Die Qual der Wahl Wie Studierende den richtigen Job finden

BONN · Das Studium ist geschafft oder zumindest fast – nun beginnt bald das Berufsleben. Ganz so nahtlos funktioniert das aber meistens nicht. Ein Masterabschluss ist keine Garantie dafür, direkt im Traumjob zu landen.

Mit dem Abschluss endet für viele Studierende ein Lebensabschnitt. Den neuen, das Arbeitsleben, zu beginnen, ist oft nicht so einfach.

Mit dem Abschluss endet für viele Studierende ein Lebensabschnitt. Den neuen, das Arbeitsleben, zu beginnen, ist oft nicht so einfach.

Foto: dpa

Manche Studierenden melden sich auch erst einmal arbeitslos und suchen in Ruhe nach der richtigen Stelle. „Bei der Bewerbungsphase heißt es durchhalten“, sagt Anke Bohne vom Career Center der Uni Bonn. „Man muss akzeptieren, dass es oft sehr viel länger, auch Monate dauert, bis man einen Job gefunden hat, der zu den eigenen Wünschen und Erwartungen passt.“

Diese Erfahrung hat auch Pia Hofmann, die ihren richtigen Namen nicht in der Zeitung lesen will, gemacht. Nach ihrem Abschluss in Soziologie hat sie Bewerbungen geschrieben. „Ungefähr ein halbes Jahr lang habe ich mich immer wieder beworben und Vorstellungsgespräche gehabt.“

Ihr Lebenslauf kann sich sehen lassen: Hofmann hat eine Berufsausbildung abgeschlossen und auch neben dem Studium immer gearbeitet, sogar ein Praktikum in Tansania und bei der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit in Bonn absolviert. „Ein Problem ist auch das Gehalt: Viele Studierende sind da sehr unwissend und verkaufen sich meines Erachtens unter Wert“, sagt Hofmann. Letztlich ist sie bei einer Beratungsfirma in Frankfurt gelandet. Obwohl sie dort zwar gut verdient, möchte sie ihren verwaltungslastigen Job gerne gegen einen tauschen, in dem sie internationale Projekte betreut.

Fünf Jahre nach Abschluss mit Job zufrieden

Laut einer Studie des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) sind immerhin 84 Prozent der Absolventen fünf Jahre nach ihrem Abschluss mit ihrem Job zufrieden. Anders sieht es beim Gehalt aus: Nur 55 Prozent bewerten die Höhe ihres Einkommens und die Familienfreundlichkeit als positiv. Was es jungen Hochschulabgängern heute zusätzlich schwer macht, sind befristete Verträge und häufige Umzüge.

„Eine gewisse geografische Flexibilität muss man schon mitbringen“, sagt Anke Bohne, die regelmäßig Studierende und Absolventen der Uni Bonn berät. „Wer zum Beispiel nur in Bonn sucht, hat es schwerer als jemand, der deutschlandweit sucht.“ Vor allem zu Beginn des Berufslebens kann es hilfreich sein, die Studienstadt zu verlassen – in manchen Branchen sitzen die meisten Arbeitgeber auch nur in einer bestimmten Region.

Ganz andere Probleme haben Studierende der Ingenieurs- und Naturwissenschaften: „Die größte Herausforderung ist, zu wissen, was man will“, sagt Sarah Landberg, die gerade an ihrer Masterarbeit schreibt und Elektrotechnik studiert hat. „Das Studium ist hart, wir hatten ungefähr drei Wochen im Jahr frei – da bleibt auch kaum Zeit für Praktika, die nicht mal vorgeschrieben sind.“ Wem diese Eigeninitiative fehlt, der hat womöglich bis zum Ende des Studiums kaum eine Idee, welche der vielen Möglichkeiten für ihn oder sie selbst die richtige ist.

Ab drittem Semester Gedanken machen

„Am besten ist es, sich schon ab dem dritten Bachelor- beziehungsweise dem zweiten Mastersemester Gedanken darüber zu machen, wohin es beruflich gehen soll“, sagt Bohne. Viele Studierende kommen erst spät in die Sprechstunde und schieben die Fragen über die eigene Zukunft immer weiter auf. „Ich kann niemandem sagen, was er oder sie machen soll, aber ich versuche, Anregungen für mögliche berufliche Optionen und Tipps zu geben“, so Bohne.

Neben der persönlichen Beratung bietet das Career Center der Uni Bonn regelmäßig Seminare und Workshops zum Thema Berufseinstieg an – dazu gehören unter anderem auch Bewerbungsmappenchecks und Trainings für Assessment-Center. Ähnliche Abteilungen gibt es mittlerweile an nahezu jeder deutschen Universität. Schon zu Beginn des Studiums kann sich ein Besuch im Career Center der eigenen Uni lohnen, wie Bohne findet: „Es hat durchaus Vorteile, sich früh beruflich zu orientieren, da es zusätzlich eine enorme Motivation fürs Studium sein kann.“ Mit einem Ziel vor Augen studiert es sich eben leichter.

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