Nobelpreis der Mathematik Peter Scholze aus Bonn ist Favorit für Mathematikpreis

Bonn · Die Auszeichnung der "Fields-Medaille" gilt als renommiertester Mathematikerpreis weltweit. Warum diese Auszeichnung so besonders ist und warum Bonn deutscher Meister der Mathematik ist, erklärt GA-Redakteur Wolfgang Pichler.

Acht Nobelpreisträger verzeichnet die Universität Bonn bislang in ihren Annalen. Falls sich bewahrheitet, was viele Spatzen in der internationalen Forschercommunity von den Dächern pfeifen, gibt es ab Mittwochnachmittag noch einen mehr. Einen „inoffiziellen“, aber das macht es nicht schlechter.

Peter Scholze (30) vom Hausdorff Center for Mathematics der Uni ist Top-Favorit für die Verleihung der „Fields-Medaille“. Die alle vier Jahre vergebene Auszeichnung der Internationalen Mathematischen Union (IMU) gilt als renommiertester Mathematikerpreis weltweit – als der „Nobelpreis de facto“ der Mathematik.

Scholze, geboren 1987 in Dresden, studierte Mathematik in Bonn. In seiner Doktorarbeit von 2011 entwickelte er die „Perfektoiden Räume“: ein völlig neues Teilgebiet der Mathematik, das es möglich macht, äußerst komplexe Probleme verschiedener Disziplinen miteinander zu verknüpfen und zu vereinfachen – eine derart revolutionäre Leistung, dass die Hochschule auf ein Habilitationsverfahren verzichtete und ihn sofort zum Professor berief.

Mit seiner Doktorarbeit begann der Erfolg

2016 wurde Scholzes Arbeit bereits mit dem Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft geehrt: Die mit bis zu 2,5 Millionen Euro dotierte Auszeichnung gilt ebenfalls als ein „inoffizieller Nobelpreis“, nämlich als der „deutsche“. Seit Anfang Juli ist Scholze zudem einer von fünf Direktoren am Bonner Max-Planck-Institut für Mathematik (MPIM).

Die Fields-Medaille (offiziell „Internationale Medaille für herausragende Entdeckungen in der Mathematik“) wurde im Jahre 1924 von dem kanadischen Mathematiker John Charles Fields initiiert und 1936 erstmals vergeben. Alle vier Jahre sollen zwei bis vier Mathematiker ausgezeichnet werden – „in Anerkennung bereits getaner Arbeit [und] zugleich als Ermutigung für weitere Leistung“.

Obwohl Fields das nicht selbst so formulierte, wurde dies traditionell so verstanden, dass die Auszeichnung sich vornehmlich an junge Mathematiker richtet. Seit 1966 gilt daher eine Altersbeschränkung: Die Medaille darf nur erhalten, wer im Jahr vor der Zuerkennung höchstens 39 war. Bislang jüngster Empfänger zum Zeitpunkt der Verleihung war der Franzose Jean-Pierre Serre (1954), damals 27 Jahre alt.

Bonn ist deutscher Meister der Mathematik

Einzige Frau auf der Geehrtenliste ist bis jetzt die 2017 verstorbene Iranerin Maryam Mirzakhani: Sie erhielt die Medaille 2014 im Alter von 37 Jahren. Zum Kuriosum wurde 2006 die Vergabe an den Russen Grigori Perelman: Er lehnte den Preis ab. Außer der Medaille selbst (aus 14-karätigem Gold, 63,5 Millimeter im Durchmesser und rund 3600 Euro wert) gab's für die Preisträger zunächst 1500 kanadische Dollar, später 3000, dann 6000. Seit 1990 beträgt das Preisgeld 15.000 Kanada-Dollar (rund 9800 Euro).

Sollte Scholze den Preis erhalten, wäre er erst der zweite deutsche Träger überhaupt – nach Professor Gerd Faltings, der die Medaille 1986 entgegennahm und seit 1994 ebenfalls am Bonner MPIM wirkt. Ein zweiter „Fields Medalist“ in Bonn würde den Weltruf des Mathematikerstandorts am Rhein noch bekräftigen. „Was Mathematik angeht, ist Bonn der deutsche Meister und spielt in der Champions League mit – gemeinsam mit Institutionen wie Harvard und Princeton“, sagt Stefan Hartmann, Referent für Öffentlichkeitsarbeit am Hausdorff-Center.

Bekanntgegeben werden die Fields-Preisträger bei der Eröffnungsveranstaltung des Internationalen Mathematikerkongresses ICM in Rio de Janeiro: Sie beginnt um 13.30 Uhr deutscher Zeit.

Anmerkung der Redaktion:Peter Scholze ist am Mittwoch mit der Fields-Medaille ausgezeichnet worden.

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