Milchstraße und Andromeda-Galaxie Beinahe-Zusammenstoß im Universum

BONN · Die Milchstraße hatte wahrscheinlich bereits vor zehn Milliarden Jahren einen Beinahe-Zusammenstoß mit der benachbarten Andromeda-Galaxie. Dies legen Berechnungen eines internationalen Forscherteams unter Beteiligung der Universität Bonn nahe. Die Wissenschaftler stellen ihre Ergebnisse in "Astronomy & Astrophysics" vor.

 Nachbarn: Das Foto der Andromeda-Galaxie besteht aus drei Bildern.

Nachbarn: Das Foto der Andromeda-Galaxie besteht aus drei Bildern.

Foto: Universität

Viele Wissenschaftler gehen davon aus, dass unsere Galaxie - die Milchstraße - in rund drei Milliarden Jahren mit der benachbarten Andromeda-Galaxie zusammenstoßen wird. "Beide Galaxien rasen mit rund 100 Kilometern pro Sekunde aufeinander zu", sagt Professor Pavel Kroupa vom Argelander-Institut für Astronomie der Universität Bonn. Das Universum dehnt sich aber aus, die Galaxien müssten demzufolge also auch zueinander auf Distanz gehen. Als Erklärung ziehen die meisten Astronomen die rätselhafte Dunkle Materie heran. Nach gängiger Vorstellung sorgt diese unsichtbare Substanz für eine so starke Gravitation, dass sich beide Galaxien anziehen und dadurch annähern.

Dr. Hongsheng Zhao von der University of St Andrews (Schottland) und ein Team von Astronomen der Universitäten Bonn und Straßburg haben nun Berechnungen durchgeführt, die in eine ganz andere Richtung weisen: Sie nutzten einen Ansatz von Professor Mordehai Milgrom vom Weizmann Institut in Israel aus dem Jahr 1983, der ohne Dunkle Materie auskommt. Demnach kam es bereits vor zehn Milliarden Jahren zwischen der Milchstraße und der Andromeda-Galaxie zu einer Beinahe-Kollision. Die beiden rotierenden Sternsysteme kamen sich dabei so nahe, dass Materie herausgeschleudert wurde, die sich dann zu langen Gezeitenarmen und neuen Zwerggalaxien anordnete, die heute noch zu beobachten sind. Fabian Lüghausen, Doktorand in Professor Kroupas Arbeitsgruppe, entwickelt derzeit ein neues Computerprogramm, das ohne Dunkle Materie auskommt. "Sollten die Ergebnisse unsere These stützen, dass zur Erklärung der Galaxien-Entstehung keine Dunkle Materie erforderlich ist, müsste die Geschichte des Universums von Grund auf neu berechnet werden", so Professor Kroupa.

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