Ein guter Kumpel erleichtert den Start

Studenten der Fachhochschule Bonn/Rhein-Sieg in Rheinbach unterstützen ausländische Kommilitonen bei ihrem Einstieg ins Studium - 80 Nationen sind an der FH vertreten

Ein guter Kumpel erleichtert den Start
Foto: Henry

Rheinbach. Willkommen in Deutschland. Diesem fremden Land mitten in Europa, viele tausend Kilometer von der Heimat entfernt. Der Frankfurter Flughafen ist unüberschaubar, gigantisch, man findet sich als fremder Neuankömmling nur schwer zurecht. Wie gut, dass hier die Menschen Englisch sprechen. Und freundlich sind sie auch.

Es ist das erste Mal, dass Lou Zhanli nach Deutschland kommt. In Kürze beginnt für die chinesische Studentin das Semester. Sie hat sich an der Fachhochschule (FH) Bonn/Rhein-Sieg eingeschrieben. Den Abschluss Bachelor of Biotechnology hat die 24-Jährige bereits in der Tasche, später möchte sie promovieren.

"Deutschland ist bekannt für seine gute Forschung und sein Bildungssystem", sagt Lou, die sich hier "Jenny" nennt. Wie so viele Asiaten, die in Europa leben, hat sie sich einen westlichen Namen zugelegt. Zeit zum Einleben bleibt ihr nicht. Immerhin, einen wichtigen Kontakt hat sie schon geknüpft: mit Marijke Tappe, einer Biologie-Studentin an der FH im dritten Semester.

Per E-Mail haben sich die beiden jungen Frauen bereits im Sommer über die Studienbedingungen, Rheinbach und seine Umgebung ausgetauscht. Marijke Tappe nimmt am neuen "Study Buddy"-Programm der FH in Rheinbach teil, das ausländischen Studenten den Einstieg erleichtern soll. Seinen Ursprung hat es in einer Initiative des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD).

Ein "Buddy" ist ein Kumpel, der ein offenes Ohr hat und der einem mit Rat und Tat zur Seite steht. Rund 35 Studenten haben sich für diese Aufgabe bereit erklärt - "sehr motivierte junge Leute", lobt Projektleiterin Annette Menke. Die Dozentin aus dem Bereich Angewandte Naturwissenschaften ist die Kontaktstelle für ausländische Studierende.

Rund 80 Nationen sind an der FH vertreten, von Australien bis Kolumbien, von Aserbaidschan bis Togo. "Eine große Zahl der Studenten kommt unmittelbar aus dem Ausland, viele haben Anlaufschwierigkeiten", erklärt Annette Menke. Die Sprache ist nicht das größte Problem, werden doch viele Lehrveranstaltungen auf Englisch abgehalten.

Das zeigt sich am Beispiel von Lou Zhanli. Das mit dem Studienplatz ist für sie gut gelaufen, aber: Wie soll sie nun an eine Wohnung kommen? Zumal das Bewerbungs- und Auswahlverfahren kaum durchschaubar ist. Die Chinesin wohnt zunächst zur Zwischenmiete. Jetzt sucht sie ein Zimmer oder eine Wohngemeinschaft. Marijke Tappe hilft. "Ich war selbst für ein Jahr im Ausland, ich kenne die Schwierigkeiten, die man am Anfang hat, vor allem mit organisatorischen und bürokratischen Angelegenheiten", sagt die Studentin, die in Australien Erfahrungen gesammelt hat.

Genau das ist auch für viele Kommilitonen die Motivation, bei "Study Buddy" mitzumachen. Jeder der 35 "Buddys" betreut bislang mindestens einen Auslandsstudenten. Wie viele das Angebot angenommen haben, darüber liegen laut Menke erst demnächst nach Ablauf der Einschreibefrist genaue Zahlen vor.

"Das ist eine schöne Herausforderung und genau das Richtige für mich, da ich die Mitarbeit im AStA zu zeitaufwändig fand", erklärt Stefan Pohl, der im dritten Semester Betriebswirtschaftslehre studiert. Er kümmert sich um eine Kommilitonin aus Bulgarien.

Von dort kommt auch Petya Petrova. Die 21-Jährige hat Deutschland als Au-pair-Mädchen kennengerlent. "Die Bonner Gegend hat mir gut gefallen, deshalb wollte ich hierher", sagt die angehende Biologin. In einem Studentenwohnheim in Auerberg hat sie ein Zimmer gefunden. Was sie später einmal beruflich macht, ob sie hier bleibt - das weiß sie noch nicht.

Erst einmal ankommen, lautet die Devise. Dabei wird die Bulgarin von Elisabeth Lammers unterstützt. "Wir halten Kontakt per Mail und per Telefon", berichtet die. "Außerdem läuft man sich fast täglich über den Weg." Die Vielfalt der Fachhochschule soll am 13. Dezember bei einem "Interkulturellen Abend" zum Ausdruck kommen. Annette Menke: "Vielen ist gar nicht bewusst, wie international die FH ist."

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