Halbjahreszahlen VW schließt Rekordquartal

Frankfurt · VW-Konzernchef Herbert Diess erklärt bei der Vorlage der Halbjahreszahlen, warum das zweite Halbjahr ein „Kraftakt“ wird. Außerdem kündigt er Engpässe bei einigen Modellen an.

 VW hat derzeit einige Probleme zu meistern: Unter anderem muss der Konzern derzeit Fahrzeuge auf dem Gelände des BER zwischnenparken und tageweise die Bänder still stehen lassen.

VW hat derzeit einige Probleme zu meistern: Unter anderem muss der Konzern derzeit Fahrzeuge auf dem Gelände des BER zwischnenparken und tageweise die Bänder still stehen lassen.

Foto: AFP

Volkswagen hat im ersten Halbjahr einen Rekordgewinn eingefahren und so viele Fahrzeuge ausgeliefert wie noch nie zuvor. Und dennoch werde das zweite Halbjahr ein „Kraftakt“, sagte Konzernchef Herbert Diess bei der Vorlage der Halbjahresbilanz. Der Grund: VW hat Schwierigkeiten wegen des neuen Abgastestverfahrens WLTP, das von September an gilt. Dieses aufwendigere Messverfahren für Schadstoffe führt dazu, dass das Unternehmen die Zertifizierungen für einige seiner Motorgetriebekombinationen nicht rechtzeitig erhält. Deshalb muss VW nicht nur Autos zwischenparken, unter anderem auf dem Berliner Flughafen BER. Die Wolfsburger müssen auch tageweise in einigen Werken die Bänder stillstehen lassen. Das könnte zu Engpässen bei einigen der insgesamt 260 Modelle des Konzerns führen.

Dennoch glaubt Finanzvorstand Frank Witter, dass der Konzern wie geplant 10,7 Millionen Fahrzeuge im laufenden Jahr ausliefern kann, das wäre eine leichte Steigerung gegenüber dem Vorjahr. Im zweiten Quartal hatte das Unternehmen 2,8 Millionen Fahrzeuge und damit knapp sieben Prozent mehr ausgeliefert als ein Jahr zuvor. Der Umsatz stieg in dieser Zeit um 3,4 Prozent auf gut 61 Milliarden Euro, im gesamten Jahr will der Konzern fünf Prozent mehr umsetzen. Der Betriebsgewinn legte zwischen April und Juni um knapp 23 Prozent auf 5,6 Milliarden Euro zu.

Rückruf droht bei Elektroautos

Die Prognose für das Gesamtjahr klingt zunächst gut: da werde das operative Ergebnis vor Sonderposten zwischen 6,5 und 7,5 Prozent vom Umsatz liegen. Die Sonderposten aber beunruhigen die Börse, zu Recht, wie das Bußgeld zeigt, das die Staatsanwaltschaft Braunschweig erst im Juni gegen VW wegen des Dieselskandals verhängt hatte. Damit hat VW insgesamt wegen der Folgen der Dieselmanipulationen schon 27 Milliarden Euro gezahlt. Weitere 600 Millionen Euro stellten die Wolfsburger zurück, um für Rechtstreitigkeiten gewappnet zu sein. Schließlich sind noch 17 300 Einzelklagen von VW-Besitzern anhängig, die wegen der Dieselmanipulationen Schadenersatz verlangen. Außerdem ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen ehemalige Vorstände und Mitarbeiter, ob sie den Kapitalmarkt zu spät über die Dieselkrise informiert haben.

Damit nicht genug: die Anstrengungen, die CO2-Klimaschutzziele zu erreichen, kosten Geld, die Verbrennungsmotoren müssen weiter optimiert, die Elektromobilität weiter vorangetrieben werden. Gerade bei Elektroautos droht VW ein Rückruf von 124.000 Elektroautos, aber auch von Hybriden von VW, Audi und Porsche durch das Kraftfahrt-Bundesamt. Ein Zulieferer hatte das Amt darauf aufmerksam gemacht, in Hochvolt-Ladegeräten seien 0,008 Gramm Cadmium pro Gerät enthalten. Das Amt muss nun über den Rückruf dieser Fahrzeuge entscheiden.

Schwierig könnte das zweite Halbjahr jedoch auch wegen der unsicheren geopolitischen Lage werden. VW-Chef Diess fürchtet die Folgen des Handelsstreits zwischen der EU, den USA und China. Der wachsende Protektionismus stelle die global vernetzte Autoindustrie vor große Herausforderungen.

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