Hauptversammlung Vapiano-Aktionäre äußern in Köln ihren Unmut

Köln · Die Restaurantkette Vapiano ist in die Schieflage geraten. Ein Kursrutsch, hohe Verluste und der Abgang des Vorstandschefs sorgen für Unruhe. Jetzt stand die Hauptversammlung in Köln an.

 Essen bei Vapiano: Die Restaurantkette ist in eine Schieflage geraten.

Essen bei Vapiano: Die Restaurantkette ist in eine Schieflage geraten.

Foto: picture alliance / Rolf Vennenbe

Für Zündstoff war vor dem Aktionärstreffen von Vapiano in einem Kölner Hotel reichlich gesorgt. Holprige Geschäfte hatten bereits im abgelaufenen Jahr die Aktie von 24 Euro auf unter sechs Euro abrutschen lassen. Und weiter nach unten ging es zuletzt, als der Verkauf des US-Geschäfts scheiterte und Vorstandschef Cornelius Everke am Sonntag das Handtuch schmiss. Everke war erst im Dezember an die Vapiano-Spitze gerückt. Er erwarte mehr Standfestigkeit von Personen, die in schwierigen Situationen an der Spitze Verantwortung übernehmen, sagte Hans-Joachim Sander, der mit seiner Frau und Wella-Erbin Gisa Sander über 15 Prozent am Stammkapital hält, „Spiegel Online“.

Und die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) wollte Vorstand und Aufsichtsrat nicht entlasten. Allein die erhebliche Nichterfüllung der Jahresprognose rechtfertige die Nichtentlassung des Vorstands. Statt 390 bis 420 Millionen Euro Umsatz waren es 372 Millionen. Dabei musste die Restaurantkette einen Verlust von 101 Millionen hinnehmen. Der Aufsichtsrat hätte korrigierend in den Investitionsprozess eingreifen müssen, so die Aktionärsschützer.

Dass dann Everke, der Ende des Monats das Unternehmen verlässt, bei der Hauptversammlung den Weg in die Zukunft skizzierte, irritierte einige Anleger. Everke erläuterte seine bereits bekannte Strategie. Die Expansion wird gebremst. Schon seit Jahresbeginn wurden fünf Restaurants zugemacht und nur noch acht neue eröffnet. Damit stieg die Gesamtzahl der Lokale weltweit auf 234, etwa ein Drittel davon in Deutschland. Arbeitsabläufe sollen verbessert und die Menükarte abgespeckt werden. Schließlich hatten Kunden ihren Unmut über lange Wartezeiten geäußert. Der scheidende Vorstandschef bekräftigte nach Angaben von Teilnehmern – Journalisten, die an dem Treffen teilnehmen wollten, bekamen mitgeteilt, es gebe keinen Platz für Gäste – das Ziel, 2021 wieder Gewinne zu machen.

Bei der Expansion habe das Unternehmen viel Geld „verbrannt“ und sei nicht fähig gewesen, rechtzeitig die Reißleine zu ziehen, sagte Kleinaktionär Matthias Gäbler.

Trotz der angespannten Situation äußerten Anleger auch zaghafte Hoffnung. Er sei durchaus optimistisch, dass die Strategie zu einer Verbesserung der Lage führen werde, sagte Thomas Hechtfischer von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). „Das italienische Essen ist nach wie vor in Mode“, sagte Gäbler.

Mit von der Partie war auch Vanessa Hall, seit September die Aufsichtsratsvorsitzende von Vapiano. Die 52-jährige Britin soll vorerst die Nachfolgerin von Everke werden. Das sieht Großaktionär Sander durchaus positiv. Bei „Spiegel-Online“ bezeichnete er sie als „exzellente Managerin“. Er wisse nur nicht, ob sie zur deutschen Unternehmenskultur von Vapiano passe, gab er zu Bedenken. Bis mindestens April 2020 soll die erfahrene Gastronomie-Managerin an der Vapiano-Spitze stehen.

Unterdessen wurde bekannt, dass die Kölner Firma neben Everke einen weiteren Top-Manager verliert. Der bisherige Vapiano-Deutschlandchef Martin Heuer startet im September im Vorstand von Block House, wie die Hamburger Restaurantkette auf Anfrage mitteilte. Zuvor hatte die Fachzeitschrift „Foodservice“ darüber berichtet.

(mit Material von dpa)

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