Die "Titanic" hatte keine Knautschzone

Reges Interesse beim Schnupperkursus am Rheinbacher Campus - Die Berufsaussichten werden von den Fachleuten als gut eingeschätzt - Studieren ist ein Fulltime-Job

Die "Titanic" hatte keine Knautschzone
Foto: Volker Lannert

Rheinbach. "Haben wir denn nach unserem Studium die Chance, einen Job zu bekommen?" Das war die Frage aller Fragen, die die Nachwuchsstudenten an der Rheinbacher Fachhochschule gestern durchweg interessierte.

Zum Schnupperkursus hatte der Fachbereich Biologie, Chemie und Werkstofftechnik auf den Campus an der Von-Liebig-Straße geladen, und mehr als 50 junge Leute drückten im Hörsaal 2 aufmerksam die Schulbank.

"Wir arbeiten sehr viel mit dem Mittelstand und der Industrie zusammen, und unser Studienprogramm orientierte sich auch sehr an den Bedürfnissen der Wirtschaft," machte Dekanin Christa Ohligschläger den Studierenden in spe Mut für ihren weiteren Lebensweg.

Nach ihre Aussage haben die Absolventen der Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg mit den Standorten Rheinbach und Sankt Augustin nach erzielter Diplom-Arbeit kaum Mühe, einen Job zu finden.

Meist sei man bereits im Vorfeld mit Unternehmen im Gespräch, die die Studierenden alleine schon durch die Praktika kennen würden. Allerdings verhehlte Diplom-Ingenieurin Antje Thielen, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Biologie und Chemie, auch nicht, dass die Diplomanden der FH im öffentlichen Dienst eine Tarifgruppe schlechter als die Kollegen aus dem Hochschulbereich eingestuft würden.

"Also die Vorstellung war einfach gut", kommentierte Laura Moneke aus Buschhoven die Einführung zum Schnupperkursus. Laura besucht die zehnte Klasse des Rheinbacher Sankt-Joseph-Gymnasiums. "Ich wollte mich jetzt schon einmal informieren, da ich später irgendwie mit Biologie in die Forschung gehen will, sagte sie. Und da biete sich die Rheinbacher FH nur so an, denn schließlich habe das ja auch den Vorteil, dass sie zu Hause wohnen bleiben könnte. Julian Mumme, der die zehnte Klasse des Vinzenz-Pallotti-Gymnasiums besucht, sah das ähnlich.

Von den Gymnasien aus Rheinbach, Brühl, Bonn und sogar aus Mayen kamen die Teilnehmer, vom Antonius-Kolleg in Neukirchen, der Gesamtschule Bonn-Bad Godesberg, dem Emil-Fischer-Gymnasium in Euskirchen und von der Studienabteilung für ausländische Studierende der Uni Bonn, mit der die FH sehr eng zusammen arbeitet. "Meist kommen unsere Studierenden so 50 Kilometer aus dem Umkreis", erläuterte Ohligschläger und verdeutlichte, dass die Fachhochschule seit ihrer Gründung im Jahre 1995 in fast allen Fachbereichen diese Schnuppertage veranstaltet.

"Es geht darum, den jungen Leuten zu zeigen, wie das Leben hier hinter den Kulissen aussieht, aber auch, was sie im Berufsleben so alles erwartet. Und das wird sehr gut angenommen", freute sich die Dekanin über das rege Interesse der zahlreichen jungen Leute bei den Schnuppertagen in den Oster- und Herbstferien.

Den zukünftigen Absolventen den Vorteil der kleinen Arbeitsgruppen an der FH zu verdeutlichen, lag wiederum im Interesse der Dozenten. Schließlich kann die Rheinbacher FH bis zur geplanten Zahl 1 000 noch rund 200 Studierende aufnehmen.

Der Wermutstropfen für die Professoren ist allerdings, dass von den geplanten 32 Planstellen erst 15 besetzt sind. 1 500 Studenten sollen einmal an der Sankt Augustiner Hochschule lernen.

Die Voraussetzungen dazu sind entweder die allgemeine Hochschulreife, die Fachhochschulreife, eine Meisterprüfung mit dreijähriger Berufsausübung, oder ein vom Kultusminister als gleichwertig anerkannte Vorbildungsnachweis. Doch auch direkt über eine Sonderbegabtenprüfung ist der Besuch der Fachhochschule möglich. Ebenfalls möglich ist seit 1992, im Anschluss an die FH zu promovieren. Doch eines betonten die Dozenten des Einführungskurses: "Ein Studium an der FH ist ein Fulltime-Job".

Team- und Projektarbeit wird am Rheinbacher Campus groß geschrieben. So erfuhren die Schnupperkursus-Teilnehmer im Fach Werkstofftechnik direkt etwas über den Untergang der Titanic. Diplom-Ingenieurin Astrid Baal wusste, warum der Luxusliner im Meer versank: "Die Stahlkonstruktion war für die Temperaturen im Eismeer bei einem Zusammenprall nicht ausgerichtet. Das spröde gewordene Metall zerbarst, statt nachzugeben, wie heute bei einem Auto", so ihre fachfrauliche Erklärung. Ähnliches beim Einsturz der Berliner Kongress-Halle in den 80er Jahren. Das Bauwerk hielt den ständigen Vibrationen der darunter liegenden U-Bahn nicht stand. So viel zum Thema Materialkunde.

Am Nachmittag konnten die zukünftigen Studierenden das Material dann in den hochmodernen Labors der FH unter die mikroskopische Lupe nehmen. Kopfschmerzen werden die jungen Leute dabei nicht bekommen haben. Denn schließlich lernten sie im Studiengang Chemie, wie "Aspirin" gekocht wird.

Informationen über die Studiengänge an der Rheinbacher FH gibt es unter: Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg, 53 359 Rheinbach, oder für den Fachbereich Wirtschaft unter Telefon (0 22 41) 86 54 01, für den Fachbereich Biologie, Chemie und Werkstofftechnik unter (0 22 41) 86 55 01.

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