Mathe-Slam in Bonn Pi-romanie und Winkeltreue

BONN · Mathe ist trocken und nur etwas für Nerds? Von wegen! An der Uni Bonn sind beide Vorurteile jetzt widerlegt worden: Der erste vom Hausdorff Center for Mathematics organisierte Mathe-Slam füllte das Café Unique im Hauptgebäude nicht nur bis zum letzten Platz, sondern sorgte auch für ziemlich gute Stimmung.

 Mal mit Musik, mal mit Soziologie und mal mit jeder Menge guter Pointen versuchten die Slammer, das Publikum für sich einzunehmen.

Mal mit Musik, mal mit Soziologie und mal mit jeder Menge guter Pointen versuchten die Slammer, das Publikum für sich einzunehmen.

Foto: Thomas Kölsch

Dass zumindest einige der fünf Teilnehmer das Konzept, eine mathematische Idee innerhalb von zehn Minuten allgemeinverständlich zu erläutern, elegant umschifften oder gar konsequent ignorierten, schien da nicht weiter zu stören. Zumal es ohnehin in erster Linie darum ging, Zahlen und Formeln im gleichen Atemzug wie Spaß zu nennen. Was denn auch durchaus funktionierte.

Die Ansätze der Mathe-Slammer auf der Bühne waren durchaus breit gefasst. Mal mit Musik, mal mit Soziologie und mal mit jeder Menge guter Pointen versuchten sie, das Publikum für sich und ihr Thema einzunehmen.

So erklärte der in Frankreich studierende Felix Günther etwa, warum Grönland auf einer Erdkarte so groß aussieht wie der Kontinent Afrika, was Fußbälle und Milchverpackungen mit herzförmigen Kurven zu tun haben und warum eigentlich die Krümmung aller Gurken gleich sein müsste, sofern das grüne Gemüse kein Loch aufweist.

Ebenfalls lehrreich, wenn auch mit beträchtlichem Formel-Aufwand, erwies sich der gesungene Beweis der Irrationalität der Wurzel aus 2 von Johann Beurich alias DorFuchs – eine grandiose Idee, die dem Dresdener Studenten vor drei Jahren immerhin auch die Nominierung für den Grimme Online Award einbrachte. Beurichs Auftritt hatte weitaus mehr Substanz als der ebenfalls unterhaltsame, aber letztlich zu sehr an der Oberfläche bleibende „Pi-romanie“-Song von Michael Kaiser.

Bei der Bewertung im Bonner Wettbewerb hoben die Anwesenden Beurich denn auch per Applausstärke ganz weit nach oben, hielten aber letztlich dem Lokalmatador Thoralf Räsch die Treue – auch wenn dieser lediglich mit weiteren Vorurteilen über Mathematiker aufräumte, nicht jedoch in eine wie auch immer geartete mathematische Materie eindrang. Präsentation top, aber Thema verfehlt: Schade.

Den Sieg konnte sich der akademische Oberrat aber dennoch sichern. Auch Carina Gelhauser, die mit ihrem englischen Vortrag die Qualität von Photoshop-Fälschungen verbessern wollte (und letztlich aber eine Erklärung schuldig blieb), konnte dies nicht verhindern.

Initiatorin Astrid Slizewski vom Hausdorff Center for Mathematics zeigte sich auf jeden Fall mit dem Ablauf der von René Deutschmann souverän moderierten Veranstaltung äußerst zufrieden. „Wir wollen ein wenig die Angst vor Mathe nehmen und jene ansprechen, die sonst nicht unbedingt zu einem Vortrag von uns kommen würden“, sagte die Mitarbeiterin des Hausdorff-Centers. Das ist ihr zweifelsfrei gelungen.

Das Publikum spendete nicht nur dafür am Ende der Veranstaltung wirklich frenetischen Applaus, sondern auch für die im Rahmenprogramm auftretende Mathematiker-Band namens „Drummer Says No“ – mehr konnte man wirklich nicht erhoffen. Eine zweite Auflage des Slams ist somit nur noch eine Frage der Zeit.

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