Bonner erforschen den Kindstod

Vielleicht spielen Entzündungsviren eine entscheidende Rolle - Ärzte raten von Euphorie ab

Bonn. (piw) Jedes 500. Neugeborene stirbt in Deutschland an "Plötzlichem Kindstod" - er ist in Deutschland die häufigste Todesursache im ersten Lebensjahr. Mediziner der Bonner Uni haben nun möglicherweise zumindest für einen Teil der Fälle eine Ursache entdeckt: Herzmuskelentzündung, die durch Viren hervorgerufen wird.

Im Laufe von vier Jahren untersuchten die Forscher das Herzgewebe von 60 verstorbenen Säuglingen mit besonders genauen Methoden. Sie fanden leichte Anzeichen von Entzündungen, in 14 Fällen auch Gene von Entero-Viren der "Coxsackie"-Gruppe: Manche Viren aus dieser Gruppe verursachen Herzmuskelentzündungen und schwere Herzrhythmusstörungen.

In den Körpern toter Babies solche Entzündungen nachzuweisen, war bislang sehr schwierig, weil sie offenbar schon im Frühstadium sterben.

Leiter der Untersuchungen war Reinhard Dettmeyer vom Institut für Rechtsmedizin. Er wünscht sich Besonnenheit angesichts der Ergebnisse. Ob die gefundenen Viren oder die leichten Entzündungen tatsächlich der Grund für den Tod der Babies seien, "wissen wir noch nicht", so Dettmeyer auf Anfrage. "Wir stehen erst ganz am Anfang. Wir können jetzt sagen: An der Hypothese, dass Viren eine Rolle spielen, scheint was dran." Eine in manchen Berichten bereits prophezeite "Impfung gegen Kindstod" sei aber auf absehbare Zeit nicht möglich. "Wenn überhaupt, dann in ferner Zukunft."

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