9. Bonner Universitätsfest Die Zukunft der Wissenschaft ist weiblich

BONN · Geschafft. Mit einem Freudenschrei aus vielen hundert Kehlen flogen am Samstagmittag beim neunten Bonner Universitätsfest vor dem Hauptgebäude die Barette der diesjährigen Absolventen in den Sommerhimmel.

Die knapp 1200 frischgebackenen Bachelor-, Master- und Staatsexamens-Träger waren an ihrem großen Tag in schwarzen Talaren mit den Farben ihrer Fakultäten sternförmig auf der Hofgartenwiese zusammengeströmt und hatten im Festzelt ihre Urkunden erhalten.

Jetzt lagen sie sich nur noch in den Armen. Elterntränen flossen. Freunde und Partner überreichten Blumen. Legionen von Fotoapparaten klickten. Das Studium war geschafft. "Das ist heute schon ein super Abschluss. Toll, dass wir alle unser Studium durchgestanden haben und das hier in so schöner Atmosphäre gemeinsam feiern", meinte Jennifer Braumeister noch ganz atemlos. Die junge Frau hat Humanmedizin abgeschlossen. "Es hat sich gelohnt. Ich arbeite jetzt schon in einer Augenklinik."

Höhen und Tiefen in den Semestern habe wohl jeder hier hinter sich, ergänzte Theresa Backhaus, in den Farben der Volkswirtschaftslehre. "In den heutigen Tag bin ich aber ganz entspannt gegangen", sagte sie lächelnd. Rektor Jürgen Fohrmann hatte seinen 1200 Abgängern eben die besten Wünsche der Universität vermittelt.

[kein Linktext vorhanden]Er, der an diesem Tag die besten Kontakte mit dem Azorenhoch vorweisen könne, sei sicher, dass die jungen Leute von der Uni in hohem Maße wissenschaftliche Fertigkeiten und Kenntnisse mitnähmen. Er hoffe aber auch, dass sie befähigt worden seien, sich verantwortlich in die Gesellschaft einzubringen.

9. Unifest in Bonn
57 Bilder

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Und dann erntete der Rektor von Fußtrampeln begleiteten Beifall, als er die rund 5000-köpfige Festgemeinde auf die Absolventenzahlen aufmerksam machte: In allen Fakultäten seien 2013 die Frauen haushoch führend. Nur in der Katholischen Theologie gebe es einen Gleichstand.

Insgesamt stünden den 352 männlichen Absolventen stolze 825 weibliche gegenüber. "Die Zukunft ist weiblich", rief Fohrmann aus. Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch antwortete mit ebenfalls beifallträchtigen Worten, als er die Absolventen als "Bonn-Botschafter" in die Welt aussandte. An einem 6. Juli hätten sich John Lennon und Paul McCartney erstmals getroffen. Zudem sei dieses Datum Tag des Kusses. "Passen Sie also auf, wen Sie heute treffen und küssen."

Mit dem Festredner wurde es ernster im Zelt. Ex-Bundesarbeitsminister Norbert Blüm sprach sich eindrücklich gegen den Vormarsch der Schnäppchenjäger aus, die die Absolventen auf ihrem weiteren Weg möglichst nicht werden sollten. "Eine Welt der Vorteilssucher ist eine armselige, angestrengte Welt. Kein Handschlag ohne Hintergedanken, keine Freundlichkeit ohne Kosten-Nutzen-Analyse", so Blüm.

Die schönsten Dinge, zu denen der Mensch fähig sei, wie Liebe und Treue, Freundschaft und Vertrauen, hätten mit Nutzenmaximierung aber auch gar nichts zu tun. Er rief zum Aufstand gegen den Imperialismus des Homo Oeconomicus auf. "Ideen verändern die Welt. Universitäten müssen Ideenträger bleiben", rief Blüm und erntete stehende Ovationen.

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