Bonner Physikstudenten gehen in ihrer Show den Atomen auf den Kern

Bonner Studenten mit viel Liebe zum Experementieren und Präsentieren: Ein Pantomime-Clown befüllte ein Regal mit unteilbaren Elementarteilchen und ein Kommilitone im Elefantenkostüm stellte den Gewichtsunterschied des Top-Quarks zum Tischtennisball des Up-Quarks dar.

Bonner Teilchenbeschleuniger: Effektvoll zeigen die Physikstudenten in ihrer Show, was passiert, wenn ein Bolzen aus einer Röhre in den Quark schießt. So vergnüglich kann Physik sein.

Bonner Teilchenbeschleuniger: Effektvoll zeigen die Physikstudenten in ihrer Show, was passiert, wenn ein Bolzen aus einer Röhre in den Quark schießt. So vergnüglich kann Physik sein.

Foto: Barbara Frommann

Bonn. Man lege eine Packung mit zunächst unbekannter Substanz, die ein Proton darstellen soll, in eine gläserne Box und leite eine Metallröhre hinein, in der sich ein Holzbolzen befindet.

Mit einer Vakuumpumpe erzeuge man in der Röhre einen Unterdruck, durch den der Bolzen am Ende in den Quark schießt. Fertig ist das Modell eines Teilchenbeschleunigers, wie man ihn im CERN in Genf findet. Dort werden, vereinfacht ausgedrückt, atomare Teilchen in Protonen oder Neutronen geschossen, um zu sehen, in was sie sich auflösen. In was spaltet sich die im Modell zerschossene Substanz auf? Anna-Lisa Kofahl probierte und stellte fest: "Strange. Es ist Quark!"

Infos Videos und Fotos im Internet auf http://physikshow.uni-bonn.de/Die Physikstudentin moderierte am Samstag mit Kommilitonin Rebecca Zimmermann die inzwischen fast legendäre Physikshow, dieses Mal zum Thema Teilchenphysik. Ihren Kommentar verstand der Zuschauer, sofern nicht vom Fach, erst im weiteren Verlauf der Show:

Da lernten die Zuschauer im voll besetzten Wolfgang-Paul-Hörsaal verschiedene Elementarteilchen kennen, aus denen Atome bestehen, unter anderem Up-, Down-, Top-, Button- und eben Strange-Quarks. Sie erfuhren auch, dass, wenn ein Up-Quark das Gewicht eines Tischtennisballes hätte, ein Button-Quark verglichen damit etwa so schwer wäre wie Physikprofessor Herbert Dreiner.

Der berichtete zu Beginn von den Experimenten, die seine 15 Studenten seit 2008 in Berlin, München, Hamburg und Heidelberg sowie im CERN-Labor in Genf vorgeführt haben. "Wir planen im nächsten Jahr Auftritte in London und Durham", verriet er vor der Show. Danach standen die Kleinstteilchen, die die Welt zusammenhalten, im Mittelpunkt. Wie kann man die Größe von Atomen messen, warum dringen Gammastrahlen sogar durch mehrere Lagen Blei, wie funktionieren Rasterelektronenmikroskop und Foto-Multiplyer?

Antworten auf diese und viele weitere Fragen wurden anschaulich und mit viel Spaß am Experimentieren und Präsentieren vorgeführt: Ein Pantomime-Clown befüllte ein Regal mit unteilbaren Elementarteilchen und ein Kommilitone im Elefantenkostüm stellte den Gewichtsunterschied des Top-Quarks zum Tischtennisball des Up-Quarks dar. Die Studenten schufen Antimaterie und ließen ganze Galaxien kollidieren - kurz gesagt: Es war eine lehrreiche und sehr unterhaltsame Show.

Seit 2002 bieten die Studierenden mit Dreiner sowie den Professoren Ewald Paul und Michael Kortmann die Shows an, seit 2004 gehört die Teilchenphysik dazu. Inzwischen sind die Bonner Physikshows international bekannt - das Internet macht es laut Dreier möglich: "Wir haben einige Videos von Versuchen auf Youtube gestellt, eins davon, hat inzwischen gut 1,5 Millionen Klicks." Professoren wie Studenten bereiten sie in ihrer Freizeit vor, Einfluss auf die Noten hat das laut Katinka Ballmann, die die Show von studentischer Seite leitet, nicht. "Darum ist es auch so schön: Weil wir das alle freiwillig machen."

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