Der Klang von 50 Sprachen

Universität öffnet ihre Pforten für jedermann: Ausstellungen, Vorträge, viel Musik und Crosslauf zu Gunsten von amnesty international

Bonn. Ein Gruseln wird den Betrachtern des Films "Gattaca" nicht erspart bleiben, denn in der Zukunft, die ihnen da vor Augen geführt wird, sind die Menschen künstlich "produziert" und werden nur noch nach der Qualität ihrer Gene beurteilt. Gezeigt wird dieser Film am Mittwoch beim am "Dies academicus" der Universität Bonn (17 Uhr, Hörsaal I). Und gruselig ist er vor allem deshalb, weil wir wissen, dass wir von der technischen Machbarkeit solcher Szenarien gar nicht so weit entfernt sind. Die Stichworte lauten hier etwa künstliche Befruchtung und Präimplantationsdiagnostik.

Professor Hans van der Ven, der kürzlich mit Baby Paul Schlagzeilen machte, das erst neun Jahre nach seiner Zeugung ausgetragen und geboren wurde, stellt in seinem Vortrag über "Die moderne Fortpflanzungsmedizin - Chancen und Risiken" (17.15 Uhr, Hörsaal VII) auch die ethische und rechtliche Problematik dar. "Darf der Mensch alles, was er kann?" lautet die Frage, mit der sich das "Deutsche Referenzzentrum für Ethik in den Biowissenschaften", das der Universität angegliedert ist, beschäftigt. Mitarbeiter informieren den ganzen Tag über an einem Stand im Treppenrondell (1. Stock, Uni-Hauptgebäude, Hofgartenseite). Im Anschluss an den Film "Gattaca" besteht in Hörsaal I Gelegenheit zur Diskussion.

Der "Dies academicus", der einmal pro Semester stattfindet, soll nicht nur den Studierenden den Blick über den Tellerrand des eigenen Faches ermöglichen, die Hochschule öffnet an diesem Tag ihre Tore auch allen anderen Interessenten.

Für Abiturienten gibt es dabei viel Gelegenheit, in unterschiedliche Fächer "hinein zu schnuppern", um so bei der Entscheidung für ein Studienfach voran zu kommen. Das Angebot spiegelt die Breite der Forschung und Lehre an der Bonner Alma Mater wider und auch ihre Tradition: In einer Festveranstaltung (17.15 Uhr im Festsaal) anlässlich der Gründung der Pädagogischen Akademie Bonn 1926 blickt sie etwa auf "75 Jahre Reform der Lehrerausbildung" zurück.

Seinen 30. Geburtstag begeht das Sprachlernzentrum (SLZ) der Universität just in diesem "Europäischen Jahr der Sprachen". Es richtet daher, unterstützt von den Dozenten des Seminars für Orientalische Sprachen, den Dies-Schwerpunkt aus und möchte die Begeisterung für den fremdländischen Zungenschlag mit einer Reihe von Aktionen wecken. So findet ab 13 Uhr im Hörsaal des SLZ unter dem Titel "Klang der Sprachen" eine mehrstündige Lesung statt, bei der mehr als 50 Sprecher in ihrer jeweiligen Muttersprache zu hören sind - von Spanisch, Polnisch oder Finnisch über Japanisch und Chinesisch bis hin zu afrikanischen Sprachen.

Eine Vortragsreihe sowie Sprachentische, an denen sich Besucher über die Eigenheiten bestimmter Sprachgruppen informieren können, runden das Angebot ab.

Auf großes Interesse stoßen immer die Medizin-Vorträge: Christian Tränkle gibt einen Überblick über neue Arzneimittel zur Therapie der chronischen Polyarthritis, einer äußerst schmerzhaften Autoimmunerkrankung (14.15 Uhr, Hörsaal VII).

Um das Thema Herztransplantation angesichts fehlender Organspenden geht es in einem Vortrag von Professor Armin Welz und Florian Wagner (16.15 Uhr, Hörsaal X). Weitere Medizin-Themen sind BSE, Tuberkulose, Insektenstiche als Krankheitsüberträger, Harnsteine, Hüftdysplasie, Mastdarmkrebs, Haarausfall, Diagnose von Gefäßerkrankungen, multiples Myelom, Tumorschmerztherapie, hüftnahe Knochenbrüche bei älteren Menschen und die ärztliche Notfallversorgung in Bonn.

Wie chemische Analysen vermeintliche "Blutwunder" erklären, zeigt Professor Johannes Beck in seiner Antrittsvorlesung (12.15 Uhr, Hörsaal VII).

Gisela Muschiol, Dozentin für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte, nimmt die Rolle der Kirchen bei der Hexenverfolgung im 16. und 17. Jahrhundert unter die Lupe (12.15 Uhr, Hörsaal XVII), während Michael Betz in seiner Antrittsvorlesung Fortschritte auf einem ganz anderen Gebiet vorstellt: In einigen Jahren - so die Vorstellung der NASA - sollen autonome Roboter dem Jupitermond Europa einen Besuch abstatten und dort nach Leben suchen (10.15 Uhr, Hörsaal I).

Zwischendurch empfiehlt sich der Besuch einer der Ausstellungen in den universitätseigenen Museen - von kostbaren Steinen über Aegyptiaca und griechische Statuen bis hin zu zeitgenössischen Farbradierungen. Und wer sich sportlich betätigen und dabei noch ein Zeichen gegen Folter setzen möchte, sollte sich am Amnesty-Crosslauf beteiligen. Start ist um 14 Uhr an den Uni-Sportstätten am Venusberg, gelaufen werden können 2,8, 5,6 und 8,4 Kilometer.

Musikalische Highlights setzen der Jazzchor der Uni (13 Uhr, Innenhof des Hauptgebäudes), der Kölner Chor Kinduku mit Africa Gospels (13.30 Uhr, Innenhof und 16 Uhr, Rondell) und das Uni-Orchester (20 Uhr, Aula) mit Stücken von Grieg, Ravel und Schostakowitsch. Ausklingen kann der "Dies" auch mit dem Ökumenischen Gottesdienst, den die Studierendengemeinden um 19 Uhr in der Schlosskirche feiern.

Das vollständige Programm des "Dies academicus" ist der "Dies-Zeitung" zu entnehmen, die in den Instituten, Seminaren und im Uni-Hauptgebäude ausliegt.

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