Katastrophen-Experten an der Uni Bonn Führungskräfte für die Krise

BONN · Die Universität Bonn bildet Experten in Katastrophenvorsorge und -management aus. Sie werden besonders gebraucht, wenn viele verschiedene Bereiche des öffentlichen Lebens betroffen sind.

 Bei Katastrophen wie dem Oder-Hochwasser im Jahr 2010 ist die Hilfe von Experten vonnöten.

Bei Katastrophen wie dem Oder-Hochwasser im Jahr 2010 ist die Hilfe von Experten vonnöten.

Foto: picture alliance / dpa

Unerwartet heftige Naturereignisse sind auch in Deutschland immer wieder zu beobachten. Das Oderhochwasser 2010. Oder der Sturm Kyrill im Jahr 2007. Immer sind die Feuerwehr und andere Einsatzkräfte rund um die Uhr damit beschäftigt, der Bevölkerung zu helfen – doch gerade wenn viele verschiedene Bereiche des öffentlichen Lebens betroffen und entsprechend viele Dienste, Ämter und Behörden beteiligt sind, hilft die Anwesenheit von Experten, die auch im Notfall den Überblick behalten und die Rettungsmaßnahmen koordinieren können.

Genau dieses Fachpersonal wird an der Universität Bonn aus- und weitergebildet. Seit elf Jahren bietet der berufsbegleitende Master-Studiengang Katastrophenvorsorge und -management (KaVoMa) in Kooperation mit dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) Ingenieuren, Notfallmedizinern, Polizisten und anderen potenziellen Akteuren mit entsprechender Berufserfahrung in der Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilaschutz (AKNZ) in Bad Neuenahr-Ahrweiler die Gelegenheit, zu Führungskräften für die Krisen von morgen heranzuwachsen. Dabei steht die Kommunikation zwischen den unterschiedlichen Fachbereichen im Vordergrund – und das Verständnis für den jeweils anderen.

„Wir sind hochgradig interdisziplinär aufgestellt“, erklärt Professor Lothar Schrott, der den Studiengang leitet. „Zu uns kommen ja schon teilweise hoch qualifizierte Experten, die natürlich zunächst einmal ihren eigenen Tätigkeits- und Verantwortungsbereich sehen. Unsere Aufgabe ist es, sie für die thematischen Schnittmengen und unterschiedlichen Akteure sensibel zu machen. Wir bilden sie somit zu Generalisten aus, die die vielfältigen Aspekte der verschiedenen Gefahren, Risiken und Katastrophen erkennen und daher vorsorgend Strategien für die verschiedenen Einsatzkräfte mit ihren jeweiligen Bedürfnissen, Voraussetzungen und Möglichkeiten erarbeiten können.“

Katastrophenhilfe über Landesgrenzen hinweg

Vor allem die Zusammenarbeit mit dem BBK könne dabei nicht hoch genug eingeschätzt werden. „Durch diese Partnerschaft ist unser Studiengang schon herausragend“, sagt Schrott. „Damit hat mein Vorgänger Professor Richard Dikau bei der Gründung Neuland beschritten. Aber auch die integrative Sichtweise ist etwas Besonderes.

Ansonsten herrscht eher eine Spezialisierung als eine Generalisierung in Katastrophenschutz-Studiengängen vor.“ Anders in Bonn, was sich auch bei den Studierenden zeigt. „Unter unseren Studierenden findet sich zum Beispiel eine Mitarbeiterin von Eurowings, die für das Krisenmanagement nach dem Absturz eines Flugzeugs in den Französischen Alpen zuständig war“, sagt Schrott. „Oder der Sicherheitsbeauftragte der Stadt Zürich, der gerade im Rahmen seiner Masterarbeit ein neues Sicherheitskonzept entwickelt. Diese Begegnungen sind auch für uns Dozenten überaus spannend.“

Die Bandbreite der Szenarien, die im KaVoMa behandelt und im Rahmen einer Stabsübung in den Katastrophenzentren des BBK auch trainiert werden, ist übrigens immens. „Naturkatastrophen, Pandemien, kriminelle Gefahren oder die Bedrohung durch so genannte CBRN-Gefahrenstoffe (chemische, biologische, radiologische und nukleare Stoffe; Anm. d. Red.) analysieren wir während des Studiums“, zählt Schrott auf. „Wir zeigen auf, welche Maßnahmen ergriffen werden müssen, welche Risiken und Vorschriften es gibt und auch wie man durch eine kluge Planung vermeiden kann, dass es überhaupt zu einem Unglück kommt. Dabei spielt natürlich auch eine Rolle, wie die einzelnen Länder für den Ernstfall gerüstet sind.“

Daher liegt der Schwerpunkt des Studiums auch auf den deutschen und deutschsprachigen Regularien. „Beispielhaft wird der internationale Ansatz aber natürlich immer deutlich“, sagt Schrott. Denn Katastrophen machen nun einmal nicht vor Ländergrenzen Halt. „Um so wichtiger ist es, dass die

Kommunikation und Koordination reibungslos verläuft.“ Wozu die Absolventen des KaVoMa-Studiengangs mit ihrem Master of Disaster Management and Risk Governance mit etwas Glück beitragen können.

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