100 Mal rechnen für nur eine Prognose

Verbundprojekt wird in Bonn koordiniert und soll bessere Regenvorhersagen entwickeln

  Es bleibt wechselhaft  mit häufigen Schauern - Aprilwetter.

Es bleibt wechselhaft mit häufigen Schauern - Aprilwetter.

Foto: dpa

Bonn. (sj) T-Shirt oder Regenschirm? Das Wetter scheint unberechenbar - in den vergangenen Wochen schlug es Kapriolen von Schneeflocken bis zu fast schon Sommertemperaturen.

Pünktlich zum Anfang des sprichwörtlich unbeständigen Monats April wollen Bonner Meteorologen und Kollegen aus ganz Deutschland die Vorhersage von Niederschlägen deutlich verbessern.

Am Montag fiel an der Bonner Alma Mater der Startschuss zu einem meteorologischen Verbundprojekt verschiedener Universitäten und Großforschungseinrichtungen. Das Schwerpunktprogramm mit seinen insgesamt 22 Teilprojekten wird in Bonn koordiniert. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert es für sechs Jahre.

"Unser Ziel ist es, die Niederschlagswahrscheinlichkeit und -menge über einen möglichst langen Zeitraum vorherzusagen", erklärt der Sprecher des Verbundprojekts, Professor Andreas Hense. "Dazu wollen wir unter anderem die Daten von Satelliten oder dem Radar-Verbundnetz des Deutschen Wetterdienstes besser nutzen und die Information darin möglichst vollständig herauskitzeln."

Ein wichtiges Instrument ist die Entwicklung neuer und besserer "Rechenmodelle", mathematischer Methoden zur Wetterberechnung.

Ohne Computer läuft dabei nichts. Hense: "Wir füttern unsere Rechner mit etwas unterschiedlichen Ausgangswerten und lassen sie daraus bis zu 100 Mal eine Vorhersage erstellen."

Die Modelle werden dann schrittweise verfeinert, bis der Trend aus der Summe der Einzelergebnisse möglichst gut mit der wirklichen Wetterentwicklung übereinstimmt. "Monte-Carlo-Verfahren" nennt der Wissenschaftler diese Methode: "Das ist wie bei einem Würfelspiel, nur dass unser Würfel mehr als eine Milliarde Seiten hat."

Der Meteorologe arbeitet an globalen Modellen mit einer Maschenweite von 50 Kilometern und einem Vorhersage-Horizont von fünf Tagen.

Damit wären Aussagen möglich wie "am Freitag wird es im Münsterland regnen, in der Kölner Bucht bleibt es aber trocken". Andere Projekte werden eine genauere räumliche Differenzierung erlauben. Dabei setzen die Forscher vor allem auf die Daten des Radarverbundnetzes, das herannahende Niederschläge erkennt. Wie sich aus ihnen der aktuelle Verlauf einer Regenfront ablesen lässt, ist in der Wettervorhersage im Fernsehen zu sehen.

Noch gibt es aber keine mathematischen Modelle, die aus den Radar-Daten eine sichere Vorhersage über mehrere Tage erstellen können.

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