400 Experten reden in Bonn übers Wetter

Bei einer großen Meteorologietagung in Bonn geht es auch um Klima und Versicherungen. Mehr als 400 Wetter- und Klimakundler diskutieren seit Montag bei der Meteorologentagung "DACH 2010" in Bonn über extreme Wetterereignisse aufgrund des Klimawandels.

400 Experten reden in Bonn übers Wetter
Foto: dpa

Bonn. Ein kalter Frühling, dann glühende Hitze und Trockenheit, dafür Hochwasser im verregneten August - werden extreme Wetterereignisse aufgrund des Klimawandels häufiger? Mehr als 400 Wetter- und Klimakundler diskutieren seit Montag bei der Meteorologentagung "DACH 2010" in Bonn über diese aktuelle Frage.

Die Teilnehmer kommen vorrangig aus der Schweiz, Österreich und Deutschland. Die Tagung dauert noch bis Freitag. Verschiedene globale Klimamodelle unterscheiden sich teils deutlich hinsichtlich ihrer Prognosen des Temperaturanstiegs. "Schwierig ist immer noch, Wolken und Niederschläge zu modellieren", sagt Professor Clemens Simmer vom Meteorologischen Institut der Uni Bonn. "Gerade bei diesen beiden Größen passiert in kurzer Zeit und auf kleinem Raum sehr viel." Die Wolken reflektieren einen großen Teil der wärmenden Sonnenstrahlung - somit kühlen sie überwiegend das Klima.

Wolken und Niederschläge entstehen aus Wasserdampf. In ihm steckt viel Energie, die maßgeblich Gewitter, Hurrikane, zum Teil auch unsere Tiefdrucksysteme speist. "Diese Umwandlungen finden aber auf extrem kleinen Räumen unter Mitwirkung von Aerosolen - dem nahezu unsichtbaren Dreck in der Luft - statt und können nur sehr genähert in Modellen wiedergegeben werden", berichtet Simmer. Darin unterscheiden sich die Modelle und ihre Prognosen.

Auch die Versicherungsbranche interessiert sich für die Ergebnisse der Klimaforschung. "Sie nutzt die Klimaprognosen, um die Preise etwa für Sturm- und Wasserschäden zu bestimmen", berichtet Simmer. Steigt die Häufigkeit solcher Ereignisse, schießen auch die Tarife für Versicherungsverträge in die Höhe. Es gebe wirksame Techniken, die Folgen des Klimawandels abzumildern - etwa Regenrückhaltebecken oder Baustopps in besonders von Überschwemmungen bedrohten Gebieten.

"Zur Prävention gehört auch eine gute Unwetterprognose - und die Wettervorhersage insgesamt hat sich in den vergangenen Jahrzehnten stetig verbessert", berichtet der Bonner Meteorologe. Selbst bei den 15-Tages-Prognosen stimme meistens die vorhergesagte Witterung. "Ich persönlich plane danach meine Urlaubsreisen und lag damit fast immer richtig", sagt Simmer. Manch einer mag sich schon über das seltsame, kreisende Objekt auf dem Dach des Ulrich-Haberland-Hauses, Auf dem Hügel, gewundert haben. Es handelt sich um das Wetterradar des Meteorologischen Instituts.

"Damit lassen sich herannahende Regenwolken identifizieren und der Niederschlag abschätzen", sagt der Meteorologe. Die Ergebnisse stellen die Forscher auf ihrer Homepage www.meteo.uni-bonn.de unter "Messdaten" dar. "Da ich in Wachtberg wohne und jeden Morgen mit dem Fahrrad ins Institut nach Bonn-Endenich fahre, schaue ich mir immer zuvor die Regenradarbilder an", erzählt Simmer. "Mit etwas Timing komme ich dann trockenen Fußes hier an."

Die Meteorologen interessieren sich auch für den Ausbruch des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull im vergangenen Frühjahr, der Flugzeuge tagelang am Boden hielt. "Zur Wettervorhersage gehört deshalb jetzt auch eine Ascheprognose", berichtet der Forscher. Die Meteorologen diskutieren in Bonn nun über verschiedene Ausbreitungsmodelle für solche Partikel. Am Donnerstag findet während der Tagung eine Fortbildung für Lehrer zu den Themen Wetter, Klima und Energie statt. Schüler der Jahrgangsstufen fünf bis 13 konnten zudem eigene Projekte dazu einreichen.

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