Studium für Flüchtlinge „Integration gibt es nicht umsonst“

Bonn · Der Deutsche Akademische Auslandsdienst will Flüchtlingen die Aufnahme eines Studiums erleichtern und verteilt dafür viel Geld für Stipendien und Sprachkurse. Bis zu 50.000 Menschen soll das Geld helfen.

 Betreten Neuland: Dorothea Rüland (l.), Generalsekretärin des DAAD, und Donia Raissi, aus Tunesien stammende Mitarbeiterin des Infocenters.

Betreten Neuland: Dorothea Rüland (l.), Generalsekretärin des DAAD, und Donia Raissi, aus Tunesien stammende Mitarbeiterin des Infocenters.

Foto: DAAD

Wer als Flüchtling nach Deutschland kommt, hat oft Furchtbares hinter sich gelassen. Eine weitere große Herausforderung steht den Geflohenen jedoch auch nach der Ankunft in Deutschland bevor: Ein Arbeits-, Studien- oder Ausbildungsplatz muss her. Den zu finden, ist gar nicht so leicht. Mit oft mageren Deutschkenntnissen, unvollständigen oder komplett fehlenden Ausbildungsnachweisen und ohne Kontakte müssen viele in Deutschland ganz bei null beginnen.

Um jungen Flüchtlingen trotzdem eine Perspektive zu bieten, hat der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) mit Sitz in Bonn Förderprogramme gegründet, die die Geflohenen bei der Suche nach einem Ausbildungs- oder Studienplatz unterstützen sollen. Rund 100 Millionen Euro – zur Verfügung gestellt durch das Bundesbildungsministerium – will der DAAD in den nächsten vier Jahren in die Ausbildung von Flüchtlingen investieren. Finanziert werden sollen damit Stipendien, Sprachkurse und ein besseres Informationsangebot. Nach Schätzungen bringen zwischen 30 000 und 50 000 junge Flüchtlinge das Potenzial für ein Studium mit.

„Die Förderung von Flüchtlingen ist Neuland für uns, so wie es das für alle in Deutschland ist“, sagt Dorothea Rüland, Generalsekretärin des DAAD. Trotzdem ist sie überzeugt, mit dem in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium ausgearbeiteten Konzept effektiv helfen zu können. „Knackpunkt ist immer die Sprache“, so Rüland weiter. Sie zu lernen, sei aufwendig, aber schlichtweg eine Notwendigkeit für eine erfolgreiche Zukunft in Deutschland.

Um gerade erst angekommenen Flüchtlingen eine erste Orientierung zu ermöglichen, bietet der DAAD in seinem Infocenter telefonische Beratung an. Die Mitarbeiter informieren über Studienvoraussetzungen, Visa-Möglichkeiten oder Stipendien und helfen bei der Suche nach Sprachkursen sowie Ausbildungs- oder Studienplätzen. Ein Angebot, das von den Geflohenen angenommen wird: 46 000 Anfragen bearbeitete das Infocenter im vergangenen Jahr.

Zwar geht es nicht immer nur um Fragen der Ausbildung. Manchmal suchten Geflüchtete beispielsweise auch rechtlichen Rat zum Asylverfahren, berichtet Donia Raissi von ihren Erfahrungen als Beraterin im Infocenter. „Eine solche Auskunft können und dürfen wir natürlich nicht geben. Wir verweisen die Flüchtlinge dann aber weiter an die entsprechenden Stellen.“ Kein Fragesteller sei im Infocenter verloren.

Um das Angebot auch wirklich für alle Geflohenen nutzbar zu machen, beraten die DAAD-Mitarbeiter nicht nur auf Deutsch. Raissi beispielsweise ist zwar in Deutschland geboren, spricht aber fließend Arabisch und kann sich so mit den meisten Flüchtlingen in deren Muttersprache unterhalten. Gerade, wenn es um komplizierte Abläufe wie die deutsche Bürokratie geht, ist das manchmal unverzichtbar.

Neben dem Infocenter und professionellen Förderkursen setzt der DAAD auch auf ehrenamtliche Initiativen. So gehen beispielsweise Mitarbeiter des DAAD mit gutem Beispiel voran und bieten in ihrer Freizeit kostenlosen Deutschunterricht für Flüchtlinge an. „Die deutsche Zivilgesellschaft ist sehr offen und engagiert“, lobt Rüland. „Ein Glück – ohne sie könnte die Integration so vieler Flüchtlinge nicht gelingen.“

Dass sie gelingen wird, steht für Rüland außer Frage. Die Motivation der Ankommenden sei groß. „Die Menschen wissen einfach: Das ist ihre Chance.“ Der DAAD sei außerdem bestens darauf vorbereitet, den Flüchtlingen bei der Orientierung effektiv unter die Arme zu greifen. „Die Mittel, die wir haben, sind großartig. Das gibt es so in keinem anderen Land der Welt“, sagt Rüland. Das Geld sei gut investiert – „Integration gibt es eben nicht umsonst“.

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