Bei Verstößen droht ein "Zwangs-Aufräumen"

Dietrich Reichard und sein Team kümmern sich an der Uni Bonn um Sondermüll und Giftbehälter

  In Sachen  Umweltschutz und Sicherheit geht an der Uni nichts ohne Dietrich Reichard. Seit fast 20 Jahren leitet er die "Verwaltungsabteilung 4.2".

In Sachen Umweltschutz und Sicherheit geht an der Uni nichts ohne Dietrich Reichard. Seit fast 20 Jahren leitet er die "Verwaltungsabteilung 4.2".

Foto: Franz Fischer

Bonn. Wo geforscht wird, fallen Späne: Rund 1 200 Tonnen Müll hat die Universität Bonn im vergangenen Jahr aus ihren Instituten und Labors, Werkstätten und Büros in 356 Einzelgebäuden und von den dazu gehörenden Grünflächen entsorgen müssen - von Elektronikschrott (10 000 Leuchtstoffröhren, 100 Kühlschränke, 500 Monitore) über Altpapier und Grünschnitt bis zu Sperrmüll, Sondermüll und "ganz normalem" Hausmüll.

Zwei- bis drei Mal pro Woche holt ein Spezialfahrzeug den Sondermüll zur Entsorgung ab. Der wissenschaftliche Abfall obliegt der "Verwaltungsabteilung 4.2" und ihrem Chef, dem Diplomingenieur Dietrich Reichard. Lediglich für radioaktiven Müll gibt es eine Schwesterabteilung "Strahlenschutz".

Seit fast zwei Jahrzehnten leitet der gebürtige Berliner die Abteilung, ohne die in Sachen Umweltschutz und Sicherheit an der Hochschule nichts geht: Sein Team verhandelt mit der Stadt und Privatentsorgern, schließt Verträge ab, berät und schult die Beschäftigten. In Reichards Ressort fallen auch die Sicherheit in den Labors, die Umsetzung von Gefahrstoffverordnung und Gentechnikrecht, Brandschutz und persönliche Schutzausrüstungen: 1 500 Schutzbrillen, 1 400 Atemschutzmasken, 4 000 Schutzhandschuhe und 600 Gehörschützer teilte "4.2" im vergangen Jahr aus. Regelmäßig lässt Reichard - auch unangekündigt - überprüfen, ob alle Sicherheitsstandards eingehalten werden. Acht Mitarbeiter unterstützen ihn dabei. Da wird etwa in Labors gecheckt, ob brennbare Flüssigkeiten ordnungsgemäß verwahrt werden, Behälter mit giftigen Substanzen die richtigen Aufschriften tragen, ob die Sicherheitsschränke einwandfrei schließen oder der Feuerlöscher mit einem Kittel zugehängt ist.

Bei Verstößen drohen die vorübergehende Schließung des Labors oder kostenpflichtiges "Zwangs-Aufräumen". Nachdem ein Institut zum Beispiel partout die dort auf Fluchtwegen gelagerten Kartonagen nicht entfernen wollte, wurde eine Fremdfirma damit beauftragt - die Rechnung ging ans Institut.

Trotz allem sieht Reichard sich nicht als "Sicherheitssheriff", ist kein "Law and Order-Mann": Zu Hause in Rheinbach entspannt er sich beim Radfahren, ist Hobby-Astronom, kocht und liest gerne. Bei seiner Arbeit setzt er auf Beratung, Prävention, Service und fortlaufende Verbesserung. Beispiele: Für studentische Praktika gab''s kürzlich für 30 000 Mark Geräte in Miniaturform, die weniger Material verbrauchen und weniger Abfall produzieren. Nur noch die Hälfte an Gefahrstoffen ist nötig, 85 Prozent des Abfalls entfallen.

Neue Vakuumtechnik in der Chemie spart zudem pro Tag 210 Kubikmeter Trinkwasser - der jährliche Verbrauch eines Vierpersonenhaushalts. Die 1,8 Millionen Umstellungskosten haben sich bereits nach drei Jahren amortisiert.

"Der Verantwortungsgedanke, dass ein Wissenschaftler nicht nur für seine Lehr- und Forschungstätigkeit da ist, sondern dass auch der Arbeits- und Umweltschutz zu seinen Fürsorgepflichten gehört, hat sich in den letzten Jahren etabliert", sagt Reichard zufrieden.

Er hat persönlichen Grund, sich zu freuen, wenn an der Uni alles sauber und sicher läuft - auch seine Tochter studiert in Bonn.

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