Sicherheitspersonal Warnstreik trifft Flugpassagiere in Berlin

Berlin · Neues Jahr, neue Schwierigkeiten im Luftverkehr: Reisende an den Berliner Flughäfen brauchten starke Nerven. Viele Flüge fielen wegen eines Warnstreiks aus. Es war wohl nicht der letzte.

 Streikendes Sicherheitspersonal steht am Flughafen Schönefeld.

Streikendes Sicherheitspersonal steht am Flughafen Schönefeld.

Foto: Bernd Settnik

Lange Schlangen am Check-in, vergebliches Warten auf Flüge: Ein Warnstreik der Sicherheitsleute an den Berliner Flughäfen hat am Montagmorgen die Reisepläne tausender Passagiere durchkreuzt.

Knapp 60 der rund 770 Flüge wurden nach Betreiberangaben in Tegel und Schönefeld gestrichen, Dutzende Maschinen konnten nur mit deutlicher Verspätung abheben. Hintergrund ist ein Tarifkonflikt um höhere Löhne für das Sicherheitspersonal. Verdi drohte mit weiteren Warnstreiks bis zum nächsten Verhandlungstermin am 23. Januar.

Rund 500 Mitarbeiter waren dem Aufruf der Gewerkschaft Verdi gefolgt und hatten von 05.00 Uhr bis kurz vor 09.00 Uhr ihre Arbeit niedergelegt; zunächst war von 400 die Rede gewesen. Erst am Montagnachmittag normalisierte sich der Betrieb nach Angaben eines Flughafensprechers langsam wieder - Stunden später als erwartet.

Der Ausstand war zwei Tage vorher angekündigt worden. Deshalb wichen viele Airline-Kunden auf Alternativen aus. In vielen Teilen der Terminals blieb die Lage am frühen Morgen nach Betreiberangaben zunächst übersichtlich, im Laufe des Vormittags wurde es jedoch voll. In Schönefeld, wo 25 Flüge aus der Streikzeit bis zum Vormittag verschoben worden waren, reichten die Warteschlangen am Terminal C bis vor die Tür.

Interkontinentalflüge konnten nach Flughafenangaben auch während des Warnstreiks abgefertigt werden. Im übrigen Flugplan waren einzelne Streichungen und Verspätungen auch am Nachmittag noch möglich.

Verdi und der Beamtenbund hatten in den vergangenen Wochen viermal mit dem Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen verhandelt, ohne ein Ergebnis zu erzielen. "Den Arbeitgebern sollte jedoch spätestens mit dem heutigen Streik klar sein, dass die Beschäftigten bereit und in der Lage sind, für ihre Forderungen einzutreten", sagte Verdi-Verhandlungsführer Benjamin Roscher. Bislang gebe es kein verhandlungsfähiges Angebot.

Die Gewerkschaft verlangt, dass die Passagier- und Frachtkontrolleure künftig 20 Euro pro Stunde erhalten. Bislang sind es in Tegel und Schönefeld 17,12 Euro. Die Arbeitgeber hätten nur 40 Cent mehr geboten, kritisierte Verdi.

Der Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen wies die Kritik zurück. Verdi fordere Lohnerhöhungen von bis zu 44 Prozent. Das sei unerfüllbar, weil die Verträge der Dienstleister mit den Airlines dies nicht hergäben.

Die Arbeitgeber hätten angeboten, die Löhne in Ost und West in fünf Jahren anzugleichen. Das entspräche einer jährlichen Erhöhung um bis zu 6,4 Prozent. Verdi bezifferte das jüngste Angebot auf durchschnittlich 1,8 bis 2,0 Prozent plus. Nach Verbandsangaben vom Montag gibt es derzeit kein neues Angebot.

Wo und wann es weitere Warnstreiks geben könnte, ließ Verdi am Montag offen. Kein Flughafen könne ausgeschlossen werden, sagte ein Sprecher. Bundesweit arbeiten rund 23 000 Menschen in der Flugsicherheit, in Berlin sind es laut Gewerkschaft insgesamt etwa 3000 an beiden Airports.

Lufthansa-Vorstand Detlef Kayser kritisierte: "Es ist bedauerlich, dass das neue Jahr schon wieder mit Unregelmäßigkeiten für unsere Fluggäste beginnt." Der Konzern musste aufgrund des Warnstreiks Verbindungen streichen.

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