Studie der Online-Stellenbörse Stepstone Das verdienen Uni-Absolventen in NRW

Düsseldorf · Berufsanfänger in Bonn verdienen im Durchschnitt weniger als Berufsanfänger in Köln. Das zeigt eine Studie der Online-Stellenbörse Stepstone, für die in Nordrhein-Westfalen 2300 Akademiker am Anfang ihres Berufslebens befragt wurden.

 Studenten sitzen in einem Hörsaal. Laut einer Studie verdienen Berufsanfänger in der Chemie 25 Prozent mehr als in der Werbebranche oder im öffentlichen Dienst .

Studenten sitzen in einem Hörsaal. Laut einer Studie verdienen Berufsanfänger in der Chemie 25 Prozent mehr als in der Werbebranche oder im öffentlichen Dienst .

Foto: dpa/DPA

Studieren lohnt sich mehr denn je: Berufsanfänger in Nordrhein-Westfalen, die ein Studium abgeschlossen haben, verdienen am Anfang ihrer Karriere im Schnitt 44.300 Euro brutto im Jahr. Das sind 9000 Euro mehr, als Einsteiger ohne akademische Ausbildung erhalten. Das ist das Ergebnis einer Auswertung der Online-Stellenbörse Stepstone, für die in Nordrhein-Westfalen 2300 Akademiker am Anfang ihres Berufslebens befragt wurden.

  • Unterschiede nach Studiengängen
  • Schon immer gab es große Unterschiede zwischen den Studiengängen, und dieser Trend setzt sich trotz der allgemeinen Entspannung am deutschen Arbeitsmarkt fort. Weiterhin verdienen junge Geisteswissenschaftler besonders wenig – sie erhalten in Nordrhein-Westfalen durchschnittlich 34 700 Euro im Jahr. Nochmal 1000 Euro weniger erhalten junge Designer. Ganz anders sieht es mit einem Jahresgehalt von 49.900 Euro für Naturwissenschaftler und 48.600 für Ingenieure aus. Junge Juristen erhalten mit durchschnittlich 46200 Euro etwas mehr als junge Wirtschaftswissenschaftler mit durchschnittlich 43.100 Euro. Junge Psychologen starten mit durchschnittlich 43.000 Euro in das Berufsleben.
  • Unterschiede nach Abschluss

Akademische Anstrengungen der Absolventen werden belohnt. Je höher der akademische Grad, desto höher ist auch das Jahresgehalt. Wer seinen Bachelor um einen Master aufwertet, verdient im NRW-Schnitt 16 Prozent mehr, der Gehaltssprung vom Master zur Promotion liegt mit 27 Prozent noch höher. Wer promoviert hat, bekommt als Einsteiger sogar knapp 60.000 Euro jährlich. „Die Gehaltslücke zwischen Bachelor und Master schließt sich im Laufe des Berufslebens nicht, im Gegenteil – die Unterschiede werden mit zunehmender Berufserfahrung eher größer“, sagt eine Stepstone-Sprecherin.

  • Unterschiede nach Ländern

Mit dem Durchschnittsverdienst liegt NRW im Bundesvergleich an vierter Stelle hinter den industriestarken Ländern Bayern und Baden-Württemberg sowie der Finanzmetropole Hessen. In den ostdeutschen Ländern zahlen die Firmen dagegen weniger gut, das gilt auch für Akademiker.

Die sechs östlichen Bundesländer belegen im nationalen Vergleich die letzten sechs Plätze. Am wenigsten verdienen die Einsteiger in Sachsen mit 38.700 Euro im Jahr. In Bayern sind es dagegen 47.200 Euro. Für den Arbeitsmarktforscher Gerhard Bosch von der Uni Duisburg-Essen steht fest, dass die Lohnunterschiede die Abwanderung aus dem Osten mitverursachen.

Der Osten hat wenig Chemie- und Autoindustrie, die bekannt ist für gute Löhne. „Es gibt in den östlichen Bundesländern keine einzige Dax-Zentrale“, so Bosch.

  • Unterschiede in NRW

Im Land zeigt sich eine ähnliche Spaltung: Je nachdem, welche Branche in einer Stadt führend ist, ergeben sich auch andere örtliche Durchschnittslöhne. Stepstone hat Absolventen in acht Städten untersucht: Aachen, Bielefeld, Bonn, Dortmund, Düsseldorf, Essen, Köln, Münster.

Am meisten verdienen die Berufsanfänger in der Ingenieursschmiede Aachen mit 46.700 Euro. Düsseldorf liegt mit 44.400 im Mittelfeld. Uni-Absolventen in Bonn verdienen im Durchschnitt 43.200 Euro, in Köln 44.200 Euro. In Münster verdienen Absolventen durchschnittlich 40.700 Euro, das ist im Vergleich der acht NRW-Städte der letzte Platz. Zwar ist Münster prosperierend, doch hier gibt es weder Chemie- noch Autoindustrie, sondern viel öffentlichen Dienst. Bundesweit ist Frankfurt am Main Spitzenreiter, wo viele Banken und die Europäische Zentralbank zu den großen Arbeitgebern zählen.

Doch was passiert auf dem Arbeitsmarkt, wenn alle an die Hochschulen strömen? Die fortschreitende Akademisierung sieht Arbeitsmarktforscher Bosch kritisch. Noch würde sich zwar rund die Hälfte der Jugendlichen für eine Ausbildung entscheiden. Aber immer mehr junge Menschen gehen an die Hochschulen.

Die steigende Akademisierung habe langfristig das Potenzial, „unsere Berufsausbildung zu zerstören“. Auch für die Wirtschaft sei es problematisch, wenn alle mit einer akademischen Ausbildung und entsprechend höherem Anspruch ins Berufsleben starten. „Wir haben eine Befragung unter Kindergärtnerinnen durchgeführt, die ihren Bachelor machen. Sie wollten alle die Kita leiten“, berichtet Bosch.

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