Universität Bonn Amerikanisten in der Warteschleife

Bonn · Masterstudierende der North American Studies an der Uni Bonn wissen weiterhin nicht, ob ihre Kurse stattfinden werden. Dabei ist prinzipiell für Ersatz gesorgt, es hakt bei der Bürokratie.

 Das Nordamerikastudienprogramm der Uni Bonn beschäftigt sich mit vielerlei Aspekten der US-Geschichte, so auch der Sklaverei. Manchen Studierenden sind aber aus anderen Gründen die Hände gebunden.

Das Nordamerikastudienprogramm der Uni Bonn beschäftigt sich mit vielerlei Aspekten der US-Geschichte, so auch der Sklaverei. Manchen Studierenden sind aber aus anderen Gründen die Hände gebunden.

Foto: AFP

In den meisten Fällen dauert ein Masterstudium vier Semester. Vorausgesetzt, die Studierenden bestehen all ihre Module. Bei Paul Mayer, der seinen echten Namen nicht in der Zeitung lesen will, scheitert es an etwas ganz anderem: Die Kurse, die er noch belegen muss, um seinen Master in North American Studies an der Universität Bonn abzuschließen, fanden im vergangenen Semester nicht statt (der GA berichtete).

Und noch immer ist unklar, ob Mayer und seine Kommilitonen, die für ihren Studienschwerpunkt Ökonomie nötigen Kurse zur Mikroökonomie im Sommersemester werden belegen können. „Sollte der Kurs im Sommersemester nun doch nicht stattfinden, überlege ich sogar, den Rest meines Studiums aufzugeben“, sagt Mayer. „Einen Master kann man immer noch später abschließen.“

Hinter den ausfallenden Lehrveranstaltungen steckt ein größeres Problem, das viele deutsche Hochschulen betrifft: Nicht wenige Institute sichern ihre Kurse über zusätzliche Lehraufträge – die planmäßigen Stellen sehen zum Teil nicht genügend Stunden Lehre pro Woche vor. Da Verträge oft nur befristet vergeben werden, müssen sich die Institute regelmäßig nach neuem Personal umschauen. „Im Fall der Ökonomie ist es besonders schwierig, Wissenschaftler zu finden, die bereit sind, zu unterrichten“, sagt Professor Sabine Sielke, die das Nordamerikastudienprogramm der Universität Bonn seit 2001 leitet.

Professor Uwe Baumann, Geschäftsführender Direktor am Institut für Anglistik, Amerikanistik und Keltologie der Uni Bonn, geht davon aus, dass die Kurse im nächsten Semester stattfinden werden. „Der letzte Stand, auf dem ich bin, ist, dass es die Kurse im Sommersemester geben wird“, sagt Baumann. „Ich verstehe ohnehin nicht, warum man die Mikroökonomie-Veranstaltungen über zusätzliche Lehraufträge stattfinden lassen muss, da es eine Vertretungsstelle gibt.“

Bereits im August habe sie eine Vertretung für die Ökonomie-Dozentin des Studiengangs beantragt, die Elternzeit genommen hat, berichtet Sielke hingegen. „Die Stelle wurde erst im Januar genehmigt. So kurz vor Semesterende kann der Kurs natürlich nicht mehr stattfinden. Im Sommersemester ist die Dozentin aus der Elternzeit zurück, wird aber – wie vorgesehen – Makroökonomie unterrichten. Mit 2,6 Stunden planmäßiger Lehre geht auch nicht mehr.“

Eine Dozentin, die bereit wäre, die Kurse zu unterrichten, hat Sielke allerdings gefunden. Einziger Haken: die Reisekosten der Wissenschaftlerin. „Solange mir niemand zusagt, dass die junge Kollegin ihre Fahrtkosten erstattet bekommt, kann ich sie nicht einstellen“, sagt Sielke. Darüber entscheiden wird der Geschäftsführende Direktor des Instituts – nach dem Semester.

„Meine Aufgabe – beziehungsweise die meines Nachfolgers – wird es sein, die Rechnungen darauf zu prüfen, ob das rechtens ist. Bisher liegt mir keine Rechnung vor, also habe ich damit nichts zu tun. Um die Bezahlung kann man sich kümmern, wenn es soweit ist“, teilt Baumann mit. Seine Amtszeit endet im März. Davon wiederum wusste Sielke bislang nichts. Die Situation scheint festgefahren – zum Nachteil der Studierenden.

Im Vorlesungsverzeichnis der Universität, das seit gestern online ist, wird angegeben, dass die Kurse zur Mikroökonomie im Sommersemester nicht stattfinden. Student Mayer hofft dennoch, dass er seine Kurse belegen kann. Aber: „Nach fünf Jahren Studium und nun einigen Monaten ständiger Verwirrung fehlt mir langsam der Nerv, um an der Uni Bonn noch ein ganzes Jahr bleiben zu wollen und erst im Februar 2018 das Studium zu beenden.“

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