Erlebnisse einer GA-Autorin Bonn und Köln sind Ausland - von München aus gesehen

Bonn/München · Egal, ob Rheinländer, Franzose oder Finne: An der Isar fallen sie in die gleiche Kategorie "Außerbayerischer Bewerber". Autorin Maike Walbroel berichtet von ihren Erlebnissen nach ihrem Umzug aus Bonn nach München.

 Die Türme der  Frauenkirche (M) und das Rathaus (r) in der Münchener Innenstadt.

Die Türme der Frauenkirche (M) und das Rathaus (r) in der Münchener Innenstadt.

Foto: picture alliance / Peter Kneffel/Peter Kneffel

So richtig fremd fühlt man sich eigentlich nicht, wenn man - wie die Schreiberin dieser Zeilen - aus Köln kommt und in Bonn studiert hat. Fürs Studium die Stadt zu wechseln, ist im gleichen Bundesland unproblematisch. Als Kölnerin gehört man in Bonn einfach dazu.

Wer nicht fern von daheim studiert, kommt sich höchstens dann fremd vor, wenn er oder sie ein Auslandssemester wagt und dort dann der Einfachheit halber auf Herkunft und Muttersprache reduziert wird. "Die" Deutsche in Italien, und so weiter. Vorurteile und Neckereien inklusive.

Um so etwas zu erleben, muss man Deutschland aber nicht einmal verlassen - Querelen zwischen einzelnen Städten und Ländern gibt es auch hier.

Es geht um eins gegen alle

Ausnahmsweise geht es in diesem Fall einmal nicht um die allseits bekannten Rivalitäten zwischen Düsseldorf und Köln, Mainz und Wiesbaden, Mannheim und Ludwigshafen und so weiter. Es geht auch nicht um zwei Bundesländer, die direkt konkurrieren, sondern um eins gegen alle. Aber auch das ist nicht ganz präzise: Es geht natürlich nicht um ein völlig normales Bundesland, sondern um den Freistaat Bayern. Eine selbst ernannte Republik, die seit der Niederlage ihrer Verbündeten im 19. Jahrhundert (erst Napoleons, dann der Österreicher) unter der Vorherrschaft "der Preußen" leidet - nach wie vor die gängige Bezeichnung für alle, die nördlich des "Weißwurstäquators" leben.

Vorurteile gegenüber Bayern und seinen Bewohnern kennt man anderswo zuhauf: Selbstgefällig, konservativ, arrogant und besserwisserisch seien sie, dort im Süden. Ganz von der Hand zu weisen ist das nicht. Das glaubt zumindest der- oder diejenige, der/die sich mit abgeschlossenem Lehramtsstudium aus einem anderen Bundesland um einen Referendariatsplatz bewerben möchte.

Gesonderte Anerkennung

"Seit diesem neuen Beschluss der Kultusministerkonferenz müssen wir sogar Leute aus Bremen, Berlin und NRW annehmen", so erklärt die freundliche Dame in der Münchner Zeugnisanerkennungsstelle. "Woher kommen Sie denn?" - "Aus Bonn." - Stille. "Hm, das ist nicht mehr Rheinland-Pfalz, oder?" - "Nein." - "Na gut, Bremen und Berlin sind ja noch schlimmer." Eine Bewerbung gibt es auch nur gesondert: Wer einen Masterabschluss aus NRW hat, läuft unter der Kategorie "Außerbayerischer Bewerber". Das steht auch (fettgedruckt) über allen Unterlagen geschrieben.

Übrigens macht es da keinen Unterschied, ob "außerbayerisch" bedeutet: "anderes Bundesland" oder: "anderer EU-Staat". Alles von "draußen" fordert gesonderte Anerkennung. Bayer(in) zu werden ist schwierig, hat aber dann doch funktioniert - zumindest mein "lehramtsbezogener Master-Abschluss" ist nun als "der bayerischen ersten Staatsprüfung gleichwertig" anerkannt worden.

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