Winterführung durch die Botanischen Gärten Abseits des Tannenbaums

Bonn · Eine winterliche Führung durch die Botanischen Gärten der Universität Bonn enthüllt viele weihnachtliche Bezüge und Gewächse, die man in Europa nicht mit dem Fest in Verbindung gebracht hat.

 Es ist wahrscheinlich, dass Dattelpalmen (wie diese im Botanischen Garten) zur Zeit der Geburt Christi in Bethlehem standen. FOTO: SCHULZ

Es ist wahrscheinlich, dass Dattelpalmen (wie diese im Botanischen Garten) zur Zeit der Geburt Christi in Bethlehem standen. FOTO: SCHULZ

Foto: Schulz

Der Tannenbaum, vorzugsweise die Nordmann-Tanne, gilt als Klassiker in den heimischen Wohnzimmern an Weihnachten. Doch sie ist nicht die einzige Pflanze, die in Verbindung mit dem christlichen Fest steht. Im Rahmen der Führung „Nicht nur Tannenbaum: Weihnachtspflanzen der Welt“ hat Dr. Karin Ladenburger in der „Grünen Schule“ der Botanischen Gärten der Universität Bonn nun gezeigt, dass auch andere Pflanzen eine große Bedeutung für das Weihnachtsfest haben.

Dazu gehört beispielsweise der Echte Papyrus (Cyperus papyrus), der durch seine Nutzung als beschreibbares Material maßgeblich zur Überlieferung der Weihnachtsgeschichte beigetragen hat. Die Pflanze gehört zu den Sauergrasgewächsen und ist vor allem an Flussufern beheimatet. Sie stammt ursprünglich aus Afrika, Südeuropa und Südwestasien. „Noch heute gilt sie in Ostafrika als Nutzpflanze“, erläuterte Ladenburger.

Auch der Mandelbaum (Prunus dulcis) gelte in Europa als Weihnachtspflanze. Er gehört zur Familie der Rosengewächse, stammt aller Wahrscheinlichkeit nach aus Südwestasien und blüht zur Weihnachtszeit. Seine Samen, die Mandeln, erfreuen sich bei uns als Zutat im Weihnachtsgebäck großer Beliebtheit.

Ein weiteres Weihnachtsgewächs seien die Barbarazweige, deren Verwendung auf einen heidnischen Brauch zurückgehe, erklärte Ladenburger. Die Zweige stammen von Obstgehölzen und werden einige Tage vor dem Gedenktag der heiligen Barbara geschnitten und am Barbaratag in die Wohnung gestellt. Beginnen die Blüten am Heiligen Abend zu blühen, verspreche dies Glück im neuen Jahr. Der Sage nach begann einst ein Kirschzweig am Tage der Hinrichtung der heiligen Barbara zu blühen.

Eine besondere Position unter den Weihnachtspflanzen nehmen die Palmengewächse ein: „Der Tannenbaum als Weihnachtspflanze ist eine mitteleuropäische Erfindung aus dem 17. Jahrhundert. Es ist relativ unwahrscheinlich, dass es in Bethlehem tatsächlich Tannen gab. Viel wahrscheinlicher ist, dass es sich um Palmen, wie beispielsweise jene der Gattung der Dattelpalmen, gehandelt hat“, erklärte Ladenburger. Dattelpalmen (Phoenix) stammen aus der Familie der Palmengewächse und sind in Afrika, Europa und Asien beheimatet. Die Gattung umfasst 14 Arten, die in trockenen Gebieten heimisch sind.

Eine weitaus populärere Weihnachtspflanze ist allerdings die Mistel (Viscum), die zur Familie der Sandelholzgewächse gehört. Früher sollte ein über dem Tür-rahmen angebrachter Mistelzweig Hexen und Geister abwenden. Heute verheißt ein Kuss unter dem Mistelzweig ein Leben als glück-liches Paar – ein Brauch, der in Europa aus den USA übernommen wurde. Ladenburger: „Daneben erfreut sich die Mistel auch im medizinischen Bereich großer Beliebtheit. So stimuliert sie das Immunsystem und wird sogar in der Krebstherapie angewandt.“

Auch viele Gewürzpflanzen sind unweigerlich mit dem Weihnachtsfest assoziiert. Man denke nur an Zimt, Kümmel oder Anis. Auch die Gewürzvanille (Vanilla planifolia) reiht sich hier ein. „Sie ist die einzige Nutzpflanze unter den Orchideen“, sagte Ladenburger. „Subtropische und tropische Gebiete zählen zu ihrem Verbreitungsgebiet.“

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