische Gastdozenten. Hinzu kommen mittägliche Vorträge von Berufspraktikern oder Vertretern von Auslandsorganisationen oder Stiftungen, die für Berufsorientierung sorgen.

"Wir haben im NAP aber auch einen ganz besonderen Studententyp", schwärmt Hönnighausen: "Sie sind viel stärker motiviert, haben ziemlich klare Vorstellungen und ziehen die Ausbildung konsequent durch. Obwohl ein Jahr an einer amerikanischen Hochschule studiert und ein Firmenpraktikum absolviert wird und die Lehrveranstaltungen in den vielen verschiedenen Fächern hohe Ansprüche an die Leistungsbereitschaft stellen, schaffen die meisten innerhalb der Regelstudienzeit ihren Abschluss." Allerdings werden in jedem Jahr aus rund 120 Bewerbern die besten 40 ausgewählt. Der Studiengang bietet dann nach amerikanischem Vorbild ein Kurssystem mit intensiver Beratung und regelmäßiger schriftlicher Überprüfung der Leistungen. Hönnighausen: "Die Studierenden kennen sich untereinander und achten selbst mit darauf, dass niemand den Anschluss verliert." Tatsächlich sind Studienabbrüche bei den "Nappies" selten - im Gegensatz zu den herkömmlichen Magisterstudiengängen.

Hönnighausen zufolge machen von den 300 Studienanfängern im Fach Anglistik nur zehn Prozent am Ende auch Examen. Und selbst die hätten häufig noch Schwierigkeiten, Jobs zu finden. Anders im NAP. Hönnighausen: "Beim letzten Examenstermin konnten alle frischgebackenen Absolventen einen Arbeitsvertrag vorweisen." Ihr Betätigungsfeld ist vielfältig: Auswärtiger Dienst, Kulturmanagement, Wissenschaftsorganisation, Medien, Public Relations sowie Firmen, die eng mit den USA zusammenarbeiten.

Nächstes Ziel der NAP-Koordinatoren ist die Einrichtung eines Graduiertenkollegs sowie die Erweiterung der Promotionsordnung durch das Fach "Interdisziplinäre Amerikawissenschaft". Um den Kontakt zu den Ehemaligen zu halten, ist ein Alumni-Netzwerk im Aufbau. Die familiäre Atmosphäre wird beim alljährlichen "Christmas-Empfang" des Programms spürbar, der diesmal den Festakt beschloss: Da sorgten Studierende als "The NAP AllStars" mit Sketchen für Hochstimmung.

Weitere Informationen direkt beim Nordamerikaprogramm unter Tel. (02 28) 73 72 08 und im Internet unter www.uni-bonn.de/nap/

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