Höhle der Löwen bei Vox Williams bringt Löwen-Kollegen in peinliche Lage

Bonn · Ein Windelsensor, Birkenwasser und ein Hypnose-Lautsprecher für Tiere: Welche Produkte in der "Höhle der Löwen" am Dienstagabend glänzten oder abfielen und warum sich die Investoren gegenseitig in Verlegenheit brachten, verraten wir hier.

Folge acht der fünften Staffel " Die Höhle der Löwen" und wieder einmal die Frage, welches Startup es schafft, einen Investor von seinem Produkt zu überzeugen. Die Löwen bekamen diesmal ein Reinigungsmittel für Tierkäfige und Katzenklos, einen Windelsensor, ein Getränk aus Birkenwasser, einen Hypnose-Lautsprecher für Tiere und eine Fußball-Tracking-App präsentiert.

Sanilu Clean - Investoren-Zwiegespräch

Die ersten beiden Gründer kamen aus der Schweiz in die Höhle der Löwen, um ihr tierisches Produkt vorzustellen. Die Hobbykaninchenzüchter präsentierten ihre Erfindung "Sanilu Clean". Investorin Judith Williams fand sofort Gefallen an den im Studio herumlaufenden Kaninchen und wollte zumindest eines von ihnen als Haustier adoptieren. Damit sie beim Ausmisten des Stalls keine unnötigen Mühen auf sich nehmen muss, brachten Sven und Sandra Arnold ihre neue Erfindung "Sanilu Clean" mit. Urinstein soll mit der roten Flüssigkeit kein Problem mehr sein. Einfach auftragen, einwirken lassen und wegschrubben. Das Wundermittel enthält keine Duftstoffe und ist keimreduzierend. Anwendbar ist das Ganze bei Ställen von allen möglichen Kleintieren oder auch bei Katzenklos.

Rund 20.000 Euro haben die beiden nach eigenen Angaben bislang in ihr "einzigartiges" Produkt, das in der Schweiz bereits auf dem Markt ist, investiert. Die Eltern von Zwillingen haben für die zweijährige Entwicklung des Produkts auf Ferien und andere Annehmlichkeiten verzichtet. Ein Erfolg bei den Investoren war daher ein Muss, damit sie nach Deutschland expandieren können. Von Frank Thelen und Co. forderten sie 60.000 Euro im Gegenzug für zehn Prozent der Firmenanteile.

In der Schweiz bieten Sven und Sandra Arnold ihr Reinigungsmittel für Urinstein bereits für 13,60 Franken pro 0,5-Liter-Flasche an - das sind umgerechnet 11 Euro. Der Einkaufspreis liegt bei 1,80 Euro. Thelen wollte wissen, wie viele der Flaschen die beiden Gründer in der Schweiz bereits verkauft haben. Seit Juli 2017 seien das bislang per Online-Shop-Verkauf 400 Flaschen gewesen, gaben die Arnolds an. Das entspricht einem Umsatz von 22.000 Franken. Trotzdem wollte Thelen nicht investieren, weil er mit Kleintieren nichts zu tun habe. Williams war anderer Meinung: "Ich nehme Ihr Produkt sehr ernst und finde, dass Sie da etwas Tolles auf die Beine gestellt haben." Allerdings habe sie noch Bedenken, weil der Hauptinhaltsstoff des Produkts Salzsäure ist, die Haut- und Augenreizungen verursachen kann. Am Ende stieg auch sie wie Carsten Maschmeyer und Dagmar Wöhrl aus, verwies aber auf ihren Kollegen Ralf Dümmel, der bestimmt zuschlagen würde.

Der war sichtlich überrascht: "Ich werde hier jetzt zum Tierexperten?" Williams konterte: "Du verkaufst doch so viele Produkte in diesem Bereich." Dümmel: "Ich kenne den Markt nicht." Wiliams: "Ich überrede dich jetzt, das zu machen." Die anderen Investoren hatten ihren Spaß am Zwiegespräch. Dann stimmte Dümmel gegenüber den Gründern aber einen ernsteren Ton an: "Bei mir ist es immer eine Bauchentscheidung. Sie hatten einen guten Auftritt. Aber ich bin leider raus."

Williams war fassungslos und wollte das nicht so stehenlassen. "Wenn er kein Angebot macht, dann mache ich eben eins", so die Investorin. Sie forderte allerdings, dass die Wirkung der Salzsäure erneut im Labor geprüft wird. "Wenn das alles safe ist, mache ich gemeinsam mit Dagmar ein Angebot." Wöhrl stimmte zu, wenn auch überrascht aufgrund der Spontanität ihrer Investorenkollegin. Dafür forderten die beiden Löwinnen aber jeweils zehn Prozent der Firmenanteile. Die Arnolds schlugen erleichtert zu.

CuraLuna - Erst Empörung, dann Deal

Frank Steinmetz und Christoph Hohl gründeten ihr Unternehmen bereits im Jahr 2016 und wagten sich als nächstes in die Höhle der Löwen. Sie zeigten sich siegessicher, obwohl ihr Produkt "CuraLuna" bislang noch nicht einmal auf dem Markt ist. Die Blicke der Investoren waren dann auch ziemlich skeptisch, als die beiden ihren Windelsensor präsentierten. Dieser soll Eltern oder Pflegern per Nachricht auf ihrem Smartphone Bescheid geben, wenn ihr Kind oder eine zu pflegende Person ein großes Geschäft erledigt hat. 600.000 Euro für zehn Prozent der Firmenanteile forderten die beiden Gründer von den Investoren.

Die Geschichte hinter "CuraLuna" hat einen ernsten Hintergrund. Luna, die Tochter von Gründer Steinmetz, war im Alter von sechs Monaten in die Kinderklinik gekommen, weil sie eine Blasenentzündung hatte. Grund war, dass sie nicht schnell genug gewickelt wurde. Mitgründer Hohl hatte ebenfalls seine Erfahrungen gemacht. Sein Bruder und er seien von ihrer Großmutter großgezogen worden. Irgendwann sei sie zum Pflegefall geworden. "Uns hat es das Herz gebrochen, als wir mitansehen mussten, dass ein geliebter Mensch nicht mehr sagen konnte, ob er auf Toilette muss oder dass er in die Windel gemacht hat." Hätten sie den Windelsensor gehabt, wäre ihr Alltag leichter gewesen. "Wir wollen die Pflege von älteren Menschen würdiger machen. Und dafür engagieren wir uns Tag und Nacht", schloss Hohl.

Zur Vorführung teilten die beiden Gründer an jeden Investor Windeln mit dem Sensor aus. Als Erstes testete Georg Kofler. Er schüttete Flüssigkeit über seine Windel, und sogleich erhielt er die Nachricht, dass die relative Feuchtigkeit 51 Prozent beträgt. So weit, so gut. Dann aber die Überraschung. Während Thelen mit seiner noch nicht befeuchteten Windel in der Hand der Präsentation folgte, leuchtete plötzlich auch bei ihm ein Signal auf. "Das ist doch Bullshit, ich habe doch gar nichts gemacht", so der Investor. Dann blinkte sogar bei Wöhrl die Anzeige, mit dem Hinweis, dass die Windel bereits gewechselt sei. Thelen: "Das funktioniert nicht."

Der Investor erklärte den Gründern, dass ihre Idee zwar gut und richtig sei: "Die Umsetzung ist aber sehr schlecht." Der Sensor sei zu groß. Gründer Hohl entgegnete, dass es sich lediglich um einen Prototyp handle. Das fertige Produkt sei halb so groß. Das Ganze solle dann pro Monat 19 Euro kosten. Das entspreche einem Umsatz von zehn Euro pro Kunde. Doch als die beiden Gründer den Investoren erklärten, dass sich das Produkt noch im Test befinde und gar nicht auf dem Markt erhältlich sei, war der Pitch gelaufen. Alle Investoren stiegen der Reihe nach sichtlich empört aus. Bis auf einen. Maschmeyer: "600.000 Euro für ein nicht funktionierendes Produkt zu fordern, ist entweder völlig gedankenlos oder gierig bis an die Grenze der Unverschämtheit." Trotzdem war ihm das Thema wichtig. Er bot 50.000 Euro für die Entwicklung und 600.000, falls das Produkt künftig funktionieren sollte. Dafür forderte er 25,1 Prozent der Firmenanteile. Nach kurzem Überlegen seitens der Gründer stand der Deal.

Ösel Birch - Birkenwasser fällt durch

Für die nächste Gründerin war der Besuch in der Höhle der Löwen etwas ganz Besonderes. Anne-Liis Theisen kommt ursprünglich aus Estland, von der Insel Ösel. Dort lernte sie schon als Kind das Birkenwasser-Zapfen. Daraus wurde schließlich ein Startup mit neuem Kultgetränk, das in Estland bereits auf dem Markt ist. Nun will die 26-Jährige, die mittlerweile seit sieben Jahren in Köln lebt, Birkenwasser auch in Deutschland bekanntmachen. Dafür forderte sie 60.000 Euro und bot 20 Prozent der Firmenanteile des Familienunternehmens.

Das Birkenwasser gibt es laut Theisen mittlerweile in fünf Geschmacksrichtungen. Ähnlich wie Kokoswasser enthalte Birkenwasser wichtige Elektrolyte und Spurenelemente wie Magnesium und Calcium. Das Getränk gebe es ohne künstliche Zusatzstoffe und Konservierungsstoffe. "Das ist der neue Trend auf dem Getränkemarkt", so Theisen. Vor allem die Sorten Sanddorn und Mojito kamen bei den Investoren gut an. Das Ganze wollte Theisen für 2,50 Euro auf dem deutschen Markt anbieten.

In Estland hat Ösel Birch bislang 6000 Flaschen verkauft. Das Birkenwasser kommt von Biobauern aus Estland, kann aber nur zwei Wochen lang im Frühjahr gezapft werden, was sogleich der erste Kritikpunkt der Investoren war. Wöhrl war wegen der mangelnden Kalkulierbarkeit deshalb schon früh raus. In Deutschland wollte Theisen 5000 Flaschen pro Woche verkaufen. Das wären lediglich fünf Flaschen bei 1000 Filialen. "Das würde nicht reichen", warf Dümmel sofort ein. Die anderen schlossen sich an und waren ebenfalls raus.

RelaxoPet - Hypnose von Löwen

Der nächste Gründer kam aus dem Sauerland. Der Hypnosetherapeut Frank Bendix hat für die Entwicklung seines Produkts bislang rund 250.000 Euro und fünf Jahre Arbeit investiert. Er war mit seinem treuen Hund Barney im Studio zu Gast. Der lief direkt freudig auf die Gründer zu und brauchte erstmal ein wenig Zeit, um sich wieder zu beruhigen. Dabei helfen kann ihm künftig auch die Erfindung seines Herrchens. Denn Bendix sorgt mit seiner Erfindung "RelaxoPet" bei Haustieren mittels Klangwellen für Entspannung. Dabei handelt es sich um einen mobilen Lautsprecher, der Frequenzen sendet, die nur für Tiere wahrnehmbar sind.

Von den Investoren forderte Bendix 100.000 Euro für zehn Prozent der Firmenanteile. Diese zeigten sich interessiert. Das Gerät kostet im Handel ab 47,95 Euro. Der Einkaufspreis liegt bei 11,28 Euro. In den letzten fünf Monaten hat Bendix bereits 22.000 Stück der Lautsprecher verkauft. "Beeindruckend", entfuhr es Williams sofort. Das Produkt gibt es bereits in Mexiko, Taiwan und Singapur. In Deutschland sei der Lautsprecher bislang noch sehr unbekannt. Maschmeyer hätte gerne investiert, sei bei Hypnose allerdings raus.

An mehr als 3000 Tieren sei das Gerät bislang getestet worden, legte Gründer Bendix nach. Thelen fand das Design des Lautsprechers allerdings schlecht. Außerdem seien Hundethemen nicht seine Welt. Das galt auch für Williams, nicht aber für Wöhrl, die das Angebot von Bendix bestätigte. Sie war aber nicht allein. Auch Dümmel war interessiert. "Ich hätte richtig Bock dazu, mit Ihnen Ihre Erfolgsgeschichte weiterzuerzählen", sagte er und bot 100.000 Euro für 15 Prozent. Obwohl das Angebot des Löwen schlechter war als das von Löwin Wöhrl, erhielt er am Ende den Zuschlag und war sichtlich begeistert.

Tracktics - Kein Deal trotz Angebot

Die nächsten Gründer Patrick Haas und Benjamin Bruder kamen mit einer sportlichen Erfindung. Ihr Ziel: alle Fußballer dieser Welt besser machen. Und zwar mit "Tracktics" - einem Tracking-Gerät für Fußballspieler, mit dem Daten per App verglichen werden können. Zu den Kunden gehören mittlerweile rund 60 Fußballvereine. "Wir wollen Fußball revolutionieren", sagte Bruder vor dem Auftritt. Dafür wollten sie von den Investoren eine Millionen Euro für acht Prozent Firmenanteile haben.

Die App bietet zahlreiche Möglichkeiten für Amateurspieler, sich zu vergleichen. Es werden zum Beispiel Laufstrecken und Geschwindigkeiten erfasst. Außerdem können Fußballer sehen, wo auf dem Spielfeld sie sich bewegt haben. Amateurspieler können so Teil einer größeren Community sein, die nach immer besseren Leistungen strebt. Doch auch Profivereine setzen nach Angaben der Gründer bereits auf das Tool. Die Fußballschule von Real Madrid nutzt das Tracking-Gerät zum Beispiel bei Jugendcamps.

Die Gründer zeigten sich anfangs aber nicht vollkommen überzeugt. Maschmeyer kritisierte, dass ja nur die Laufleistung der Spieler gemessen wird, nicht aber das Zweikampfverhalten oder die Passquote. "Sie können ja viele Kilometer auf dem Platz gelaufen sein. Wenn Sie aber am Ende immer neben das Tor geschossen haben, sind Sie ja trotzdem der Loser", so der Investor. Georg Kofler blieb am Ende als einziger Investor übrig und bot den Gründern eine Million Euro für 35 Prozent der Firmenanteile. Das wollten die Gründer allerdings nicht machen. Und so gab es diesmal keinen Deal.

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