Universität Bonn Archäologen suchen nach antiken Häfen am Rhein

Bonn · Die Bonner Wissenschaftler vermuten Hafenstellen aus der Römerzeit am Bonner Rhein. Auf ihrer Suche nach Spuren der antiken Kaiserzeit und des Mittelalters setzen sie ein Flachwasser-Sonar ein.

 Bootsführer Hagen Kretschmar und Ingenieur Klaus Storch auf Erkundungstour auf dem Rhein.

Bootsführer Hagen Kretschmar und Ingenieur Klaus Storch auf Erkundungstour auf dem Rhein.

Foto: Barbara Frommann

Viele Spaziergänger, die am Mittwoch auf dem Leinpfad unterwegs waren, blickten ratlos auf den Rhein: Zwei Männer in einem kleinen Motorboot suchten den Strom entlang des Bonner Ufers ab. Nein, hier hatte niemand etwas verloren, auch wenn es so aussah. Die Aktion war Teil des Forschungsprojekts "Häfen von der Römischen Kaiserzeit bis zum Mittelalter", das Archäologen und Geografen der Universität Bonn durchführen.

Mit einem speziellen Flachwasser-Sonar suchen die Wissenschaftler nach Spuren von Häfen aus der Römerzeit bis hinein in das erste Jahrtausend. "Wir vermuten, dass sich Anlandestellen unterhalb des Drachenfels in Königswinter und im Bereich des früheren Legionslagers in Bonn befunden haben" sagt Archäologin Heike Kennecke. "Man darf sich das so vorstellen, dass es große Häfen gegeben habe, aber auch kleine Anleger, ähnlich dem des Bonner Rudervereins", erklärt Jan Bemmann, Direktor des Instituts für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie.

Aus diesem Grund suchen die Wissenschaftler den Rhein von Andernach bis etwa Kalkar ab. "Unser bisheriger Kenntnisstand über die Häfen entlang des Rheins ist miserabel", sagt Bemmann. Archäologisch nachgewiesen sei bisher eine Anlagestelle unterhalb des Alten Zolls. Die Gesamtschau der antiken und mittelalterlichen Hafenanlagen wollen die Forscher nutzen, um Fragen zu klären wie: Welche Transportwege haben die Römer genutzt? Welches technische Knowhow wurde beim Bau angewendet? Wie haben sie den Transport von Waren organisiert?

Dass die Erkundung des Rheinufers nicht mit bloßem Auge, sondern nur unter Einsatz moderner Technik möglich ist, liege daran, dass der Rhein heute eine andere Gestalt habe als früher, erläutert Thomas Roggenkamp vom Geografischen Institut. "Der Rhein hat sich im Laufe der Zeit tiefer eingeschnitten. Auch führte er früher weniger Wasser als heute."

"In der ersten Phase geht es darum, Daten zu sammeln und sie per GPS zu erfassen", sagt Klaus Storch dessen Firma die Universität mit der Erkundung des Rheins beauftragte. Das Sonar schickt Schallwellen ins Wasser, die bis in tiefere Schichten des Sediments vordringen. "Interessant wird es, wenn das Sediment weiche und härtere Abschnitte aufweist."

Ob Storch Hinweise auf Hafenanlagen gefunden hat, werde sich erst herausstellen, wenn am Computer die Nachbearbeitungsphase beginne. Weichere Bestandteile wie Schwebeteilchen werden dabei aus der Darstellung entfernt. "Das ist, als würde man mit einem Staubsauger alles absaugen", sagt Storch. Mit Hilfe dieser virtuellen Ausgrabung werden Strukturen im Untergrund sichtbar, die am Ende zum Beispiel in einem 3-D-Modell rekonstruiert werden könnten.

Finde Storch Anhaltspunkte für antike Anlandestellen, würden die Forscher als erstes Taucher losschicken, erklärt Kennecke. Außerdem würden zusätzlich Bohrungen und seismische Messungen vorgenommen. Das Projekt startete im September vergangenen Jahres, Wegen des hohen Wasserstandes musste die Erkundung allerdings zunächst verschoben werden. "Die wissenschaftliche Diskussion um die Römerhäfen ist bereits in den 70er Jahren entstanden", so Kennecke.

Dass man nun endlich zu ihrer archäologischen Erkundung komme, sei einer Ausschreibung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) zu verdanken, für die sich die Uni Bonn im Verbund mit dem Amt für Bodendenkmalpflege des Landschaftsverbands Rheinland, dem Landesmuseum Bonn und weiteren Partnern aus erfolgreich bewarb. Die DFG fördert das Projekt mit einer Million Euro.

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