Luftverkehr Zweifel an Eröffnung des Hauptstadtflughafens 2017 wachsen

Schönefeld · Die Zeit für den neuen Großflughafen wird immer knapper. Zwar geht die Sanierung des neuen Terminals voran, doch Unterlagen dazu müssen nachgebessert werden. Die fünfte Verschiebung liegt in der Luft.

 Der Hauptstadtflughafen sollte eigentlich 2011 eröffnen.

Der Hauptstadtflughafen sollte eigentlich 2011 eröffnen.

Foto: Ralf Hirschberger

Am neuen Hauptstadtflughafen gerät der Zeitplan zur geplanten Eröffnung 2017 immer stärker unter Druck. Das Bauordnungsamt fordert weitere Nachweise und Nachbesserungen an den Unterlagen zum Umbau der Brandschutzanlage.

Das könnte auch zusätzliche Bauarbeiten im Terminal nach sich ziehen, wie aus einem internen Schreiben des Flughafen-Technikchefs Jörg Marks hervorgeht. Darüber berichtete zuerst "Der Tagesspiegel" (Mittwoch).

Ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums sagte: "Wir erwarten, dass die Geschäftsführung des Flughafens ihren Ankündigungen, was die Eröffnung betrifft, nachkommt." Sie hatte sich auf das Ziel eines Starts im zweiten Halbjahr 2017 festgelegt. Etwa vier Monate dieses sechsmonatigen Zeitpuffers sind jedoch verbraucht.

Der zuständige Landrat Stephan Loge (SPD) sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Es ist noch viel zu tun, aber ich sehe 2017 noch nicht als gefährdet an." Die Flughafengesellschaft müsse nun zügig nacharbeiten und die geforderten Unterlagen liefern. Er sprach von "völlig normalem Alltagsgeschäft". Der Kontakt mit Flughafenchef Karsten Mühlenfeld dazu sei gut. Ähnlich äußerte sich die Brandenburger Infrastrukturministerin Kathrin Schneider (SPD). Die verlangten Nachbesserungen seien "nicht so ungewöhnlich", sagte sie.

In Marks' Schreiben heißt es: "Im Ergebnis der Nachsimulation könnte jetzt ein etwas höheres Restbausoll entstehen." Wie viel Verzug jetzt entstehen könnte, ist noch offen. Dazu liefen nun Gespräche, sagte ein Flughafensprecher. In der vergangenen Woche hatte Marks noch einen Start Ende Oktober 2017 für machbar erklärt.

Die Eröffnung des drittgrößten deutschen Flughafens war in den vergangenen Jahren wegen Planungsfehlern, Baumängeln und Technikproblemen vier Mal verschoben worden. Ursprünglich sollte der Willy-Brandt-Flughafen im Oktober 2011 an den Start gehen. An diesem Freitag tritt der Aufsichtsrat zu einer Sondersitzung zusammen, die eigentlich einberufen worden war, um den Standort des künftigen Regierungsterminals zu klären.

Das Amt hatte unter anderem die Simulationen zu 13 der 118 Entrauchungsszenarien nicht akzeptiert. Für die Behörde ist beispielsweise nicht geklärt, wie sich Rauch in einer Etage oberhalb des unterirdischen Flughafen-Bahnhofs im Brandfall verteilen würde, wenn unten ein Zug fährt. Das Amtsschreiben liegt der dpa vor.

Die Darstellung einiger Szenarien sei nicht tiefgehend genug, sagte Loge. "Das müssen die Gutachter und Planer des Flughafens schon abarbeiten und nicht der Baubehörde überlassen."

Die CDU-Opposition im Brandenburger Landtag fordert eine Sondersitzung des Flughafen-Ausschusses. Die Berliner Grünen-Fraktionschefin Ramona Pop verlangte, dass der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) als Aufsichtsratschef am Freitag für Klarheit sorge. Der Obmann der Linken im Verkehrsausschuss des Bundestages, Herbert Behrens, sagte: "Eine Eröffnung im Jahr 2017 erscheint inzwischen nicht mehr realistisch."

Der Flughafen hatte Mitte Februar mit mehrmonatiger Verspätung einen umfangreichen Nachtrag zum Bauantrag beim Bauordnungsamt eingereicht. Die Papiere regeln zahlreiche Umbauten im Terminal. Auf diese Unterlagen beziehen sich die Nachforderungen der Behörde. Marks hofft, nicht alle Änderungen bis zur Eröffnung abarbeiten zu müssen. Flughafenchef Mühlenfeld hatte eigentlich damit gerechnet, dass die Behörde den Nachtrag im April genehmigt. Dann wollte er einen konkreten Eröffnungstermin nennen.

Im Streit um den Regierungsflughafen erneuerte der Bund seine Kritik an Mühlenfeld. Der Manager hatte den Mietvertrag für einen Interimsstandort des Regierungsterminals gekündigt, den der Aufsichtsrat im vergangenen Jahr verworfen hatte. Das Verkehrsministerium beharrt jedoch darauf, dass die Kündigung überraschend und ohne Information der Gremien kam. "Dieses Vorgehen ist inakzeptabel", sagte der Ministeriumssprecher.

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