Am Computer fürs Krankenbett lernen

Die kontinuierliche Fortbildung ist für angehende Ärzte in Bonn obligatorisch

Bonn. (ldb) Wer in Bonn Medizin studiert, sitzt nicht nur im Hörsaal oder steht am Krankenbett, ein Teil des Pflichtprogramms muss am Computer absolviert werden. "Angesichts der heute erreichten Spezialisierung der Wissenschaft und der Schnelligkeit, mit der sie voranschreitet, bieten die neuen Medien Möglichkeiten der Vernetzung, die wir nutzen müssen", sagt Winrich Breipohl, Professor für Experimentelle Ophthalmologie (Augenheilkunde) und Beauftragter der Medizinischen Fakultät für EU-Kooperationsprogramme und Telemedizin. Er ist seit Jahren der Motor der Medizinischen Fakultät zur Entwicklung Computer-gestützter Lerneinheiten und der internationalen Vernetzung von Aus-, Fort- und Weiterbildung. Bonn ist die erste deutsche Hochschule, die den Studierenden die Teilnahme an den via Eutelsat verbreiteten EuroTransMed-Fortbildungsmodulen vorschreibt - als Pflichtpensum im Praktischen Jahr.

Seit langem arbeitet Breipohl gemeinsam mit Kollegen aus der Informatik daran, die neuen Medien für die akademische Lehre nutzbar zu machen. Als er vor acht Jahren die Leitung des neu geschaffenen Studiendekanats antrat, richtete er einen PC-Raum für die Studierenden ein, der es ihnen ermöglicht, Computer- und Video-gestützte Lernmodule zu nutzen. Einige Frontalvorlesungen wurden durch Eigenstudium an multimedialen Lerneinheiten auf selbst hergestellten CD-ROMs ersetzt, so dass die dadurch entlasteten Professoren vermehrt Kleingruppenkurse sowie Unterrichtseinheiten am Patientenbett durchführen können. Medienreferenten, die in der Medizinischen Fakultät für jedes Fach eingesetzt sind, haben die Aufgabe, im Internet nach Lehreinheiten zu suchen und sie in der Mediathek, einer Unterrichtsdatenbank, verfügbar zu machen.

Inzwischen wurde die Arbeit im Sekretariat für interdisziplinäre Teleanwendungen und Teleunterricht, kurz STUNT, an der Medizinischen Fakultät so professionalisiert, dass es aufgrund der systematischen Anwendungen der neuen Medien im vergangenen Jahr von Microsoft Germany zu einem von sechs "Academic Internet Centers" ernannt wurde. Für Studenten und graduierte Mediziner besteht in den neu bezogenen Räumlichkeiten des Studiendekanats im ehemaligen Schwesternhaus hinter der Mensa die Möglichkeit zur Nutzung vernetzter PC-Arbeitsplätze mit Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Datenbankprogramm und vollwertigem Internetzugang sowie analoger audiovisueller Arbeitsplätze, einer bescheidenen Präsenzbibliothek und schließlich auch der Anschluss an das satellitengestützte europaweite "continued medical education program" EuroTransMed (ETM), über das die regelmäßig von Eutelsat II live ausgestrahlten ETM-Sendungen empfangen werden können.

In der nichtkommerziellen EuroTransMed-Initiative mit Hauptsitzen in London und Leiden, die 250 Kliniken und Universitäten in 20 Ländern Europas verbindet, hat Breipohl als Mitglied des "Main Board" die Federführung für die Bundesrepublik. Mit Unterstützung der Europäischen Union wird etwa 30 Mal im Jahr dienstags während der Mittagspause ein hochrangiges Programm zu aktuellen Ergebnissen in der medizinischen Forschung und Praxis ausgestrahlt, das per Fernsehen übertragen wird und den Zuschauern ermöglicht, per Telefon live Fragen zu stellen. Das Angebot reicht von Kongressberichten bis hin zu den neuesten Trends in den medizinischen Einzeldisziplinen. Beantwortet man dazu einen Multiple-Choice-Fragenkatalog, erhält man europaweit anerkannte Kreditpunkte.

Die Sendungen werden nach der Ausstrahlung digitalisiert und im Intranet der Medizinischen Einrichtungen Bonn (MEB) über einen Videoserver im Studiendekanat dauerhaft verfügbar gemacht, so dass jeder Arzt und Student von seinem vernetzten PC aus die Sendung jederzeit sehen kann. Jetzt wurden an die EuroTransMed-Initiative auch sieben Bonner Lehrkrankenhäuser und der Qualitätszirkel niedergelassener Allgemeinärzte angeschlossen.

Näheres beim Studiendekanat montags bis donnerstags von 8.30 bis 11.30 Uhr, Telefon (02 28) 2 87 66 73. Im Internet ist EuroTransMed verfügbar unter www.etm.nl/. Die nächste Sendung ist am 6. Februar um 13 Uhr: Professor Tony Schapira (London) über die Parkinson-Krankheit.

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