Bonn und Köln gemeinsam gegen gefährliche Erreger

Die Universitäten Bonn und Köln sind gemeinsam Partnerstandort des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZI). "Es soll neue Erkenntnisse über Krankheitserreger gewinnen und wirksame Therapien oder Impfstoffe gegen sie entwickeln", sagt Professor Achim Hörauf.

Bonn und Köln gemeinsam gegen gefährliche Erreger
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Bonn. Die Universitäten Bonn und Köln sind gemeinsam Partnerstandort des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZI). "Es soll neue Erkenntnisse über Krankheitserreger gewinnen und wirksame Therapien oder Impfstoffe gegen sie entwickeln", sagt Professor Achim Hörauf.

Er ist Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie, Immunologie und Parasitologie des Uniklinikums Bonn und Koordinator des neuen DZI-Partners Bonn-Cologne Center for Infectious Diseases. "In den nächsten Jahren rollt eine Welle von Erregern auf Deutschland zu", sagt Hörauf. Zu den aktuellen Geißeln der Mensch-heit zählt er etwa das Dengue-Virus, das sich durch die Klimaerwärmung auch in unseren Breiten festsetzen kann, Grippe-Erreger und auch etwa Malaria, gegen die man immer noch nicht impfen kann.

Ein großes Problem seien auch Bakterien, gegen die die meisten oder sogar alle verfügbaren Antibiotika nicht mehr helfen. Deshalb müssten neue Antibiotika zur Bekämpfung dieser Keime entwickelt werden. "Resistente Keime sind gerade in Kliniken ein Problem: Dort halten sich viele dieser Erreger hartnäckig und infizieren Patienten", so der Koordinator. Im DZI sollen deshalb verschiedene Plattformen etabliert werden, die die Grundlagen der Antibiotikaresistenz erforschen und nach neuen Wirkstoffen suchen sollen.

So testen Forscher des Braunschweiger Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung Substanzen von Schleimpilzen, die sich schon seit Millionen von Jahren gegen Bakterien durchsetzen. "Natürliche Komponenten sind häufig wirksam, weil sie sich im Lauf der Evolution bewährt haben", berichtet Hörauf. Die Bonner Wissenschaftler untersuchen dann die Wirkung der besten dieser Stoffe, um sie zu optimieren und später zusammen mit Pharmafirmen marktreif zu machen.

Neben der Suche nach neuen Antibiotika spielt auch die Krankenhaushygiene eine wichtige Rolle. "Wir brauchen hier eine bessere Überwachung und nach einheitlichen Standards ausgebildete Fachkräfte", sagt Hörauf. Da in Deutschland die Bekämpfung von Infektionen Ländersache ist, könnte das über ganz Deutschland verteilte DZI wichtige Impulse für Standards geben. Auch die Kompetenzen in der Tropenmedizin, in der Hamburg führend ist, sollen durch das DZI gestärkt werden. Während Bonn in der Forschung nach neuen Antibiotika sehr stark sei, kümmere sich Köln sehr um Infektiologie, umreißt der Koordinator die Aufgabenteilung.

In Deutschland wird schon sehr viel in Infektiologie geforscht, das DZI soll nun deutschlandweit klare Schwerpunkte setzen. "Es geht darum, in der Fläche präsent und auch auf komplizierte Infektionen vorbereitet zu sein", sagt Hörauf. Voraussichtlich Mitte 2011 startet das DZI. Die Partnerstandorte müssen bis März konkrete Projekte benennen und Mittel beantragen. "Die Forschergruppen sind ausgewählt - jetzt geht es um die genaue Abstimmung der Inhalte zwischen den Standorten", berichtet er. Im Herbst nächsten Jahres könnten dann erste Mitarbeiter eingestellt werden.

"Im Endausbau wird das DZI insgesamt mit 38,5 Millionen Euro jährlich gefördert", erläutert der Koordinator. Bonn und Köln erhalten davon pro Jahr jeweils etwa zwei Millionen Euro. Der Bund übernimmt 90 Prozent der Kosten und die beteiligten Länder zehn Prozent. Hörauf schätzt, dass am DZI-Standort Bonn im Endausbau rund 20 zusätzliche Forscher tätig sind - zuzüglich technische Assistenten und wissenschaftliche Dokoranden. Neu gebaut werden müsse nicht. "Wir hoffen, dass wir vielleicht die Räume der ehemaligen Parasitologie oder das geplante Biomedizinische Zentrum II auf dem Venusberg nutzen können", sagt Hörauf.

Partnerstandorte des DZI Mit den Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung will das Bundesforschungsministerium die Bekämpfung der bedeutendsten Volkskrankheiten vorantreiben. Es existieren bereits Zentren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Lungenkrankheiten, Krebs, Diabetes und in Bonn das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE). Die Bonner DZI-Forscher wollen auch mit dem hiesigen DZNE kooperieren, das über bundesweit einmalige Geräte verfügt. Neben den Universitäten Bonn und Köln sind sechs weitere Standorte Partner des DZI: Hannover/Braunschweig, Hamburg/Lübeck/Borstel, Tübingen, München, Heidelberg sowie Gießen/Marburg.

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