Bauschige Akteure im Wechselspiel des Wetters

Wolkenvermessungen in Holland - Bonner Meteorologe leitet das Projekt

Bonn. (piw) In Regen und Grau neigt sich der Sommer dem Ende zu. Einer, der sich über so ein Klima freuen dürfte, ist der Bonner Meteorologe Clemens Simmer: Er leitet das Wolkenforschungsprojekt "4D-Wolken", für das im Etat des Bundesforschungsministeriums vier Millionen Mark eingeplant sind. Am Montag begannen die Messungen in Cabauw in den Niederlanden.

Außer dem Fünf-Mann-Team aus Bonn sind dort noch acht weitere Forscherteams aus Deutschland und 14 aus anderen Ländern Europas aktiv. Sie wollen verstehen, welche Rolle die Wolken spielen, wenn Erde und Atmosphäre im Wechselspiel des Wetters wärmer oder kälter werden - was sich nicht nur auf den Sonntagsausflug auswirkt, sondern auch auf die weltweite Entwicklung des Klimas.

"Die Hauptheizung für die Atmosphäre ist der Erdboden", erklärt Simmer. Er nimmt Sonnenenergie auf und gibt sie als Infrarotstrahlung wieder ab. Dass auch die Wolken einen Teil der Sonnenstrahlung bremsen, galt bislang als vernachlässigbar. Neue Messungen lassen jedoch vermuten, dass es mehr ist als bislang angenommen. Der Unterschied soll etwa 20 Watt pro Quadratmeter betragen. Das klingt nach wenig - aber wenn es sich als richtig herausstellt, müssten alle gängigen Wettermodelle überarbeitet werden.

Bei ihrer Arbeit wollen die Forscher erst einmal feststellen, ob die überraschenden Beobachtungen überhaupt stimmen, und sich dann auf die Suche nach der Ursache machen. Eine Theorie ist, dass "Aerosole" den fehlenden Teil der Strahlung aufnehmen: feinste Salzkristalle und Staubpartikel in der Luft. Eine andere Theorie hat die Rechenmodelle als Ursache des Fehlers ausgemacht: In denen gelten Wolken nicht als dreidimensional, sondern als flach, weil sonst die Computer den Rechenaufwand nicht mehr hinbekämen.

Bei der Untersuchung hilft das "Mehrkanal-Mikrowellen-Radiometer": Die Erfindung der Bonner Meteorologin Susanne Crewell misst die Strahlung, die von den Wolken durchgelassen wird, und kann dabei bestimmen, wieviel Flüssigwasser in der Wolke ist. In Wolken, die friedlich und weiß am Schönwetterhimmel ziehen, ist das viel weniger, als der Laie denkt: Regnete so eine Wolke auf einen Schlag vom Himmel, ergäbe es gerade genug, jeden Quadratmeter unter ihr mit einem halben Millimeter Wasser zu bedecken.

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