Weltwährungsfonds erwartet langsameres Wachstum

Peking · Die Aussichten für die Weltkonjunktur haben sich verschlechtert. Der Währungsfonds muss seine Vorhersagen wieder nach unten korrigieren. Auch das Tempo in Deutschland und der Euro-Zone ist gedrosselt.

 Christine Lagarde ist die Chefin des Internationalen Währungsfonds. Foto: Drew Angerer

Christine Lagarde ist die Chefin des Internationalen Währungsfonds. Foto: Drew Angerer

Foto: DPA

Trotz der günstigen Ölpreise und der Erholung in den USA wird die Weltwirtschaft in diesem Jahr nach Vorhersagen des Internationalen Währungsfonds (IWF) langsamer als erwartet wachsen. Der IWF schraubte seinen Konjunkturausblick für das globale Wachstum um 0,3 Punkte auf 3,5 Prozent nach unten. Für Deutschland sagt der IWF nur 1,3 Wachstum in diesem Jahr und 1,5 Prozent im nächsten Jahr voraus. Das sind 0,2 und 0,3 Punkte weniger als bei der letzten Prognose im Oktober, wie aus dem Bericht hervorgeht, den der IWF in Peking vorlegte.

Die Weltwirtschaft profitiere zwar von den niedrigen Ölpreisen, doch werden die Vorteile durch negative Faktoren wie schwächere Investitionen "mehr als ausgeglichen", sagte IWF-Forschungsdirektor Olivier Blanchard. "Die Welt steht vor starken und komplizierten Gegenströmungen", sagte er. "Auf der einen Seite wirkt sich der Rückgang der Ölpreise positiv auf größere Volkswirtschaften aus. Auf der anderen Seite beeinträchtigen schlechtere, langfristige Aussichten in vielen Teilen der Welt die Nachfrage, was einen starken Sog auslöst."

Für die Euro-Zone wurde der Konjunkturausblick wegen schwächerer Investitionsaussichten um 0,2 Punkte auf 1,2 Prozent Wachstum in diesem Jahr verringert. 2016 sollen es auch nur 1,4 Prozent werden - 0,3 Punkte weniger als bisher erwartet. In der Euro-Zone wie auch in Japan blickt der Währungsfonds besorgt auf Stagnation und niedrige Inflation. Risiken für die Weltwirtschaft werden auch in einer Sprunghaftigkeit auf globalen Finanzmärkten gesehen - besonders in Schwellenländern, wo die niedrigen Ölpreise vor allem Ölexporteure anfällig machten.

Die Korrektur der bisherigen Prognose wurde mit dem langsameren Wachstum in China, in Russland, der Euro-Zone, Japan und geringeren Aktivitäten der Ölexporteure begründet. Allein die Wachstumsvorhersage für die USA wurde in diesem Jahr wegen der starken heimischen Nachfrage um 0,5 Punkte auf 3,6 Prozent nach oben korrigiert. Die größte Volkswirtschaft hat sich demnach schneller als erwartet erholt.

In der zweitgrößten Volkswirtschaft in China, die 2014 mit 7,4 Prozent so langsam wuchs wie seit 24 Jahren nicht mehr, soll das Wachstum in diesem Jahr weiter auf 6,8 Prozent fallen. Das sind 0,3 Punkte weniger als bisher vorhergesagt. Blanchard begrüßte allerdings Chinas Entscheidung, die Abhängigkeit der Wirtschaft vom Immobiliensektor und den Schattenbanken zu reduzieren und den heimischen Konsum zu fördern. Das gebremste Wachstum in China dämpfe aber auch Erwartungen anderswo in Asien.

Wegen der gesunkenen Einnahmen aus Ölexporten und der politischen Spannungen soll Russlands Wirtschaft in diesem Jahr nach den IWF-Erwartungen sogar um 3 Prozent schrumpfen. Hier korrigierte der Währungsfonds seine Erwartungen kräftig um 3,5 Prozentpunkte nach unten. Das langsame Wachstum in Japan nannte Blanchard "eine der großen Enttäuschungen 2014". Die heimische Nachfrage entspreche nicht den Erwartungen. Auch sei von den Strukturreformen noch nicht viel zu erwarten. So mussten die Wachstumserwartungen für Japan um 0,2 Punkte auf 0,6 Prozent nach unten geschraubt werden.

"Selbst mit dem starken Rückgang der Ölpreise sind die Aussichten für die Weltwirtschaft weiter gedämpft, belastet durch zugrundeliegende Schwächen an anderer Stelle", stellt der IWF-Bericht fest. 2016 soll das globale Wachstum auch nur um 3,7 Prozent zulegen - wie in diesem Jahr 0,3 Punkte weniger als erwartet. Der Währungsfonds forderte mehr Anstrengungen zur Ankurbelung der Konjunktur und energische strukturelle Reformen.

Blanchard äußerte auch die Hoffnung, dass der Nutzen durch die niedrigen Ölpreise größer sei, als derzeit angenommen. "Wenn wir uns im Frühjahr wieder sehen, könnten sich unser Ausblick als ein bisschen zu pessimistisch erwiesen haben. Ich hoffe es sehr."

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IWF-Mitteilung

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