Kotreste geben neue Hinweise Diät vor vielen Hundert Jahren: Rohes Fleisch und viel Kohl

Kopenhagen · Erstaunlich, was man alles aus den fäkalen Hinterlassenschaften von Menschen lesen kann, die vor vielen Jahrhunderten lebten: Etwa, was sie aßen, welche Parasiten sie plagten, welche Tiere sie hielten.

 Das Team der Universität Kopenhagen hatte unter anderem das Erbgut von Parasiten-Eiern aus Latrinen untersucht.

Das Team der Universität Kopenhagen hatte unter anderem das Erbgut von Parasiten-Eiern aus Latrinen untersucht.

Foto: Søe et al (2018)/University of Copenhagen

Die Holländer tranken Wein, die Dänen und Litauer lieber Bier. Und generell aß man früher viel rohes, schlecht durchgekochtes Fleisch. Das berichten Wissenschaftler nach der Untersuchung von jahrhundertealten Kotresten in ausgegrabenen Latrinen im Fachmagazin "Plos One".

Das Team um Martin Søe von der Universität Kopenhagen hatte unter anderem das Erbgut von Parasiten-Eiern untersucht, die sie in den Kotresten gefunden hatten. So konnten sie etwa auf die Diät und die Nutztiere der Menschen in Nordeuropa und im Mittleren Osten zwischen 500 vor und 1700 nach Christus schließen.

Durch DNA-Sequenzierung seien deutlich bessere Resultate möglich als mit mikroskopischen Untersuchungen, die bislang üblich waren, erklärten die Wissenschaftler. Sie hatten alte Latrinen in Bahrain, Jordanien, Dänemark, den Niederlanden und in Litauen untersucht. Darin fanden sie Eier zahlreicher Parasiten, darunter vom Spul- und vom Peitschenwurm - beides Parasiten, die den Menschen befallen.

Einige der identifizierten Parasiten werden von Mensch zu Mensch übertragen, andere über tierische Zwischenwirte, etwa Schwein oder Fisch. Aus der Analyse folgerten die Forscher unter anderem, dass auf dem Speiseplan in Nordeuropa Fisch und Schweinefleisch, das noch so gut wie roh war, standen. Die Ei-Analyse gab auch Hinweise darauf, dass Schafe, Pferde, Hunde und Schweine als Nutztiere gehalten wurden oder zumindest in der Nähe der Menschen lebten.

Außer den Eiern untersuchten die Forscher auch pflanzliche und tierische DNA in den Überresten. Auch das half dabei, auf das Jagdverhalten und die Ernährung der damaligen Menschen zu schließen. In Dänemark wurden der Untersuchung zufolge zwischen 1000 und 1400 nach Christus Finnwale, Rehe und Feldhasen gejagt. Dazu gab es viel Kohl und Buchweizen, aber auch Gerste, Erbsen und andere Hülsenfrüchte sowie Erdbeeren, Pflaumen, Birnen, Rhabarber und Beeren. Kartoffeln und Möhren dagegen, die heute in Dänemark viel auf den Teller kommen, kannte man noch nicht.

In einer anderen Untersuchung aus dem vergangenen Jahr hatten britische Forscher bereits Wurmeier in jahrtausendealten menschlichen Kotresten aufgespürt und so herausgefunden, welche Krankheiten die alten Griechen plagten.

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