Lesebuch von Bonner Studentinnen Eintrittskarte in die Berufswelt

BONN · Historische Anekdoten und Jahrbuch-Beiträge, Gedichte und Lieder, Urkunden und Berichte auf rund 80 Seiten: Bonner Studentinnen haben ein Lesebuch herausgegeben.

 Stolz auf ihr Werk: Die Bonner Studentinnen mit ihrem Dozenten Dr. Mario Leis vor dem Uni-Hauptgebäude.

Stolz auf ihr Werk: Die Bonner Studentinnen mit ihrem Dozenten Dr. Mario Leis vor dem Uni-Hauptgebäude.

Foto: Thomas Kölsch

Was Annalena Kirsten, Franziska Klemmer, Isabelle Riechelmann und Lisa-Marie Simon stolz in den Händen halten, ist mehr als nur eine Textsammlung über das Leben in Bonn vor rund 200 Jahren – für die vier Germanistik-Studentinnen ist das Buch vielmehr eine potenzielle Eintrittskarte in ihr späteres Berufsleben. Dieses Werk haben sie immerhin zusammen mit ihrer Kommilitonin Katharina Krüger und ihrem Dozenten Dr. Mario Leis selbst zusammengefasst, ediert und herausgegeben, haben es von der Konzeption bis zur Drucklegung begleitet.

Entstanden im Rahmen eines so genannten Praxismoduls, das in gewisser Weise ein Praktikum ersetzen soll, ist „Bonn – Eine literarische Reise“ das Produkt eines kollektiven Arbeitsaufwands, über den die jungen Frauen jetzt noch staunen.

„Man macht sich am Anfang gar keine Vorstellung von dem Aufwand, der hinter so einem Buch steckt“, erklärt Lisa-Marie Simon. „Das fängt bei der Auswahl der Texte an, die man peinlich genau abtippen muss, geht über die Formatierung bis hin zu Fragen bezüglich Bildrechten.“ Letzteres habe sich tatsächlich als Problem erwiesen, führt Franziska Klemmer aus: „Wir haben viele schöne Abbildungen gefunden, die wir aber aus verschiedenen Gründen nicht nutzen durften. Also mussten wir selber ran. Zum Glück hatte meine Großmutter noch einige Aufnahmen, das hat uns sehr geholfen.“

Und die anderen Inhalte, die sich um die Stadtgeschichte, verschiedene Sehenswürdigkeiten sowie das universitäre Leben drehen? Habe man vor allem im Universitäts- und dem Stadtarchiv gefunden. Dazu gehören der Text der Gründungsurkunde der Stadt, ein Auszug aus der Biografie des einstigen Oberbürgermeisters Leopold Kaufmann über die Vorbereitungen auf das erste Beethovenfest und der Abdruck des ersten Vorlesungsverzeichnisses der Universität Bonn.

„Die zentrale Frage für uns war, ob die Texte unterhaltsam geschrieben waren“, betonen die Studentinnen. Doch in den alten Quellen lag zugleich die größte Herausforderung: „Frakturschrift lesen!“, sagen alle gleichzeitig und lachen. „Inzwischen sind wir aber ziemlich gut darin.“

Die Jung-Germanistinnen haben durch das Projekt auf jeden Fall Feuer gefangen. „Wir hatten alle ohnehin schon großes Interesse am Verlagswesen“, sagt Klemmer, „aber jetzt, wo wir unser erstes eigenes Buch herausgegeben haben, sind wir noch viel motivierter. Es war zwar viel Arbeit, hat aber auch jede Menge Spaß gemacht. Und wer jetzt in der Familie oder im Bekanntenkreis sagt, dass man mit Germanistik eh nur Taxifahrerin werden könne, haben wir ein starkes Argument, um dieses Vorurteil zu kontern.“

Das sieht auch Mario Leis so, der den Gedanken noch weiterspinnt: „Wenn es später um ein Volontariat in einem Verlag geht, kann so eine Herausgeberschaft schon mal den Ausschlag geben.“ Für das nächste Semester plant er daher erneut einen entsprechenden Kurs. Und die Studentinnen? „Wenn wir dürfen, sind wir wieder mit dabei“, sagen sie.

Das Buch: Annalena Kirsten, Franziska Klemmer, Katharina Krüger, Mario Leis, Isabelle Riechelmann, Lisa-Marie Siomon: „Bonn. Eine literarische Reise.“ Verlag für Kultur und Wissenschaft, Bonn. 80 S., 12 Euro.

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