Bachelor ersetzt nun Magister und Diplom

Große Nachfrage nach Studienplätzen in reformierten Studiengängen der Uni Bonn: Mehr als 13 000 Bewerbungen für rund 2 000 Plätze

Bachelor ersetzt nun Magister und Diplom
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Bonn. Vor Jahren erschien es kaum denkbar, doch der Bologna-Prozess hat an der Universität Bonn den Studienreformeifer beflügelt. Zum neuen Wintersemester, dessen Vorlesungszeit am Montag begann, gibt es keine Erstsemester in Diplom- und Magisterstudiengängen mehr. Ihr Ziel lautet jetzt vielmehr Bachelor of Science in den Naturwissenschaften und Bachelor of Arts in den Geisteswissenschaften.

Diese neuen Studiengänge, die in sechs Semestern zum ersten berufsbefähigenden Abschluss führen, sind auf großes Interesse gestoßen: Für die rund 2 000 Plätze hatten sich bis zum Meldeschluss am 15. Juli genau 13 155 Studieninteressenten beworben.

Da die kompakten Bachelor-Studiengänge eine intensive Betreuung der Studierenden erfordern, sind in Bonn bis auf wenige Ausnahmen (Chemie, Geodäsie und Geoinformation, Geowissenschaften, Informatik, Mathematik, Meteorologie, Physik sowie alle Studiengänge der Theologischen Fakultäten) alle Fächer zulassungsbeschränkt. Es findet also eine Auswahl nach Note und Wartezeit statt.

Die Bewilligungen sind laut Uni-Sprecher Andreas Archut gleich am 8. August herausgegangen. Da die Studieninteressenten sich für mehrere Fächer und an verschiedenen Hochschulen gleichzeitig bewerben, werden nicht alle Studienplätze angenommen. Deshalb hat es zwei Nachrückrunden gegeben, deren letzte erst vergangenen Freitag zu Ende gegangen ist. Archut: "Darum haben wir noch keine abschließenden Zahlen. Allerdings wurde in Absprache mit den Fächern großzügig überbucht, so dass wir hoffen, alle Plätze besetzt zu bekommen."

Die größte Nachfrage verzeichnet auch zum Herbst 2007 wieder die Kommunikationswissenschaft: Auf die 70 Studienplätze für den Bachelor gingen insgesamt 2 500 Bewerbungen ein, was einer Quote von 35 Interessenten pro Studienplatz entspricht. Rund 1 600 Bewerber wollten sich in das Fach Ernährungs- und Haushaltswissenschaft einschreiben - ebenfalls seit Jahren ein Liebling der Studienbewerber. Kaum weniger waren es im Bachelor-Studiengang "Politik und Gesellschaft". Die Quote lag hier bei fast eins zu 20.

Fast 1 200 Bewerbungen erhielt die Uni für die rund 200 Studienplätze im Fach "Germanistik, Vergleichende Literatur- und Kulturwissenschaften". Ebenfalls gefragt war der Studiengang Volkswirtschaftslehre mit rund 1 000 Bewerbern, etwa zehn Mal mehr als Studienplätze vorhanden sind.

Der Bologna-Prozess beschäftigt die Universität schon seit Jahren. Nachdem die Philosophische Fakultät vor einem Jahr ihre alten Fächer durch Bachelor- und Master-Studiengänge ersetzt hatte, folgten nun die klassischen Diplom-Fächer der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät. Lediglich die Staatsexamensstudiengänge Medizin, Zahnmedizin, Jura, Pharmazie und Lebensmittelchemie sowie die Katholische und die Altkatholische Theologie sind noch nicht umgestellt.

Die Universität meldet zum Semesterbeginn eine vorläufige Gesamtstudierendenzahl von rund 28 000, darunter rund 3 700 Erstsemester. Die genauen statistischen Daten kommen erst nach Abschluss aller Einschreibe- und Nachrückverfahren Anfang Dezember. Die aktuellen Zahlen liegen unter den Werten vom Wintersemester 2005/06, als es noch keine Bachelor-Studiengänge und auch noch keine Studienbeiträge während der Regelstudienzeit gab.

Damals schlugen noch über 30 000 Eingeschriebene und 4 700 Erstsemester zu Buche. Allerdings sorgen die 500 Euro Studienbeiträge pro Semester dafür, dass es keine Karteileichen mehr gibt. Wie die Universität die Gelder einsetzt, ist auf der Homepage www.uni-bonn.de nachzulesen: Schwerpunkte sind Tutorien, die Verbesserung des Bibliotheksangebots und elektronische Studienhilfen.

Landesweit sind die Studienanfängerzahlen in Nordrhein-Westfalen im Vergleich zum Vorjahr um rund 4 800 (7,6 Prozent) auf 68 000 gestiegen, teilt das Innovationsministerium in Düsseldorf mit. Das seien so viele wie seit 1990 nicht mehr. Die Zahlen beruhen zum Teil auf Hochrechnungen, weshalb noch mit Abweichungen zu rechnen ist. Die nordrhein-westfälischen Hochschulen erwarten laut Ministerium für das Wintersemester Einnahmen von mehr als 140 Millionen Euro aus den Studienbeiträgen. Minister Andreas Pinkwart kündigte an, im Frühjahr einen Bericht über die Verwendung der Beiträge vorzulegen.

Am Donnerstag, 18. Oktober, feiert die Universität in der Aula des Hauptgebäudes den 189. Jahrestag ihrer Gründung und eröffnet damit das Akademische Jahr 2007/2008. Die Veranstaltung beginnt um 10.15 Uhr. Die Akademische Rede hält der Bonner Altamerikanist Professor Nikolai Grube zum Thema "Die Entzifferung der Maya-Schrift". Besucher sind herzlich willkommen.

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