Hochschule Bonn-Rhein-Sieg Professorinnen gesucht

SANKT AUGUSTIN · Die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg will mit einem Video den Frauenanteil erhöhen und gleichzeitig einige falsche Vorstellungen über die Arbeit an Fachhochschulen korrigieren.

 Blick hinter die Kulissen: Das Filmteam während des Drehs an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg.

Blick hinter die Kulissen: Das Filmteam während des Drehs an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg.

Foto: Eva Tritschler

Um gleich mal mit einem Vorurteil aufzuräumen: An den Berufungsverfahren liegt es in der Regel nicht, dass die Zahl der Professoren die der Professorinnen an deutschen Hochschulen immer noch um ein Vielfaches übersteigt. „Es bewerben sich einfach zu wenige Frauen“, stellt Annegret Schnell vielmehr klar. Die Gleichstellungsbeauftragte der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg bemüht sich daher, dies zu ändern und zugleich einige falsche Vorstellungen über die Arbeit an Fachhochschulen zu korrigieren.

Darunter eben auch die, dass Bewerberinnen per se geringere Chancen auf eine der begehrten Stellen hätten. „Zugegeben, mitunter werden Frauen noch ganz andere Fragen gestellt als Männern, etwa was denn ihre Männer von dieser Berufswahl halten. Aber deswegen sitzen ja auch meine Kolleginnen und ich in derartigen Gesprächen drin. Viel wichtiger ist meines Erachtens, dass Frauen überhaupt vermehrt eine Professur an einer Fachhochschule anstreben. Ein Problem scheint dabei zu sein, dass viele noch ein unzutreffendes Bild davon haben, was inzwischen möglich ist.“

Zu diesem Zweck hat Schnell zusammen mit Mitarbeiterinnen der Hochschule Bochum ein Video gedreht, das sich gezielt an potenzielle FH-Professorinnen richten soll. „Fachhochschulen werden halt noch sehr oft als reine Lehranstalten gesehen, wie eine Studie der Bochumer über die Einstellungen von Akademikerinnen zur FH-Professur ergeben hat“, erklärt Schnell. „Dabei gehört die anwendungsbezogene Forschung inzwischen auch bei uns mit zu den Anforderungen an diesen Beruf. Gleichzeitig lassen sich in der Regel Job und Familie sehr gut miteinander vereinbaren.“

Dies soll der dreiminütige Film „Professorinnen – wo seid ihr“ vermitteln. Darin berichten Frauen, die diesen Weg an den Hochschulen Bochum und Bonn-Rhein-Sieg gegangen sind, von ihren Erfahrungen und ihrer Motivation. „Wir beschäftigen uns mit Fragestellungen, die die Welt bewegen“, sagt etwa die Geoinformatik-Professorin Ulrike Klein. „Und das nicht nur in der Vorlesung, sondern auch im Forschungslabor.“

„Man ist ganz nah dran an aktuellen Themen“, erklärt NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze im Video. „Man kann sehr kreativ arbeiten, man hat mit Studierenden zu tun, die einen immer wieder fordern – ich glaube, dass das einfach ein unglaublich erfüllender und spannender Beruf ist.“ Dabei genügen schon eine erfolgreiche Promotion sowie drei bis fünf Jahre beruflicher Erfahrung in der freien Wirtschaft für eine Professur an einer Hochschule für angewandte Wissenschaften.

Wirklich überraschend sind die im Werbevideo getätigten Aussagen nicht – und die finanzielle Seite wird ganz bewusst ausgeblendet. Denn dass vor allem exzellente Bewerber und Bewerberinnen aus den technischen Fächern in der Industrie häufig deutlich besser bezahlt werden, ist kein Geheimnis. Wer allerdings ganz bewusst Lehre, Forschung und Praxisbezug miteinander verknüpfen will, hat derzeit bei den Fachhochschulen gute Chancen und kann zudem, sofern man sich rechtzeitig für diese Option entscheidet, sogar auf eine Verbeamtung hoffen.

„Der Wille, Professorinnen zu berufen, ist auf jeden Fall da“, sagt Schnell. „Und das ist auch nötig: Bundesweit lag der Professorinnen-Anteil an Fachhochschulen im Jahr 2015 bei 21,8 Prozent. An der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg liegen wir mit 27,5 Prozent deutlich darüber – aber auch hier hoffen wir auf mehr Bewerberinnen.“

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