Erhöhung des Grundgehalts Verdi: Weg frei für ersten Tarifvertrag mit Ryanair

Berlin · Nach mehreren Streiks könnte der erste Tarifvertrag für die Flugbegleiter von Ryanair in Deutschland bald Realität sein. Dagegen ist eine Lösung bei den Piloten noch nicht gefunden.

 Der Tarifvertrag soll bis Ende November endgültig ausgehandelt werden.

Der Tarifvertrag soll bis Ende November endgültig ausgehandelt werden.

Foto: Marcel Kusch

Im Konflikt mit Ryanair haben die Verdi-Mitglieder bei der irischen Fluggesellschaft einer Vorvereinbarung für einen Tarifvertrag "mit sehr großer Mehrheit" zugestimmt. Das teilte die Gewerkschaft in Berlin mit.

Mit der Billigung des Eckpunkte-Papiers sei der Weg frei für den ersten Tarifvertrag für die rund 1000 Flugbegleiter bei Ryanair in Deutschland. Dieser betreffe sowohl die bei Ryanair angestellten Beschäftigten als auch die Leiharbeitnehmer. Der Tarifvertrag solle nun bis Ende November endgültig ausgehandelt werden.

Die Regelungen im Eckpunkte-Papier sehen nach Angaben von Verdi eine deutliche Erhöhung des Grundgehalts sowie weitere Einkommensverbesserungen vor. An diesem Mittwoch setzt Ryanair mit der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) in Frankfurt die Tarifverhandlungen fort.

Kommt der Tarifvertrag für die Flugbegleiter zustande, werde deren Grundgehalt um 600 Euro monatlich steigen, teilte Verdi mit. Hinzu komme eine weitere Gehaltserhöhung von 200 bis 250 Euro im Monat. Künftig solle es laut der Vereinbarung für jeden Flugbegleiter eine Mindeststunden-Garantie von 600 Stunden geben.

Verdi machte als Beispiel die Rechnung für eine Flugbegleiterin auf, die bislang 825 Euro Grundgehalt erhält. Künftig wären es 1420 Euro. Mit den zusätzlichen Entgelterhöhungen käme sie am Ende der Tarifvertragslaufzeit auf rund 1650 Euro Grundgehalt. Inklusive Zulagen und Flugstunden-Vergütungen dürfte sie dann rund 2300 Euro erreichen, hieß es.

Ferner wurden nach Angaben von Verdi in einem Sozialplan für alle Standorte im Fall von Schließungen oder der Reduzierung von Flugzeugen erstmals Abfindungsregelungen bei Versetzungen vereinbart. Das gelte auch für die bis Anfang November in Bremen Beschäftigten.

Als großen Wermutstropfen bezeichnete Verdi-Vorstandsmitglied Christine Behle die Tatsache, dass Ryanair weiterhin keine Betriebsräte zulasse. "Wir setzen hierbei auf die Politik, die eine Gesetzesänderung beschließen muss, um eine Betriebsratsgarantie auch im Luftraum einzuführen", fügte sie hinzu.

Für eine solche Regelung hat sich Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) eingesetzt. Das Land Berlin kündigte eine Bundesratsinitiative für mehr Rechte von Flugpersonal an. Der Vorstoß zielt auf Ryanair ab.

Bislang haben die Arbeitnehmer rechtlich schlechte Karten: Das Betriebsverfassungsgesetz sieht eine Beschäftigtenvertretung für Arbeitnehmer im Flugbetrieb als Möglichkeit vor - das greift aber nur, wenn die Geschäftsleitung einverstanden ist. Nach Angaben der Berliner Arbeitssenatorin Elke Breitenbach (Linke) schließen sich Bremen, Thüringen und Brandenburg der Bundesratsinitiative an.

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