Deutschen Museum Bonn: Vulkanausbruch im Laborglas

Besuch in der Experimentierküche: Zehnte Klasse des Amos-Comenius-Gymnasiums erkundet Geheimnisse des Haarshampoos

Deutschen Museum Bonn: Vulkanausbruch im Laborglas
Foto: Fischer

Bonn. Anna und Sören stehen sich gegenüber, jeder mit einem kleinen Versuchsgläschen in der Hand. Sie schütteln sie, was das Zeug hält. Zehn Sekunden lang machen die beiden 16-Jährigen den "Härtetest".

So nennt sich der Versuch, in dem die Schüler des Godesberger Amos-Comenius-Gymnasiums herausfinden sollen, wie sich drei Flüssigkeiten verhalten, wenn man sie mit Wasser mischt. Probe A schäumt, bleibt aber ansonsten klar. Probe B ergibt eine milchige Flüssigkeit und Probe C bildet weiße "Fusseln" - flockt also aus, wie Biologin Anette Brückner erklärt.

Gemeinsam mit ihren Klassenkameraden der 10c nähern sich die Schüler im Workshop "Waschen, duften, pflegen" dem Alltagspflegemittel Haarshampoo. In der "Experimentierküche" - dem Versuchslabor des Deutschen Museums - stehen dafür mehrere Stationen bereit.

In drei Flaschen befinden sich jeweils gelbliche Flüssigkeiten. Die Schüler müssen anhand der Tests herausbekommen, welches das Shampoo ist. Beim Versuch "Vulkan im Glas" sieht die Sache schon komplizierter aus. Daniel (16) und Timothy (15) müssen erst mal die Hinterlassenschaften ihrer schlampigen Vorgänger spülen.

Die Gläschen sind noch voll mit den Resten des Experiments. Mit sauberem Handwerkszeug geht es an den Versuch: Mit Öl gefüllte Gläschen müssen in einem Wasserbecher versenkt werden. Das kommt den Schülern, die Chemie als Differenzierungskurs gewählt haben, irgendwie bekannt vor.

Dann der Test - je einen Tropfen der drei Inkognito-Flüssigkeiten träufelt Daniel in die Becher. Siehe da, bei Probe A schießt das Öl geradezu an die Oberfläche. Der Vulkan im Glas ist ausgebrochen. Bei B und C sieht es dagegen mau aus. Also ist die Sache klar, nur A kann das gesuchte Haarshampoo sein.

Normalerweise holt es das Fett aus den Haaren. Im Experiment umhüllt es das Öl und macht es wasserlöslich. Doch was sind die anderen? "So was wie Kloreiniger", vermutet ein Schüler. Gelächter, denn mit solch aggressiven Substanzen lassen die Mitarbeiter der Experimentierküche die Schüler nicht hantieren.

"Wir analysieren hier Dinge des Alltags, mit Produkten aus dem Supermarkt", erklärt Brückner. So zeigt etwa Rotkohlsaft an, wie sauer oder basisch eine Lösung ist. Mit Pflanzenöl und Wasser lassen sich wunderbare Versuche zur Mischung von Flüssigkeiten machen. Die Kohlensäure im Mineralwasser dient dagegen für Schaumexperimente. Ende März weihte das Deutsche Museum die Experimentierküche ein.

"Seitdem haben wir keinen Tag, an dem nichts los ist", sagt Ralph Burmester, wissenschaftlicher Mitarbeiter. Das Interesse der Schulen sei sogar noch größer als erwartet. "Dank der Telekom-Stiftung sowie weiteren Projektpartnern können wir unser Programm von bislang vier Workshops noch ausbauen", sagt Burmester.

Zurzeit laufe die Testphase des Schülerlabors aus. Der Wissenschaftler Klaus Lehmann bewertet die bisherige Arbeit, um die Kurse gegebenenfalls noch zu verbessern. Den Zehntklässlern des Amos-Comenius-Gymnasiums ist mittlerweile klar, dass Haarshampoo eine ganz schön komplizierte Angelegenheit ist. Von wegen einfach nur Seife.

Es geht um Tenside, die so genannten waschaktiven Substanzen. Gleich eine ganze Reihe davon finden sich selbst in simplem Babyshampoo. Dazu noch ein Antistatikum, das die Haare glatt macht und das Kämmen erleichtert.

Auch Zitronensäure gehört zu den Inhaltsstoffen, ebenso wie Duft- und Farbstoffe und ein so genannter Chelatbildner, der die Kalkpartikel aus dem Wasser fängt. "Kalk würde die Reinigungskraft der Tenside schwächen", erklärt Brückner. Am Ende ist auch das Rätsel um die unbekannten gelben Flüssigkeiten gelöst: B ist Schmierseife und C ein Pflegeöl.

Im Gästebuch der Experimentierküche des Deutschen Museums Bonn hat sich Sören derweil schon mal zeichnerisch verewigt - mit einer duschenden Badenixe, ganz in Schaum gehüllt.

Infos zur Experimentierküche:www.deutsches-museum.de/bonn oder unter der Telefonnummer (02 28) 30 22 56 (dienstags bis freitags von 14 bis 17 Uhr); Workshop "Von (den) Sinnen" für Kinder von acht bis elf Jahren am 3. August, 7. September, 5. Oktober, 2. November und 7. Dezember, jeweils ab 15 Uhr, ansonsten Kurse für Gruppen

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