Teures Wohnen in Universitätsstadt Studenten bezahlen mehr Geld für WG-Zimmer in Bonn

Bonn · Eine Studie zum studentischen Wohnen ergibt: Bonn liegt bei den höchsten Mietpreisen auf Platz 13 – deutlich im vorderen Bereich. Laut der Studie stiegen die Kosten für ein WG-Zimmer in Bonn um mehr als zehn Prozent.

Das Studentenwohnheim in Tannenbusch gehört zu den 33 Wohnanlagen des Studierendenwerks in Bonn, Sankt Augustin und Rheinbach.

Das Studentenwohnheim in Tannenbusch gehört zu den 33 Wohnanlagen des Studierendenwerks in Bonn, Sankt Augustin und Rheinbach.

Foto: Benjamin Westhoff

In eine neue Stadt zu ziehen und dort eine Wohnung zu finden, ist sowieso schon schwierig. Wenn dann noch Zeitdruck und ein begrenztes Budget hinzukommen, wird es aufregend. Wie jedes Jahr erfahren viele Studenten erst kurz vor dem Semesterstart, wo sie einen Studienplatz erhalten haben.

Dann heißt es eine Unterkunft zu finden – und zwar eine, die bezahlbar ist. Auch in Bonn werden das stetig weniger: Kostete ein WG-Zimmer 2018 noch durchschnittlich 363 Euro, so bezahlen Studenten nur ein Jahr später im Schnitt 400 Euro. Das Moses-Mendelssohn-Institut in Berlin und Hamburg hat mit dem Portal „WG-Gesucht“ und mittels Angaben von 5000 Studenten für 98 Hochschul-Standorte ermittelt, wie angespannt die Wohnlage dort ist und wie stark die Mietpreise gestiegen sind.

Bonn liegt mit Platz 13 deutlich auf einem der vorderen Ränge – hinter Hamburg, München, Stuttgart, Frankfurt am Main, Berlin, Köln, Freiburg, Tübingen, Darmstadt, Konstanz, Düsseldorf und Mainz. Wie sich der neue Bonner Exzellenzstatus auf den Wohnmarkt auswirkt, muss sich noch zeigen. „Sicher prognostizieren lässt sich das nicht, aber es spricht aus unserer Sicht einiges dafür, dass der Exzellenzstatus zu einer höheren Attraktivität der Uni Bonn beiträgt“, sagt Robert Anders vom Bonner Studierendenwerk. „Insbesondere für ausländische Studierende. Die haben es wiederum besonders schwer, Wohnraum zu finden.“

Viele junge Wissenschaftler aus dem Ausland

„Exzellenz-Unis ziehen erfahrungsgemäß genug junge Wissenschaftler aus dem Ausland an – die Bezahlung ist zwar nicht üppig, aber sie haben mehr Geld zur Verfügung als die Studenten“, sagt Frank Scholzen von House-4-Students. „Solche Wissenschaftler suchen genauso Wohnraum und verdrängen den Studenten mit dem kleinen Budget.“

Wohnheime sind meist noch die günstigste Möglichkeit, zu wohnen und deshalb nach wie vor beliebt. „Vor allem für den Studienanfang finde ich es passend: Man hat ein Zimmer, teilt sich die Küche und kann Gesellschaft haben oder auch seine Ruhe“, sagt Sophie Lorenz, 21, die seit einem halben Jahr in einem Wohnheim des Studierendenwerks wohnt. „Ich zahle 285 Euro für 15 Quadratmeter, das ist okay, aber billig finde ich es nicht.“

„Wir berechnen die Mieten anhand der tatsächlichen Kosten und passen sie der allgemeinen (Neben-)Kostenentwicklung an, die derzeit eher moderat ausfällt“, sagt Anders. „Mietpreissteigerungen wie auf dem normalen Wohnungsmarkt gehen wir nicht mit.“ Die Preise in Scholzens privaten Wohnheimen sind mit denen des Studierendenwerks vergleichbar. „Ein WG-Zimmer mit allen Nebenkosten kriegt man bei uns für circa 285 Euro, eine Ein-Zimmer-Wohnung mit Strom kostet circa 370“, sagt Scholzen. „Diese Wohnungen machen zehn bis 15 Prozent unseres Angebots aus.“

Zu viele Bewerber auf zu wenige Wohnheimplätze

Wie auch Wohnungen auf dem freien Markt sind Wohnheimplätze allerdings begrenzt. „Wir konkurrieren mit Investoren um Grundstücke“, sagt Scholzen. „Die können mehr ausgeben, wir würden gerne weitere Wohnheime bauen, aber überstehen den Wettbewerb nicht.“

Auf die wenigen Wohnheimplätze kommen regelmäßig zu viele Bewerber – vor allem zum Semesterstart im September und Oktober. „Ich habe ein halbes Jahr gewartet“, erinnert sich Lorenz. „Mir ist bewusst, dass der Wohnungsmarkt in Bonn schwierig ist, bisher hat in meinem Bekanntenkreis aber immer noch jeder etwas gefunden.“

Schwierig wird es, wenn eine/r für weniger als ein Jahr eine Bleibe sucht – Vermieter möchten häufig längerfristig vermieten. Wohnheime auch. „An kurzfristiger Vermietung unter einem Jahr sind wir nicht interessiert“, sagt Scholzen.

Wohnheime bleiben oft die günstigste Möglichkeit für Studierende, etwa beim Studierendenwerk: „Für rund drei Viertel unserer Plätze beträgt die Warmmiete bis 300 Euro“, so Anders. „Die eine Alternative für Studierende mit geringem Budget gibt es nicht – vor allem nicht in großer Zahl. Projekte wie »Wohnen für Hilfe« des AStA sind wichtig, aber nicht für die Masse geeignet.“

Laut eigenen Angaben betreibt das Studierendenwerk Bonn an den Standorten Bonn, Sankt Augustin und Rheinbach 33 Wohnanlagen mit rund 3620 Plätzen. Weitere Infos dazu gibt es unter https://www.studierendenwerk-bonn.de/wohnen/

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