Der UGB-Vorsitzende Michael Kranz im Interview: "Wir sind bunter geworden"

Bonn · Die Ausrichtung der Universitätsgesellschaft hat sich gewandelt. Über neue Schwerpunkte sprach der Vorsitzende Michael Kranz mit Helge Matthiesen und Moritz Rosenkranz.

 Leitet die Universitätsgesellschaft seit 2009: Michael Kranz.

Leitet die Universitätsgesellschaft seit 2009: Michael Kranz.

Foto: Benjamin Westhoff

Herr Kranz, die Universitätsgesellschaft hat viele Jahrzehnte im Hintergrund gewirkt. Seit Kurzem geht sie verstärkt in die Öffentlichkeit. Warum?
Michael Kranz: Das ist ein bewusster Schritt. Ursprünglich war die Ursprungsgesellschaft rein auf Mäzenatentum ausgerichtet. Durch die Fusion mit dem Alumni-Verein 2007 hatten wir plötzlich 2000 neue Mitglieder, die Ehemalige der Universität waren. Spätestens ab diesem Zeitpunkt ging es verstärkt darum, die Universität mit dem Bonner Bürgertum zu verbinden und beide einander näherzubringen.

Warum braucht die Uni Förderer und Freunde?
Kranz: Es gibt Dinge, die passen nicht in die Förderrichtlinien des Landes und des Bundes. Das sind Dinge wie die Förderung des Universitätsfestes oder die Bereitstellung von Preisen. Beides geht nicht aus öffentlichen Geldern.

Sie fördern die Uni auf vielfältige Weise. Wie finden Sie diese Projekte und Themen?
Kranz: Wir suchen nicht, sondern interessierte Gruppen können an uns herantreten. Wir wähle aus diesen Anträgen aus, welches dieser Projekte am ehesten förderfähig ist. Dafür haben wir einen Topf von rund 30.000 Euro. Wichtig ist: Es gibt keine Dauerförderung von Projekten oder etwa Stellen. Und es muss etwas sein, wo wir sagen können: Das trägt dazu bei, die Universität, ihre Studenten und ihre Mitarbeiter in der Öffentlichkeit bekannter zu machen, das ist unser Schwerpunkt.

Ein Beispiel sind die Kurzfilmtage oder auch das Fußballturnier der Geodäten aus ganz Europa. Solche Dinge passen in keinen Haushalt, daher übernehmen wir oft die Endfinanzierung. Was wir nicht mehr machen, ist, Gelder, die das Land oder der Bund zur Verfügung stellen sollten, zu ersetzen. Ebensowenig geht es darum, ureigenste Aufgaben der Universität zu fördern. Wir sind weg von der Wissenschaftsförderung und hin zur Bekanntheitsförderung - und somit bunter geworden.

Die Universität steht international im Wettbewerb. Wie wichtig ist da Heimat?
Kranz: Wer in der Heimat nicht verwurzelt ist, wird international nicht erfolgreich sein, weil man austauschbar und schnell übermütig wird.

Ist es eigentlich mühsam, für die Uni Bonn Geld einzuwerben?
Kranz: Es ist dann nicht mühsam, wenn wir mit konkreten Projekten unterwegs sind. Man kann nicht kommen und sagen: Gib mir mal jedes Jahr 5000 Euro für die Uni. Das funktioniert nicht. Sie müssen dem, der mitfinanziert, die Möglichkeit zur Darstellung geben.

Wie viele Gelder verteilen Sie im Jahr?
Kranz: Das Budget beträgt rund 300.000 Euro, ist allerdings abhängig von den Zinserträgen einer Erbschaft über 1,2 Millionen Euro, die wir vor einigen Jahren bekommen haben. Derzeit ist es weniger. Rund 75 Prozent dieser Summe gehen in die Förderung.

Sind es eher die Mitgliedsbeiträge oder die großen Spenden, die darüber hinaus wichtig sind?
Kranz: In dem Budget von rund 30.000 Euro kommen ungefähr 80.000 Euro von Firmen und circa 150.000 Euro durch feste Mitgliedereinnahmen.

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Sie haben sicher Bedarf an neuen Mitgliedern. Wer fehlt Ihnen?
Kranz: Von der Stückzahl müssten es deutlich mehr sein. Jedes Jahr verlassen 2000 bis 3000 Absolventen die Uni. Wir haben aber nur einen Zuwachs von 200 pro Jahr. So halten wir gerade unsere Mitgliederzahl, weil ähnlich viele sterben. Das ist ein Problem. Ich wünsche mir insgesamt mehr Interesse an der Universität und unserer Gesellschaft.

Wie überzeugen Sie Menschen, Mitglied zu werden?
Kranz: Absolventen sage ich: "Ihr habt jetzt euer Studium auch mit Unterstützung der Universitätsgesellschaft vollendet, gebt mal ein wenig zurück." Bei Unternehmen sage ich: "Ihr habt die Chance, Nachwuchskräfte sehr frühzeitig kennenzulernen, wir vermitteln euch das." Und bei Professoren und Mitarbeitern sage ich ganz deutlich: "Seid nicht nur Angestellte, sondern identifiziert euch über die Universitätsgesellschaft mit der Universität."

Gibt es zum 100. Geburtstag ein besonderes Projekt, das angepackt werden soll?
Kranz: Eigentlich ist die Remise vor dem Poppelsdorfer Schloss schon ein verfrühtes Geschenk. Dieses Projekt war anstrengend und hat uns sehr viel Kraft gekostet.

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