Bonner Sprechstunde für Erwachsene beim Kinderarzt

Angeborene Herzfehler erfordern häufig lebenslange medizinische Betreuung

Bonn. (sj) Unter dem Motto "Qualität aus einer Hand" hat das Herzzentrum des Universitätsklinikums Bonn jetzt eine Spezialsprechstunde für Erwachsene mit einem angeborenen Herzfehler eingerichtet.

Durch die Zusammenarbeit von Kinder- und Erwachsenenkardiologen, Herzchirurgen und Radiologen können Patienten die Sachkunde der einzelnen Fachärzte ohne lange Wege nutzen und erfahren so eine bestmögliche Versorgung. Denn die betroffenen Erwachsenen sind auf das Fachwissen eines Kinderkardiologen angewiesen.

In Deutschland kommen jährlich rund 6 000 Kinder mit einem Herzfehler zur Welt. Dank der Fortschritte in der Diagnostik werden die meisten Herzfehler heute im ersten Lebensjahr festgestellt. So überleben neun von zehn der kleinen Patienten durch Herzkatheter oder durch herzchirurgische Eingriffe.

"Mit etwa 1 300 Herzoperationen im Jahr, davon mehr als 100 Operationen bei angeborenem Herzfehlern, verfügen wir über entsprechende Erfahrung", sagt Christoph Schmitz, Leiter der Kinderherzchirurgie am Universitätsklinikum Bonn. Eine vollständige Heilung ist aber nicht möglich.

Den Patienten machen meist chronische Folgeerkrankungen ein Leben lang zu schaffen. Häufig sind zusätzliche Nachoperationen notwendig. Radiologische Untersuchungen spielen bei der Diagnose und Behandlung eine wichtige Rolle. "So kann eine Kernspinuntersuchung häufig entscheidende Informationen auch schonend für den Patienten liefern", erklärt der Leitende Oberarzt an der Radiologischen Klinik des Universitätsklinikums Bonn, Torsten Sommer.

Oftmals kommen zum angeborenen Herzfehler noch altersbedingte Herzerkrankungen (wie Herzrhythmusstörungen oder ein Herzinfarkt hinzu). In der gemeinsamen Sprechstunde bündeln die Experten ihr Fachwissen über angeborene Herzfehler und hinzu gekommene Herzerkrankungen. "Wir wollen für unsere Patienten die bestmögliche Behandlung", sagt Johannes Breuer, Direktor der Kinderkardiologie des Universitätsklinikums Bonn.

Zudem bietet die Sprechstunde auch individuelle Beratung zu sozialen Fragen. Denn die Betroffenen müssen sich auf ein Leben mit vielen Einschränkungen einstellen. Berufe, die mit großer körperlicher Anstrengung verbunden sind, können für Menschen mit Herzfehlern lebensbedrohlich sein. Auch ein Kinderwunsch kann für Frauen mit angeborenem Herzfehler problematisch werden.

Da ihr Herz-Kreislauf-System weniger leistungsfähig ist, birgt eine Schwangerschaft ein hohes Risiko für sie. Allein in Deutschland leben zur Zeit knapp 200 000 betroffene Erwachsene. "Patienten mit einem angeborenen Herzfehler benötigen auch über eine erfolgreiche erste Behandlung hinaus eine medizinische Betreuung - gerade im Erwachsenenalter", sagt Klaus Tiemann, Oberarzt an der Universitätskardiologie.

Früher war die Lebenserwartung von Kindern mit angeborenem Herzfehler sehr niedrig. Dank moderner Medizin erreichen heute viele das Erwachsenenalter. "Mit unserer gemeinsamen Sprechstunde leisten wir für diese Patienten einen sinnvollen Behandlungsübergang vom Kindes- zum Erwachsenenalter", betont Breuer.

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